Sons – Family Dinner

Sons

Nach einem gemütlichen Familienabend sieht das Albumcover schonmal nicht aus. An einem solchen würde man aber vermutlich auch nicht gerade das Debüt der Belgier SONS auflegen. Schon die quälend kreisenden Gitarren des Openers und Titeltracks würden einige Verwandte nachhaltig verstören, wenn dann auch noch verhuschter Sprechgesang mantra-artig „Mother, father, are you there? Tell me now what makes a man“ konstatiert, schmeißen vor dem geistigen Auge wohl auch die Toleranteren Stirn runzelnd die Servietten auf den Tisch. Gerade dieser finstere Einstieg ist ein gelungen kratzbürstiger Einstieg in ein Album, das zwar auch leicht verdaulich-eingängige Momente bereit hält, aber vor allem gerne gegen den Strom schwimmt. Dass sich das Quartett in Belgien den begehrten Preis „De Nieuwe Lichting 2018“ sichern konnte, ist dabei keine große Überraschung.

Tanzen oder nicht Tanzen, das ist hier die Frage

Wie schon „Ricochet“ andeutet, haben Sons durchaus das Zeug zu schicken Garage-Tunes der Marke Strokes oder Libertines. Abgesehen von der Hit-Trilogie „Waiting On My Own“, „Keep On Going“ und „Tube Spit“ recken die breit angelegten Gitarrentürme aber den Discokugeln der Welt die Mittelfinger zu und wandern lieber ins Jam-Wunderland. Dass die Songs dennoch selten weit über die Drei-Minuten-Marke klettern, sorgt aber dennoch für genug Eingängigkeit, um nicht mackerhaft anzumuten. Als klarer Goldschatz in diesem Indie-Rock-Spaß erweist sich Gitarrist und Sänger Robin Borghgraef, der sich in besonders intensiven Momenten kreischend in den Soundschlund stürzt, aber auch mit psychedelischer Distanz die 70s-Hommage „I Need A Gun“ in knallende Peitschenhiebe geleitet.

Jenseits der Genre-Grenzen

Allein für die knackigen Garage-Hits kann man sich schnell in Sons verlieben, aber „Family Dinner“ darf sich auch mit ganz anderen Verdiensten schmücken. Wie „White City“ ganz unpeinlich einen Western-Soundtrack andeutet und dann schnell in das absolute Chaos gallopiert, „Skin“ ruhige Post-Punk-Beats einwebt oder  sich „Do They See“ durch klebrigen Sludge-Schlamm kämpft, löst einen Geniestreich-Reigen der Extraklasse aus. Diesem setzt der Closer „Sneaky Snake“ dann mit den unheilvollen Streichern und einer düster-mysteriösen Stimmung die Krone der Verstörung auf. Eine große Entschuldigung also an alle verstörten Familien im Voraus, denn dieses Kreativfeuerwerk könnte und sollte ein sehr großes Publikum anlocken. So geistreich wie die Sons haben zumindest sehr wenige den Garagerock zelebriert.

Das Album „Family Dinner“ kannst du hier kaufen. *

Und so hört sich das an:

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Reche am Albumcover liegen bei Caroline BeNeLux.

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