„Home sweet home Tones and welcome back“, tönte der Eröffnungstrack des aktuellen Albums „Tones“ lautstark aus der Musikanlage der Live Music Hall, während Teesy (eigentlich Toni Mudrack) unter tosendem Applaus und pünktlich zum Chorus des Openers auf die Bühne stürmte. Zuvor hatte es quasi einen fliegenden Wechsel und Mikrofontausch mit Vor- und Support-Act NKSN (eigentlich Niklas Esterle) gegeben, der fast schon überpünktlich um kurz vor 20 Uhr begonnen hatte, das Publikum mit seinen eigenen Songs – einer Mischung aus deutschem R’n’B und seichtem HipHop – anzuheizen beziehungsweise die Stimmung im Saal bei Außentemperaturen um den Gefrierpunkt allmählich auftauen zu lassen. Keine leichte Aufgabe, wie sich im Laufe des Abends noch herausstellen sollte …
Teesy bahnte sich jedoch unverblümt (nach einem grandios-ausgeführten Rap-Part im Bühnenhintergrund) und mit einem breiten Grinsen auf den Lippen seinen Weg auf die Stage. Auf dieser hatte sich bereits während der zweiten Hälfte von NKSNs Auftritt eine kleine Band positioniert, die nicht nur klanglich, sondern auch namentlich gewisse Ähnlichkeiten zu der Instrumentalband einer, wenn nicht sogar der ehemaligen Kölner Late-Night-Show von Pro7, aufwies: Die (Heavy?) Tones-Band. Auch der 28-jährige Teesy auf der Bühne glich mit seiner aufgefrischten blonden Platin-Frisur dem berühmten Entertainer und Moderator (die Rede ist natürlich von Stefan Raab) zumindest in Ansätzen. Gleich zum zweiten Song des Abends und dem Hit-Kracher „Usain Bolt“ konnte die Tones-Band bereits ihren vollen Einsatz zum Besten geben, sodass die vor allem zum Ende des Tracks ansteigende Dynamik und Fülle besonders gut zur Geltung kam.
Mit ein paar begrüßenden Worten, einem Lobgesang auf den wohl besten Fußballclub der Welt – den 1. FC Köln – und einem streifenden Blick durch die Halle der Live Music Hall, stellte der Berliner Musiker, der im Frühjahr dieses Jahres erst zum zweitschönsten Mann Berlins gewählt worden war, dabei fest, dass sich an diesem Abend ein überwiegender Frauenanteil (etwa 75%) in den Publikumsreihen versammelt hatte. Somit war das Stichwort für die Hymne „Girls“ an alle weiblichen Geschöpfe da draußen gefallen.
Einen Erfolgshit nach dem anderen schmetterte Teesy seinem Publikum gleich zu Beginn entgegen. Bei „Likes“ komplettierte NKSN mit Bravour die aufwendig produzierten Back-Voices und auch das Bühnenbild wurde um eine grandiose Lichtshow erweitert. Zu „Stranger“ hatte sich Teesy mit seiner Band gleich ein ganz neues Arrangement überlegt, in welchem die Instrumentalisten deutlicher zum Vorschein traten und auch der schwere Kopfstimmenpart des jungen Berliners gekonnt, aber durchaus experimentell in eine singbarere Version umarrangiert wurde.
Zu „Wesley“ – dem gelungenen Stimmungshit über einen exzessiven Partyhelden, der im Drogenrausch und guter Pöbelmanier in seiner Perspektivlosigkeit versinkt – schmiss sich Teesy sogar in Schale: In Mantel und Hut gekleidet fegte er über die Bühne und performte zu dem legendären Wesley-Part, zu welchem er einen Bandkollegen und Goldkehlchen NKSN aufforderte: „Gentlemen, ich darf bitten!“, sogar einen einstudierten Tanz-Part. Auch hier gelang die Live-Performance der Band zu der sonst sehr beatlastigen Hit grandios.
Im Laufe des Abends präsentierte Teesy mit seiner lupenreinen Tones-Band einen gelungenen Querschnitt aus seinen bislang veröffentlichten Tracks, sodass auch Songs der Alben „Wünschdirwas“ (2016) und „Glücksrezepte“ (2014) aus den Lautsprechern der Halle ertönten. Zum Song „Rom & Paris“ hatte sich der Sänger, Rapper, Produzent, ja nennen wir ihn einen waschechten Vollblutmusiker, dabei etwas ganz Besonderes überlegt: Auf die Worte „Du bist gerade richtig“ studierte er mit dem Publikum eine dreistimmige Gesangseinlage ein und ließ somit alle Konzertbesucher des Abends zu einem großen Backup-Chor der Show werden. Schnell wurden die Engelsstimmchen mit den Lobesworten: „Ich küsse eure Stimmen“ belohnt.
