Es war im letzten Jahr auf dem Dortmunder Indie-Newcomer-Festival Way Back When: Im Club des FZW betrat ein Duo die Bühne, lediglich bestehend aus Gitarre, Bass und Gesang. Ein kleiner Computer, der programmierte elektronische Drumbeats abspielte, fungierte der einfachen Besetzung als Schlagzeugersatz. Was diese zwei unscheinbaren Musiker aus diesem Setup herausholten war wahrlich umwerfend. Mit Rückbesinnung auf den Britpop der 2000er, spielte das Duo gitarrenlastigen Indie, der wunderbar zum Tanzen einlud. Nun, knapp ein Jahr später, erscheint das Debütalbum dieser jungen Truppe. Dieses trägt den simplen Titel „Invitation to Her’s“.
Die elf Songs starke Einladung, die einem Her’s hier präsentieren, ist ähnlich charmant wie die Blumen auf dem Cover der Platte. Anstrengend ist keines der Stücke. Viel mehr lädt jedes von ihnen zum seichten Schunkeln und Tänzeln ein. Dabei erinnert die Gruppe nicht selten an die Gorrilaz um Damon Albarn zu ihren besten Zeiten. Auch verschwimmende Dream-Pop-Sounds, wie in „Low Beam“, stehen der Band erstaunlich gut. Verträumt gehört generell zu den Stimmungen, die die Band am ehesten verbreitet. Man höre sich nur „She Needs Him“ mit seinem langen Slide-Gitarren-Outro an. Trotz der entspannten Atmosphäre, beweist das Duo immer wieder, was für ein Händchen es für verspielte Arrangements hat. Dies schlägt sich vor allem im Bass nieder, der sich nicht nur im Hintergrund herumtreibt, sondern ab und an auch mal das Ruder übernimmt.
Mal murmelt Sänger Stephen Fitzpatrick die nicht selten ironischen Lyrics nur so vor sich hin, mal erhebt er sein Stimmorgan zur großen Popgeste. Er singt über Liebestelefonate („Love on the Line (Call Now)“), den 50er-Jahre Film „Harvey“ (natürlich im nach diesem betitelten Song) und fatale Geschlechterrollen („Low Beam“) – eben die Dinge, die einen jungen Mann in den Mittzwanzigern beschäftigen. Fitzpatrick berichtet von Sachverhalten, die genau so bereits etliche Male geschehen sind und erleichtert damit die Identifikation mit den Inhalten – selbst wenn die einzelnen Geschichten, die erzählt werden, doch speziell sind.
„Invitation to Her’s“ hält letzten Endes genau das, was sein Titel verspricht: Es führt in die musikalische Welt, sowie in das Leben der beiden Protagonisten ein. Klingen viele neue Künstler oft wie ein Abklatsch von Band xy, so ist es Her’s innerhalb kürzester Zeit gelungen, einen eingängigen, sehr eigenen Stil zu finden. Mal schauen, ob die breite Masse bereit dafür ist, dieser Einladung nachzukommen.
Das Album “Invitation to Her’s” kannst du dir hier kaufen.*
Und so hört sich das an:
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Her’s live 2018:
10.10. – Berlin, Maze
11.10. – Köln, Acephale
Die Rechte für das Albumcover liegen bei Heist or Hit.
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