Seit dem Jahr 2011 und der Tour zum Album „Pressure & Time“ ist die kalifornische Band Rival Sons regelmäßig in Deutschland zu Gast. Insbesondere durch ihre Live-Qualitäten konnten sich Jay Buchanan (Gesang), Scott Holiday (Gitarre), Michael Miley (Schlagzeug) und Dave Beste (Bass) eine treue, wachsende Fangemeinde erspielen. Im Laufe der Jahre ist dabei auch das Repertoire der Rival Sons immer weiter angewachsen: „Head Down“, „Great Western Valkyrie“, „Hollow Bones“… Im Zwei-Jahres-Rhythmus folgte ein Werk aufs andere, unterbrochen nur durch exzessive Tourneen rund um die Welt. Auf hunderte von Clubshows und zahlreiche Auftritte im Vorprogramm von Rockgiganten wie Black Sabbath und Deep Purple kann die Band mittlerweile zurückblicken.
Gut zehn Jahre nach der Gründung Ende 2008 veröffentlichen die Rival Sons mit „Feral Roots“ nun ihren bereits sechsten Longplayer. Von Ermüdung oder Routine ist darauf trotz der hohen Produktivität der Band noch lange nichts zu spüren. Die Rival Sons verstehen es bestens, ihre unverkennbaren Stärken immer wieder kreativ in neue Bahnen zu lenken. „Feral Roots“ ist gewiss eines ihrer ambitioniertesten Werke. Nie zuvor hat sich die Band mehr Zeit für das Songwriting genommen. Dadurch entstand ein unglaublich abwechslungsreiches und überraschendes neues Album, das sich hinter seinen Vorgängern nicht zu verstecken braucht.
Julia und Sebastian haben vorab für euch ins Album reingehört.
Sebastian verfolgt die Entwicklung der Band bereits seit längerer Zeit und findet:
Mit „Feral Roots“ haben die Rival Sons ein Album geschrieben, das sowohl langjährige Fans als auch Neueinsteiger begeistern dürfte. Jeder einzelne der neuen Songs ist in den Augen der Band etwas Besonderes geworden. Dem kann man nicht widersprechen: Stilistisch haben wir es hier mit einem sehr facettenreichen Album zu tun, das vor allem durch seine Details überzeugen kann. Allen Songs liegt eine unverwechselbare Eigenheit zu Grunde, mit der sie sich voneinander, aber auch von früheren Songs der Band klar abheben.
In der Tradition von Krachern wie „Electric Man“ oder „Keep On Swinging“ legen die Rival Sons mit „Do Your Worst“ zunächst einen harten, rockigen Opener vor, dessen Refrain sich bestens zum Mitsingen eignet. Auch mit den folgenden Songs tritt die Band kaum aufs Gaspedal, bevor das monumentale „Look Away“ eingeläutet wird, ein Song, der mit einem relativ langen akustischen Intro beginnt, sich dann aber zu einem ebenfalls rockigen Schwergewicht wandelt. Einigen Songs auf „Feral Roots“ fügen die Rival Sons Chor-Gesänge hinzu, die den Charakter des Albums maßgeblich prägen. Diese zusätzlichen Stimmen wurden sorgfältig in die Songs eingearbeitet, sie wirken authentisch, gekonnt. In „Shooting Stars“ treibt die Band den Chor-Einsatz auf die Spitze. Dieser Song lebt geradezu von den vielen Stimmen, die Jay Buchanans klaren Gesang begleiten.
Jay präsentiert auf „Feral Roots“ die ganze Bandbreite seines Könnens. Sein stimmliches Vermögen umfasst die Darbietung feinster gefühlvoller Nuancen („All Directions“), spielerischer Momente („Stood By Me“) sowie erbarmungsloser Schreie („End of Forever“). Auf instrumentaler Ebene überzeugt die Band mit ausgeklügelten Kompositionen, die sowohl eingängig als auch anspruchsvoll sind. Das ungewöhnliche „Imperial Joy“ offenbart sich nach wenigen Hördurchläufen als einer der außergewöhnlichsten und besten Songs, den die Rival Sons je geschrieben haben.