Ein von einem Instrumentalisten der Band wie ein Nummernschild über die Bühne getragenes Plakat mit der Aufschrift „Vorsicht: Inhalt!“ eröffnete schließlich den tiefgründigen Song „Generation maybe“, eine Information, die die Gäste des Abends wohl sicherlich nicht gebraucht hätten, aber zumindest einige laute Lacher aus den Publikumsreihen entlockte. Obwohl sich zugegebenermaßen das Publikum des Abends im Vergleich zu manch anderen Konzerten nicht als die unterhaltsamste Stimmungscrowd entpuppte – was vermutlich *Augenzwinkern on* den anschmachtenden Blicken vieler Frauen zu dem hübschen begabten jungen Mann beziehungsweise zu den vielen attraktiven Herren auf der Bühne geschuldet war *Augenzwinkern off* –, war die Grundatmosphäre des Abends gut und reichlich entspannt. Allen Besuchern schien das Konzert durchaus zu gefallen: Man unterhielt sich freundlich, wippte lässig auf der Stelle hin und her und teilte mit wildfremden Stehnachbarn freundschaftlich sein Bier, ohne dabei jedoch überschwänglich herumzukreischen. Nichtsdestotrotz gab es im Laufe des Abends auch einige regelrechte Stimmungskracher, etwa als Teesys großartiger „könnte, sollte, müsste, hätte“-Ohrwurm „Glücksrezepte“ textsicher vom ganzen Publikum vorgetragen wurde.
Im Vorfeld des Konzerts hatte sich Teesy über seine sozialen Netzwerke an all seine Saxophonisten-Fans gerichtet, die auf jedem Tour-Stop den legendären Solo-Part in „Ich lebe für dich“ live performen sollten. Für den Kölner Tourstop hatte sich für diesen musikalischen Vortrag – ich hoffe, meine Ohren haben sich bei der Aussprache des Namens nicht getäuscht – Markus Kesseldorf qualifiziert, der brillant und mit ordentlich Schmackes den Part interpretierte.
Um 21:31 war der offizielle Part des Abends schließlich beendet, was jedoch die lautstarken „Zugabe!“-Rufe aus den Publikumsreihen zum Glück zu verhindern wussten. So trat NKSN beispielsweise ein zweites Mal ins Bühnenzentrum, um erneut seinen derzeitigen Erfolgshit „Perfekt“ zu performen. Musikalische Unterstützung erhielt er diesmal sogar nicht nur von Kumpel Teesy, sondern ebenso von Überraschungsgast und YouTube-Star KAYEF. Aber auch die erste Single-Auskopplung des aktuellen „Tones“-Albums „Renaissance“ wurde eindrucksvoll und mit geballter Power zum Besten gegeben.
Ein weiteres Highlight des fulminanten Konzertabends spielte sich aber zum Ende der Show ab, als Teesy einen weiteren Special-Überraschungsact auf der Bühne ankündigte. So erzählte der 28-jährige Berliner, er habe mit dem Vater von zwei seiner jüngsten Fans eine Wette abgeschlossen, dass diese – sollten sie zum Zeitpunkt des Konzerts mehr Facebook-Follower gewonnen haben als er selbst – zu ihm auf die Bühne kommen und einen Song mit ihm performen dürfen. Und wie das Schicksal es so wollte, hatten Joline (9) und Noemi (7) mit ihrem Facebook-Kanal JONO Music kurz vor dem Konzertabend die 90.000 Follower-Marke geknackt und somit Teesys Likes-Anzahl eingeholt. Da sich die kleine Noemi vor lauter Aufregung nicht aus den Armen ihres Vaters auf die Bühne traute, kletterte schließlich entschlossen und in einen viel zu großen Teesy-Fanpulli gehüllt die junge Joline auf die Bühne und präsentierte in einer zuckersüßen und textsicheren Performance zu „Keine Rosen“, dass in ihr eine waschechte Entertainerin, Rampensau und talentierte Sängerin steckt. Das Publikum und insbesondere Frauen- und Kinderschwarm Teesy schmolzen dahin, sodass auch kurze Texthänger, die zugegeben während des gesamten Liedes äußerst selten vorkamen, der kleinen Dame charmant umspielt wurden.
Ein absolut krönender Abschluss, dem nur noch die Performance von Teesys Song „Jackpot“ (ursprünglich featuring Cro, dessen Part an diesem Abend nun NKSN übernommen hatte) die Krone aufsetzen konnte. Hier feierte das gesamte Publikum noch einmal ausgelassen mit, ehe sich die Band schließlich zufrieden vom Publikum verabschiedete.
Alles in allem war der Kölner Konzertabend von Teesys „Tones“-Tour ein voller Erfolg. Die lupenreine, grandiose „Tones“-Band glänzte über den Abend hinweg mit Bravour und auch der Star des Abends Teesy stellte sein Talent und seine Vielfältigkeit sowie seinen musikalischen Perfektionismus auf allen Ebenen unter Beweis. Sein Album, das für uns bereits zu einem der besten des Jahres 2018 gekürt wurde (die Rezension zu Tones könnt ihr hier nachlesen), bestand auch in der Live-Version vor Publikum mit der Note „Sehr gut“ und das, obwohl die Konzertbesucher einmal nicht zu dem energiereichsten Stimmungspublikum gehörten. Und um den Abend zum Schluss nun noch poetisch zusammenzufassen: Lieber Teesy, Toni, Tones – das war grandios!
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