Nachdem die EP „Inside Voices“ bereits im Juni dieses Jahres erschien, ist es jetzt endlich so weit: Am 19.11. veröffentlicht K. Flay „Outside Voices“ und damit die andere Seite der Doppel-EP – und wieder geht es um Stimmen, innere Konflikte und Gefühle.
Wer kennt das nicht: Gedanken stoppen, bremsen oder am liebsten wegsperren wollen, sodass sie leise werden und nicht mehr zu dir durchdringen, aber das tun sie bekanntlich nicht. Stattdessen hämmern sie an die Tür, die du vor ihnen zugeschlagen hast, klopfen ans Fenster, für das du keine Vorhänge hast und grinsen dir hämisch zu, wenn du fluchtartig den Raum verlässt, um Distanz zwischen sie und dich zu bringen. Es ist eine hohe Kunst, zu akzeptieren, dass der einzige Weg, um mit ihnen umzugehen die Akzeptanz ist. Wer sich schon einmal mit Achtsamkeit beschäftigt hat, kennt das Prozedere: Die Gedanken hereinbitten, begrüßen wie einen spontanen Gast, dem man nun aber auch eine Tasse Kaffee anbieten muss, wenn er schonmal da ist. Also, einatmen, ausatmen, annehmen. Die Gedanken, die Gefühle, die eigene Angst.
Scared of spiders
Scared of people
dying in their sleep
So I googled
can you have a heart attack at 33?
First I looked at reddit
then I looked around at Webmd
Saw a list of all the symptoms
Asked myself could this be me?
(„I’m afraid oft he internet“)
Wir erinnern uns an den abgefuckten, rasenden Sound, den Kristine Flaherty aka K. Flay in „Inside Voices” angeschlagen hat, haben Lust, unsere Köpfe zu schütteln und morgen mit schmerzenden Hälsen aufzuwachen. Dürfen wir wieder?
Auch wenn es thematisch die selbe Kerbe ist, in die geschlagen wird, müssen wir uns doch ein wenig bremsen, wenn es um „Outside Voices“ geht. Die zweite EP schlägt einen etwas anderen Ton an, rückt das Ich in den Fokus und fragt nach dem eigenen Anteil am alltäglichen Lebenschaos – und das nicht nur textlich. Auch musikalisch wird es anders: zuweilen ruhiger („Maybe there’s a way“), optimistischer („Nothing can kill us“), fröhlicher („I’m afraid of the internet“). Aber auch zum Emotionen rausschütteln ist mit „Weirdo“ wieder was dabei – eine bunte Mischung an Gefühlen und Tönen also, mit Sicherheit aber weniger angepisst. Stattdessen geht es um Akzeptanz, Versöhnung, darum, auch das Schöne im Schlechten zu erkennen.
“Ich denke der einzige Weg ein authentisches Leben zu führen ist der, in dem wir uns mit allen unseren unangenehmen Eigenschaften konfrontieren und diese ohne Verurteilung akzeptieren”, sagt K. Flay selbst über ihre neueste EP und erkennt eine enorme Stärke darin, die inneren Stimmen zu Wort kommen zu lassen und hierüber in ein Gleichgewicht zu kommen. Womit wir wieder bei der Achtsamkeit wären: Alles darf da sein, egal ob Liebe, Freude, Wut, Aggressivität, Trauer, Angst, das gehört alles dazu und ermöglicht es dir am Ende „hundert verschiedene Sachen zur gleichen Zeit zu sein, wenn du willst.“
But when my head
hits the ground
And my bones don’t break
I say hey, wait
Maybe I’m ok
Thought I died last night
But the morning came
I say hey, wait
Maybe I can change
Maybe there’s a way
(„Maybe there’s a way“)
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