The Sonder Bombs – Clothbound

The Sonder Bombs Clothbound

„In Leinen gebunden“, was „Clothbound“ auf Englisch bedeutet, klingt nach elegischer, zerdachter Musik. Quasi nach dem musikalischen Äquivalent eines eingestaubten Folianten, den konservative Professor*innen noch als das Aushängeschild gelungener Wissenschaft empfinden. Gerade deswegen ist es schon beinahe ulkig, dass gerade die queerfeministischen Sonder Bombs diesen Titel für ihr zweites Album wählen. Aber nach dem mit satten Farben und Cartoon-Ästhetik geschmückten Debüt „Modern Female Rockstar“ geht es auch auf dem Cover von „Clothbound“ plötzlich verdächtig ruhig zu. Schicken sich die Indie-Punker*innen selbst schon in Frührente und hin zu schunkelnder Melancholie?

Eine halb geöffnete Schublade

Aufatmen! Nein, „Clothbound“ setzt sich nicht ans Lagerfeuer und schmettert auch keine belanglosen Liebesschnulzen. Obwohl es deutlich auffällt, dass die Sonder Bombs sich auf ihrem Zweitling auch deutlich öfter selbst reflektieren, vergeht der Spaßfaktor der Musik nicht. So erinnert der Sound an ein Gipfeltreffen zwischen Martha und Pup, während Frontfrau Willow Hawks noch ihre Ukulele als ultimativen Heilsbringer gen Himmel reißt. Von Schubladen halten sie zwar nichts, wie Hawks im Interview mehrfach betont. Dennoch kann man dem Quartett eine gewisse Grundzugehörigkeit zur sympathischen Indie-Punk-Bubble gar nicht absprechen. Sie schauen nur eben gerne über den Tellerrand und duplizieren nicht einfach blind.

Eine angenehme Reife

Ihre Freundschaft untereinander zählt Hawks im Interview als eine der wichtigsten Säulen der Band auf. Und wer „Clothbound“ hört, fühlt sich mehr als willkommen in diesem Freundeskreis. Gemeinsam mit den engen Freund*innen alle Gefühle rauslassen – ob Trauer („Crying Is Cool“) oder Wut („What Are Friends For“) – klingt schließlich nach einer äußerst gesunden Beziehung. Generell hausieren die Sonder Bombs so offen mit ihren Gefühlen, wie im ruhigen „Scattered“, bei dem das Schlagzeug Hawks‘ ungewohnt zurückhaltenden Gesang bedächtig nach vorne treibt. Stichwort Antrieb: Bass und Beat sind im Mix derart gut platziert, dass die Platte Hörer*innen direkt an der Hand nach vorne nimmt. Und wer sich bei fraglosen Hits wie „k.“ oder „Play It By Fear“ nicht verliebt, hat den Indie-Punk wohl nie geliebt. Mit modrigen Wälzern hat „Clothbound“ also glücklicherweise trotz einer spürbaren mentalen Progression nichts zu tun.

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Rechte am Albumcover liegen bei Big Scary Monsters.

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