Seeed – Bam Bam

Nun hat also auch Seeed eines der schwersten Schicksale getroffen, die eine Band durchmachen kann: Demba Nabé verstirbt im Mai 2018 und damit einer der drei Frontmänner der Truppe. Die seit über 20 Jahren existierende Berliner-Band trifft jedoch schnell die Entscheidung, Demba nicht zu ersetzen, aber weiterhin Musik zu machen. Eine gute Wahl, immerhin sorgt der unverkennbare Sound für ausnahmslos ausverkaufte Konzerte und somit bei einer großen Fanschar für Good Vibrations.

Dabei war der Output bei der Band um Peter Fox und Frank Dellé gar nicht der Riesigste. Mit Bam Bam steht ab dem 4.10. erst die fünfte LP in den Regalen. Erstmalig mussten ganze sieben Jahre auf das neue Material gewartet werden. Aber Seeed sind eben eine Liveband, die in erster Linie mit ihren tanzbaren Sounds und enorm viel guter Lauen die Meute mitreißen. Zwar schafften die letzten beiden Alben beide Dreifachgold, für die Top 10 in den Singlecharts reichte es bisher aber erst drei Mal. Doch wen interessiert’s!? Seeed hält sich und zeigt mit Bam Bam abermals, dass ein hoher Wiedererkennungswert wesentlich mehr Relevanz hat als Fließbandarbeit.

Wer wegen des Todesfalls mit traurigen, depressiven Tracks rechnet, wird schnell eines Besseren belehrt. Grundlegend bleiben die Berliner da, wo sie immer waren – allerdings mit einer überraschend auffällig stark angezogenen Handbremse. Fans von Stompern wie „Dickes B“, „Ding“ oder „Augenbling“ müssen sich schnell von ihren Erwartungen verabschieden. Leider fehlt es dem mit 34 Minuten extrem knapp geratenen Bam Bam an richtig nach vorne gehenden Partytracks. Stattdessen gehen die elf Titel inklusive einem Interlude den gemütlicheren Weg.

In der Produktion zeigen Seeed erneut, dass sie sich wirklich als Musiker definieren. Egal, ob Percussion und Bläsereinsätze – das klingt alles wieder ziemlich geil und bekommt zwischen den smoothen Beats genug Platz. Die Platte lässt sich zur einen Hälfte im Zumbakurs und zur anderen Hälfte am Strand von Jamaica einsetzen. Calypso, Merengue, Samba, Salsa und Reggae paaren sich mit Raps, die Hirn haben. Nicht wirklich überraschend, nicht wirklich neu. Trotzdem fällt es unglaublich schwer, nicht die Hüfte kreisen zu lassen. Die kreist halt dieses Mal nur sehr langsam und eher lasziv. Lediglich in der gerade veröffentlichten Single „G€LD“ darf im Reggaeton richtig abgegangen werden. Anständige Hook kostenlos obendrauf, läuft!

Gleich viermal laden sich die Jungs Features ein und zeigen mit Trettmann, Nura und Salsa 359 aktuell stark gefragte Künstler. Letztendlich macht aber eine längst überfällige Kombo den besten Track aus: Deichkind und Seeed. Das gab’s bisher nur als Remix, nun als richtigen Song und er ist echt großartig. „Lass das Licht an“ geht hervorragend ins Ohr und schafft zwischen beiden Bands genau die Mitte zu treffen. Dem entgegen kommt der Nura-Part in „Sie is‘ geladen“ fast schon belanglos trotz witziger Doppeldeutigkeit zum Topic „Waffen einer Frau“.

Thematisch bietet Bam Bam des Weiteren die typischen Auffälligkeiten: ordentlich einen Draufmachen, Beziehungen beenden, neue Beziehungen starten und mit „Komm in mein Haus“ sogar Flüchtlingsdebatten. Ein einladender Titel, um bei einem gemeinsamen Joint Frieden zu schließen. Warum die Hälfte der Titel „This is Seeed, ya!“ als erste Line brauchen, bleibt weiterhin ungeklärt. Ja, haben wir mittlerweile gecheckt.

Seeed is back. Die anstehende Tour wurde bereits um zig Gigs erweitert und trotzdem ist alles restlos ausverkauft. Der Erfolgszug geht also weiter. Mit Bam Bam gibt es nach sieben Jahren ein solides Album, das zufriedenstellt, exotisch-sommerhaft groovt, aber für so einen explosiven Titel einen Ticken zu wenig knallt.

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