Die Krupps, Schattenmann + Johnny Tupolev, Backstage München, 05.09.2025

Die Krupps im Backstage München

Da kann man nur gratulieren: Seit 45 Jahren sind die Krupps nun aktiv und damit länger, als der Autor dieser Zeilen auf der Erde weilt. In diesem Sinne erst einmal: Herzlichen Glückwunsch! Um das ganze auch gebührend mit den Fans zu feiern, sind Die Krupps ausgiebig am Touren und machten auch im Backstage München Halt, um dem Publikum ihre kompromisslose Musik mit Elementen aus EBM, Metal und Industrial zu präsentieren. Mit neuem Material, einem starken Best Of-Set und den Supports Johnny Tupolev und Schattenmann sorgten sie für eine volle Halle, wo es um 19:55 Uhr losgehen sollte (20:00 Uhr kann ja schließlich jeder).

Johnny Tupolev machten pünktlich den Anfang und lieferten einen gelungenen Auftritt ab. Obgleich sie bisher noch eher als Geheimtipp gelten – ihr erstes Album „The Best Unknown“ erschien erst vor kurzem –, hatten sie bereits gut im Blick, wie man ein Publikum unterhält. Musikalisch passte das hervorragend zu Die Krupps: harte Gitarrenriffs, ein eingängig-druckvoller Rocksound mit Hang zum Industrial Rock. Mit ihren sieben Stücken wie „Balance Of Pain“ und „Shot in Black and White“ sorgten sie früh für Bewegung im zahlreich anwesenden Publikum, wirkten in ihren Ansagen sehr sympathisch, und als sie das Set mit „Obsession“ beendeten, konnte man sich beinah sicher sein: An diesem Abend sind für die Band bestimmt einige neue Hörer hinzugekommen.

Setlist Johnny Tupolev:

01. The Joy of not Knowing
02. Bomb your Head
03. Balance of Pain
04. Down Again
05. Shot in Black and White
06. Sleeping Desire
07. Obsession

 

Eine Umbaupause später waren Schattenmann an der Reihe, die bereits auch für sich einige Fans mit hatten, aber vor allem natürlich das Warm-up für Die Krupps darstellen, wenngleich auch etwas anders im Genre. Die Band um Frontmann Frank Herzig dachte sich wohl: „Challenge accepted“ und sorgte tatsächlich schnell für Begeisterung. Der druckvolle Sound zwischen NDH und Metal-Anleihen mit Stücken wie „Brennendes Eis“ und „Menschenhasser“ sorgte bspw. schon für Bewegung, bis in der kommenden Ansage der Kontakt zum Publikum dazukam. Eingeleitet mit der Behauptung, wenn man in Nürnberg auf die A9 Richtung München fährt, würde man die allerniedersten Instinkte Menschen kennenlernen. Auf die Frage, was dagegen helfen könnte, damit die Menschen alle mal ein bisschen mehr klarkämen, kam bald die Antwort „mehr Sex haben“. Ganz klar: Es folgte an dieser Stelle „Generation Sex“.

Man merkte durch und durch, dass die gesamte Band hier Spaß hatte. Die Band war häufig in Bewegung, man merkte ihr die Freude sehr an und auch die am Bass eingesprungene Füchsin (von den Gossenpoeten) ging in diesem „Aushilfsjob“ voll auf. Bei aller Härte kam auch eine Coverversion dazwischen – das Cover von „Komet“, das eigentlich mit Tanzwut aufgenommen wurde, aber hier auch so sehr gut funktioniert wurde. Während der Text vermutlich bekannt war, fiel auch auf, dass einige sich zur Begeisterung der Band vorbereitet hatten. Zumindest behaupteten dies einige auf die Frage, ob sie etwa im Vorfeld Texte gelesen und sich über Schattenmann informiert hätten. All das machte den Auftritt zu einer sehr runden Sache.

Dazu kamen natürlich auch weiterhin die eingängig-harten Stücke wie „Kein Kommando“, „Spring“ oder auch „Dia des Muertos“. Was dann am Ende nicht der Schluss war, sondern die Band dann doch noch „Cosima“ spielte, trotz des bereits zuvor angekündigten letzten Stücks. Sehr sympathisch. Den Wunsch nach einer weiteren Zugabe konnten Schattenmann dann nicht mehr erfüllen, denn „wir wollen auch gleich Die Krupps sehen“. Dafür hatte man später am Merch noch die Möglichkeit, mit der Band zu reden. Eine super Wahl als Support für Die Krupps!

