#e4d500, #8e8e96 und #4a76cf – es braucht drei kurze Zahlen-Buchstaben-Kombinationen, um Soccer Mommys letztes Studioalbum „Color Theory“ herunter zu brechen. Die drei Hex-Farbcodes nämlich stehen für ein grelles Gelb, ein dichtes Grau und sattes Blau, die jeweils ein Drittel des Konzeptalbums sowie dessen Artworks und Merch prägten. Für „Sometimes, Forever“ nun, das nächste und dritte Album der US-amerikanischen Musikerin, weichen die drei kräftigen Farbtöne einem ausgeblichenem Rosa, Weiß sowie Schwarz. Diesem Wandel in der Ästhetik folgt auch ein Wandel im Sound.
Verantwortlich dafür zeigt sich Avantgarde-Tüftler Daniel Leopatin (Onehtrix Point Never), der auch dem letzten The Weeknd-Album ein düster-dystopisches Antlitz verlieh. Er setzt den Sound von Soccer Mommy in neue Kontexte. Und die stehen Sophie Allison aka Soccer Mommy erstaunlich gut. Allison nämlich schwebt in ihren Songs zwar noch immer schwerelos umher, nun sind es aber die finsteren Weiten des Weltalls und keine pastellfarbene Traumszenerie, die sie umschließen während sie von der Sinnhaftigkeit der Hoffnung, paradoxen Realitäten, dem Selbstmord der Autorin Sylvia Plath sinniert.
„Sometimes, Forever“ gelingt währenddessen oft ein Balanceakt, der auf den ersten Blick paradoxer nicht erscheinen könnte: Seine Songs sind zuweilen schwer und träge, deren Aura aber unbeschwert und verträumt. „Bones“ etwa oder auch „Don’t Ask Me“, die schrauben sich schlussendlich grungig in die Höhe, sobald Allisons Gesang jedoch zurückkehrt verfliegt all das wahrgenommene Gewicht wieder. Auch auf „Shotgun“ trifft das zu, eine Hymne, geschrieben für große Körpermeere, die Sonne hoch am hellblauen Himmelmeer, die Menschen auf der Erde im Kontrast mit Docs an den Füßen und schwarzem Stoff auf der Haut. An anderer Stelle schaut das anders aus, da treiben Leopatin und Allison den Sound bis in seine Extreme. „Unholy Affliction“ lässt als intensiver Fiebertraum den Bass flimmern, die Gitarren entfremden, die Drums anfeuern. Und auch „Darkness Forever“ – ebenjenes Stück, dass Plaths Schicksal thematisiert – überschreitet Grenzen, ist variabel, von langen Instrumental-Passagen durchzogen, erdrückend.
Es ist also der unbändige Wille sich nicht im eigenen Soundkorsett einengen zu lassen, der auch das dritte Album von Soccer Mommy kennzeichnet – und gleichsam aus der stetig wachsenden Menge der Bedroom-Pop und Indie-Songwriter-Artists herausstechen lässt. Der Himmel verfärbt sich schwarz und das kündigt ausnahmsweise mal nichts Unheilvolles an. Achso: #000000 ist übrigens der passende Hexcode.
Hier (physisch) und hier (auch digital) kannst du dir das Album kaufen.*
Und so hört sich das an:
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Soccer Mommy live 2022:
05.09. – Köln, Bumann & Sohn
06.09. – Hamburg, Molotow
12.09. – Berlin, Frannz Club
13.09. – Bremen, Lagerhaus
Die Rechte für das Albumcover liegen bei Loma Vista Recordings.
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