Sorority Noise, Tsunami Club Köln, 22.05.2017

Sorority Noise, Tsunami Club Koeln, 22.05.2017

Ein ausverkaufter Club, viel Hitze, das richtige Publikum, emotionale Musik, eine geniale Live-Band. Perfekte Vorraussetzungen für einen tollen Konzertabend. Tatort Tsunami Club in der Kölner Südstadt an einem Montagabend, halb 9. Die Paderborner von KID DAD betreten die Bühne, um die in den Tsunami Club geströmten Menschen, die heute noch die Emo-Rocker Sorority Noise – extra aus Hartford, Connecticut angereist – sehen wollen, aufzuwärmen. Das gelingt ihnen auch. Knapp 30 Minuten lang gehört das Publikum ausschließlich dem traurigen Grunge-Rock der noch jungen Musiker, die ihre Haare im Takt der Musik schwingen und nicht selten zu dritt ihre Stimmen gen Himmel erheben. Das Ergebnis sind kraftvolle Vocals, die locker mit denen eines Kurt Cobain mithalten können.

Danach, gegen 21:30, betreten Sorority Noise die Bühne, geben sich wortkarg und starten ihre knapp 45 minütige Show mit „A Better Sun“, einem ruhigeren Track ihres aktuellen dritten Albums „You’re Not As_____As You Think“. Noch bleibt es ruhig im vollgepackten Raum. Dann, „No Halo“, die erste Singleauskoppelung eben dieses Albums. Die Hölle bricht los, Fäuste recken sich gen Himmel, die Menge gerät in akuten Bewegungsdrang und Sänger Cameron Boucher schreit sich die Seele aus dem Leib. Wow, Gänsehaut, Emotion, Tränen. In den kommenden Minuten muss Boucher das Publikum gleich zwei mal auffordern sich ein wenig zurückzuhalten, weil die erste Reihe mehrfach auf die klitzekleine Bühne des Tsunami geschubst wird. Das ist mal ein Publikum.

Behandeln die Texte des Quintettes fast ausschließlich die manischen Depressionen Bouchers, so ist die Stimmung im Club dementsprechend aufgeladen. Auch die einzige Ansage der Band gegen Ende des Sets dreht sich um die psychische Erkrankung des Sängers. Diese Ansage hat es jedoch in sich. Er habe in seinem Leben zu viele enge Freunde verloren, weil Menschen sich alleine gefühlt haben. Man sei nicht alleine mit seiner Krankheit, sagt Boucher, jeder einzelne im Raum sei wichtig. Puh, eine ehrliche Ansage, die Mut macht, dass in Zukunft hoffentlich offener über psychische Erkrankungen gesprochen werden darf.

Vor allem bei den Stücken der ersten beiden Werke der Musiker ist das Publikum besonders textsicher. Das heißt jedoch nicht, dass die Songs des neuen Albums nicht mindestens genauso emotional und euphorisch aufgenommen werden. Gegen Mitte des Sets erklingen auf einmal die Klänge von Brand News „Tautou“ aus dem in der Emo-Szene so bekannten Album „Deja Entendu“ aus dem Jahre 2003. Nur wenige Sekunden dauert es, bis das gesamte Publikum den zweizeiligen Text des Songs mitschreit. Wow. Generell ist der Auftritt von Sorority Noise auch musikalisch sehr schlüssig – es gibt nur wenige Pausen zwischen den Songs. Im Hintergrund hüpft Bassist Ryan McKenna wie ein niemals stillstehender Flummi über die kleine Bühne.

Dann ist plötzlich Schluss, die Band legt ihre Instrumente nieder und verlässt die Bühne. Das Publikum fordert nach mehr, was es auch bekommen soll. Mehr als eine Zugabe wollen Sorority Noise dann aber doch nicht spielen. Auch, wenn der Auftritt der amerikanischen Band ein eher kurzes Vergnügen war, so war es doch ein sehr intensives und nicht weniger gutes. Wer hätte schon erwartet, dass Sorority Noise eine derart krasse Live-Band sind?

Und so hört sich das an:

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