The Temperance Movement, Luxor Köln, 27.03.2018

The Temperance Movement Luxor 3

Anfang des Jahres veröffentlichte die schottische Rockband The Temperance Movement ihr neuestes musikalisches Werk: “A Deeper Cut”. Vor den Arbeiten zu diesem mittlerweile dritten Studioalbum hatte es allerdings einige Turbulenzen gegeben, was die Zusammenstellung der Band betrifft. Während man mit der bereits veröffentlichten Musik und den zahlreichen Konzerten der vergangenen Jahre schon beachtliche Erfolge hatte feiern können, galt es mit der Zeit leider auch, zwei Bandaustritte von Gründungsmitgliedern zu verkraften. Sänger Phil Campbell, Bassist Nick Fyffe und Gitarrist Paul Sayer gelang es glücklicherweise jedoch, neue Bandkollegen ausfindig zu machen, die ihr Handwerk verstehen und harmonisch ins Bandgefüge eingliedert werden konnten.

Als zweiter Gitarrist hatte Matt White schon auf der kompletten Tournee zum vorherigen, zweiten Album „White Bear“ den ausgestiegenen Luke Potashnick vertreten, der das Album zwar noch eingespielt hatte, dann aber ausgestiegen war. Simon Lea, der neue Mann am Schlagzeug, hatte vor den Aufnahmen zu „A Deeper Cut“ immerhin einige besondere Akustik-Konzerte zusammen mit der Band bestreiten können. Sein Vorgänger Damon Wilson war im Laufe der “White Bear”-Tournee ebenfalls aus der Band ausgetreten und bei den verbliebenen Auftritten unter anderem durch den Graveltones-Drummer Mikey Sorbello vertreten worden. – Mit „A Deeper Cut“ erschien in diesem Jahr nun also die erste Studioaufnahme, die in der neuen Bandkonstellation, mit White und Lea eingespielt wurde.

The Temperance Movement, Simon Lea

Im Kölner Luxor, wo The Temperance Movement schon mehrfach zu Gast waren, stellte man Ende März viele Songs aus dem neuen Album vor und präsentierte daneben einen guten Querschnitt älteren Materials, wodurch sowohl neuere als auch langjährige Fans auf ihre Kosten kamen. Ganz selbstbewusst startete die Gruppe den Abend sogleich mit einer Reihe brandneuer Lieder, mit ungeheurer Wucht, was den Sound anbelangte, und einer nicht zu übersehenden Spielfreude. Die Band hatte wirklich großen Spaß an ihrem Auftritt – und ich kann schon vorwegnehmen, dass es vermutlich ihr bisher bester in Köln war.

Bereits während der dritten Nummer holte man sich Verstärkung auf die Bühne. Bei „Love And Devotion“ wurde die Band von ihrem hervorragenden Support-Act, Thomas und Olivia Wynn, gesanglich unterstützt, was von den Zuhörern sehr gut aufgenommen wurde. Es folgte „Higher Than The Sun“, ein neues Lied, das für mich irgendwie „anders“ klingt als ein typischer TTM-Song, gewissermaßen aus dem Rahmen fällt (bei „White Bear“ nahm übrigens „The Sun and the Moon Roll Around Too Soon“ diese Rolle für mich ein). Die Band lieferte danach mit dem bereits fünften Song des Abends erstmals einen Klassiker ab, „Be Lucky“. Der große Einfluss der Rolling Stones auf das Repertoire wurde hier ersichtlich. Mehrfach schon spielten The Temperance Movement im Vorprogramm ihrer Idole.

The Temperance Movement

„Ain’t No Telling“ vom Debütalbum erwies sich, wie eigentlich bei jedem ihrer Auftritte, als krachendes Highlight im Programm, bevor erneut eine Nummer vom jüngsten Album für Staunen sorgte. Ganz ruhig gestaltete sich der Auftakt des Songs „Another Spiral“, welcher für viele Fans zum Besten gehört, was das neue Material hergibt. Immer weiter steigerte sich die Band im Luxor bei diesem Stück mit der Zeit in ein improvisiertes, atemberaubendes und letztlich auch sehr lautes Finale hinein, bei dem beide Gitarristen zeigen konnten, was sie auf dem Kasten haben.

Für einige Songs vom zweiten Album „White Bear“ behielt sich die Band den Mittelteil des Konzertes vor. Der Titeltrack des Albums sowie die Single „Three Bulleits“ und das mächtige „Battle Lines“ gehörten allesamt zu den härtesten Nummern des Abends. „Know For Sure“, wiederum vom Debüt, funktionierte als Live-Song ganz wunderbar, obwohl mich die Studioaufnahme zuvor nie so recht zu überzeugen wusste.

Kurz vor Schluss schaffte es die Band, mit „Only Friend“ den ganzen Club zum lautstarken Mitsingen zu bewegen. Bei ihrem letzten Auftritt im Dezember 2016 hatten The Temperance Movement diesen Hit, zweifelsfrei einen ihrer allergrößten, erstaunlicherweise gar nicht gespielt. Dies beim erneuten Besuch in der Domstadt nachzuholen, war somit eine mehr als gute Entscheidung. Nach dem Ende des Songs wollte das Publikum gar nicht erst aufhören mit dem Singen. Der Band stand die Zufriedenheit über diesen Abend ins Gesicht geschrieben. Abgerundet wurde der Hauptteil des Konzertes danach mit einem weiteren Höhepunkt, dem Song „A Deeper Cut“, der sich zunächst ganz sanft aufbaute, dann aber mit lautem Getöse endete, live also noch einmal anders als auf Platte klang.

The Temperance Movement, Thomay Wynn

Natürlich kamen die Musiker nach kurzer Pause zurück auf die Bühne und erfrischten das Publikum mit „Backwater Zoo“ und einer netten Piano-Einlage von Phil Campbell. „Midnight Black“ als krönender, rockiger Abschluss brachte noch einmal richtig Schwung in den Laden.

The Temperance Movement scheinen nach dem Verlust zweier Gründungsmitglieder alles richtig gemacht und mit ihren neuen Kollegen einen guten Weg eingeschlagen zu haben. Nach diesem souveränen Auftritt und einem wirklich gelungenen dritten Album bleibt nur zu hoffen, dass der nächste große Wurf bald folgt und ein weiteres Konzert in Köln nicht mehr lange auf sich warten lässt.

Wer die Band dieses Jahr noch live erleben möchte, hat auf dem Burg Herzberg Festival die Möglichkeit dazu!

So hört sich das an:

The Temperance Movement: Website / Facebook / Twitter / Instagram

Thomas Wynn & The Believers: Website / Facebook / Twitter / Instagram

 

The Temperance Movement live 2018:

28.07. – Burg Herzberg Festival

 

Die Bildrechte liegen bei minutenmusik / Sebastian.

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