Durch die passende Anordnung der sehr verschiedenen Songs auf dem Album fließt die Musik einfach großartig. „Feral Roots“ ist sofort zugänglich und fesselnd, entwickelt beim mehrmaligen Hören aber immer wieder neue Harmonie-Erlebnisse, die anfangs vielleicht noch verborgen bleiben. Ein Album, das mit jedem Mal intensiver wird.
Auch Julia sieht in “Feral Roots” ein gelungenes Album:
Schon seit einiger Zeit geistern die Rival Sons im modernen Blues Rock-Gefilde herum, besonders das 2016er-Werk “Hollow Bones” schaffte jedoch schnell seinen Weg in diverse meiner Playlists und zeigte die einzigartige Spielart der Band.
“Feral Roots” setzt diese Siegessträhne fort und begeistert tatsächlich mit einem wahnsinnig hohen Kreativitätslevel. Blues Rock und Classic Rock haben häufig die Tendenz, durch überlange Gitarrensoli und recht konservatives Songwriting aufzufallen. Mag einigen gefallen, mich langweilt diese Spielweise des Genres jedoch schnell. Royal Blood oder die Black Keys hauchten dem Genre neuen Wind ein, und genau hier setzen auch die Rival Sons ein. Während Songs wie “Back in the Woods” oder “Sugar on the Bone” mit vertrackten Rhythmen und raffinierten Riffs zum Tanzen einladen, bilden melancholische Werke wie “Feral Roots” oder “All Directions” die klassische Antithese.
Doch auch wenn dieses Wechselspiel auf einem derart hohen Niveau schon beeindruckend genug wäre, würzen die Rival Sons ihr Songwriting mit weiteren Raffinessen. “Stood By Me” arbeitet mit einem gänzlich neuen Sound-Gewand und ist stark an Soul angelehnt, wozu auch die häufig eingesetzten Frauen-Background-Chöre beitragen. Auch ein gewisser Hendrix-Vibe wird hier versprüht, jedoch mit einer gehörigen Portion Pfeffer. Generell werden die Chöre Stil leitend, wenn sich diese in “Imperial Joy” mit Sänger Jay Buchanan in die Höhe schrauben oder in der herzzerreißenden Hymne “End of Forever” für genügend Epik sorgen. Apropos Buchanan: auch der Sänger hat ein dickes Lob verdient, so gekonnt wie er zwischen markerschütternden Schreien und Crooning wechselt. “Shooting Stars” bildet das Ende, die Rival Sons beziehen Stellung: “My Love is stronger than your hate will ever be, my laughter is stronger than your shouting will ever be, my dancing is better than your marching will ever be”. Das Gewand ist dieses Mal ein Gospel-Stück mit waschechtem Chor, versetzt mit Oh-Rufen. Der Gänsehaut-Faktor ist gewiss. Und die Rival Sons haben sich ein Manifest gesetzt, das sie gerechterweise in die oberste Liga der modernen Blues Rock-Bands befördern müsste.
Das Album “Feral Roots” kannst du dir hier kaufen.*
So hört sich das an:
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Rival Sons live 2019:
12.02. – Esch/Alzette, Rockhal-Club (LU)
13.02. – Zürich, Volkshaus (CH)
16.02. – Wien, Ottakringer Brauerei (AT)
17.02. – München, Backstage Werk (ausverkauft)
18.02. – Frankfurt a. M., Batschkapp
22.02. – Berlin, Huxley’s Neue Welt
24.02. – Köln, Essigfabrik
01.03. – Hamburg, Große Freiheit 36
Die Rechte am Albumcover liegen bei Atlantic Records. Das Cover zeigt einen Ausschnitt aus dem Bild “Wildmother” von Martin Wittfooth.
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