Black Foxxes – Black Foxxes

Cover vom dritten Black Foxxes Album "Black Foxxes".

Wenn nicht jetzt, wann dann? 2013 gründete Mark Holley im britischen Exeter die Band Black Foxxes. Der selbstgesetzte Leitspruch damals: Wenn’s jetzt nicht endlich mit der Karriere klappt, dann war’s das mit Musik. Über sieben Jahre später ist Holley, der Gitarre spielt und singt, ins schottische Edinburgh übergesiedelt und hat mit seinem Projekt einiges durchlebt: Support-Shows in Hallen wie dem riesigen Alexandra Palace, Auftritte auf namenhaften Festivals, währenddessen die Veröffentlichung zweier durchaus wohlwollend aufgenommener Studioalben und zuletzt ein weitreichender Besetzungswechsel. Der große Durchbruch jedoch blieb aus. Mit Finn Mclean am Schlagzeug und Jack Henley am Bass versucht Holley nun einen letzten Anlauf und Neustart. Deshalb trägt das dritte Album seines Projektes auch den Namen der Band selber – die Botschaft dessen ist eindeutig: Das hier ist wichtig. Denn Black Foxxes meinen es ernst.

Schon vor der weitreichenden Umstrukturierung des Rhythmus-Fraktion stand Holley mehr als deutlich im Mittelpunkt. Während er verletzlich von seinen psychischen Problemen oder seiner Morbus Crohn-Erkrankung sang und sich mit seinen exzentrischen Performances in den Fokus rückte, bildeten Ex-Bassist Tristan Jane und Ex-Schlagzeuger Ant Thornton das unauffällige und doch notwendige Grundgerüst, auf dem ihr Sänger aufbauen konnte. Diese oberflächliche Rollenverteilung bleibt scheinbar auch in neuer Besetzung bestehen. Nicht überraschend ändern sich für „Black Foxxes“ jedoch die Dynamiken zwischen den zwei Rhythmus-gebenden Instrumenten und dem Melodieträger. Denn statt plötzlich und unverhofft drauflos zu brettern, stauchen Mclean und Henley die die Stücke durchziehenden Spannungen lieber auf. Die plötzlichen Laut-Leise-Schwankungen sowie ausufernden Ausbruch-Passagen sind damit weitgehend Geschichte.

Wie im graduell ausufernden Eröffnungsstück „I Am“ arbeiten die Songs deshalb zumeist auf die eine Klimax hin statt auf mehrere Höhepunkte. Einen noch längeren Bogen schlägt das achteinhalb-minütige Epos „Badlands“, das auf spannungsgeladene Rock-Passagen spannungsbefreite Ruhe-Momente folgen lässt, bloß um sich schlussendlich in ein langatmiges Finale zu steigern. Der Song bleibt nicht der einzige mit Überlänge: Das abschließende „The Diving Bell“ setzt dem sogar noch eine Minute drauf. Der opulente Closer vermählt knarzende Ausbrüche mit verträumten Indie-Rock-Momenten und bearbeitet, wiederholt sowie variiert sein finales Mantra so lange, bis sich der Zwei-Zeiler tief in die Synapsen der Zuhörerschaft gebrannt hat.

Momente wie diese legen dar, wie wenig die Black Foxxes-Reinkarnation sich Konventionen und wie sehr der Atmosphäre verschreibt. Statt schmissige Indie-Rocker zu produzieren und damit dem mit dem Vorgängerwerk „Reiði“ eingeschlagenen Pfad zu folgen, setzen sich Holley und Co andere Maßstäbe: Was zählt, ist das Gefühl. Das resultiert in melancholischen Bastarden wie  „My Skin Is“ – bringt Indie und Shoegaze zusammen – oder „Panic“, der als Ballade startet und anschließend anschwellende Post-Rock-Gitarren mit Vocoder-Effekten paart.

Ein wichtiger Baustein dieser Gefühlstransformation hinein in die Musik ist zudem Holleys Gesangsbeitrag. Dessen Stimme verfällt mal ins wispern, erhebt sich an anderer Stelle auf zum Falsett und mündet gerade in den lauten Momenten auch mal in einem von Zweifeln durchzogenen Vibrato. Die Produktion, die sich ansonsten oft zurückhält und bis auf wenige Synthesizer-Spuren sowie Bläser-Einsätze vorrangig organisch klingt, belegt Holleys Stimmorgan währenddessen zielgerichtet mit Filtern und Effekten, lässt dieses jedoch auch an passenden Stellen ganz nackt dastehen. Gerade „Drug Holiday“ bekommt durch diese Offenheit für Soundexperimente einen gewissen Pop-Appeal, der gleichsam nicht über den düsteren Sound des Stückes hinwegtäuschen kann.

Dass die Band die angestrebten Stimmungen erfolgreich zu vermitteln weiß, offenbart bereits der Blick auf die Spielzeit des dritten Black Foxxes Langspielers: Verteilte das Debüt seine elf Songs noch auf knapp 43 Minuten, so dauern die neun Stücke der selbstbetitelten Platte nun nahezu 50 Minuten an. Trotz der teilweise weit über Radio-Niveau liegenden Spielzeiten, gelingt es dem neu formierten Trio jedoch selbst über weite Zeitspannen und ungeachtet teilweise auf Repetition setzender Aufbauten immer die benötigte Aufmerksamkeit aufrecht zu halten. Zwischen Besetzungswechseln und Fortentwicklung macht die Band in dem Zuge zwar einiges anders, anders muss jedoch nicht immer zwangsläufig schlechter bedeuten. Jetzt muss es aber wirklich hinhauen!

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Die Rechte für das Albumcover liegen bei Spinefarm Records.

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