Setlist Schattenmann:

01. Jeder ist schlecht
02. Brennendes Eis
03. Menschenhasser
04. Generation Sex
05. Chaos
06. Komet
07. Kein Kommando
08. Spring
09. Hände Hoch
10. Día de Muertos
11. Cosima

 

Als der Umbau fertig war und das Vibrafon stand, war es auch bereits etwa 21:45 Uhr, als Die Krupps die Bühne enterten. In einer international besetzten Viererbesetzung legten sie direkt mit „Nazis auf Speed“ los, das durchaus als Zeichen gegen Faschismus und Krieg gelesen werden kann (ergänzt darum, dass die Band sich auch schon gegen Drogenmissbrauch geäußert hat). Der druckvolle Sound mit Elementen aus EBM und Metal fand schnell Gefallen, man merkte Jürgen Engler die Freude an, als er immer wieder den Kontakt zum Publikum suchte und sich an die Bühnenkante stellte – ohne Bühnengraben, direkt vor den Zuschauern. Der Auftakt war gemacht, und gerade zum Jubiläum wurden natürlich alle Register gezogen. Mit „Isolation“ und „Schmutzfabrik“ war man direkt bei den Klassikern, gefolgt vom Visage-Cover „Der Amboss“, bei dem auch das Vibrafon erstmals zum Einsatz kam.

Es blieb in diesem Best Of-Geschehen, was genau das war, was hier im Rahmen des stolzen Jubiläums erwartet wurde. „Metal Machine Music“, „To The Hilt“ – ein Set, das zum Feiern einlud. Der Einladung wurde zahlreich gefolgt, wie man in den ersten Reihen sah. Immer mal gab es auch Ansagen von Jürgen Engler: Er erinnerte sich an München-Konzerte und fragte unter anderem, wer denn 1982 in der Alabamahalle gewesen sei. Vereinzelte Meldungen gab es tatsächlich. Aber auch für die alteingesessenen Fans gab es Neues zu erleben: Das S.Y.P.H.-Cover „Industriemädchen“ war das eine, das andere die zwei ganz neuen Stücke „On Collision Course“ und „Will nicht – muss!“ (letzteres war übrigens auch auf vielen Shirts zu lesen). Diese sind am Veranstaltungsabend auf der nur auf dieser Tour verkauften EP enthalten und fügten sich live sehr gut ein. So klangen 45 Jahre Die Krupps in einer solchen Setlist problemlos wie aus einem Guss.

Als dann zum Ende hin „Robo Sapien“ und „Bloodsuckers“ die Show beenden sollten, glaubte das selbstverständlich niemand so richtig. Die Band vermutlich am wenigsten, denn natürlich kam sie wieder – mit der Ansage, dass sie nur noch einen hätten, aber dann wirklich Schluss sei. Viel schöner allerdings war es, dass das als Zugabe gespielte „Machineries of Joy“ Douglas McCarthy gewidmet wurde. Und während man das alles so sieht auf der Bühne, wundert man sich, dass es die Band schon 45 Jahre geben soll, denn das wirkt kein bisschen angestaubt. Man könnte es vielleicht auch „zeitlos“ nennen. So oder so darf man wohl davon ausgehen, dass auch diese 45 Jahre nur eine Zwischenstation sind und keinerlei Abschiedsgedanken gehegt werden. Ein Glück!

Setlist Die Krupps:

01. Nazis auf Speed
02. Isolation
03. Schmutzfabrik
04. Der Amboss (Visage Cover)
05. On Collision Course
06. The Dawning of Doom
07. Industrie-Mädchen (S.Y.P.H. Cover)
08. High Tech/Low Life
09. Black Beauty White Heat
10. Crossfire
11. Will nicht – Muss!
12. Metal Machine Music
13. Fatherland
14. To the Hilt
15. Robo Sapien
16. Bloodsuckers
17. Machineries of Joy (Z)

 
Und so hört sich das an:

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Die Rechte an den Bildern liegen bei Marius Meyer.

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