Weezer – Ok Human

Review: Mit "Ok Human" kehren Weezer zu alter Stärke zurück. Und das ganz ohne verzerrte Gitarren.

Nach dem enttäuschend faden „Black Album“ betreten Weezer wieder die heiligen Hallen von Relevant-City. Der Weggefährte: „Ok Human“, das 14. Studioalbum der Amerikaner.

Nein, es sind nicht die Gitarren, die Weezer zurück zu alter Größe führen. Es sind ein 38-köpfiges Orchester und ein Klavier! An letzterem schreibt Alt-Nerd Rivers Cuomo den Großteil der elf Album-Songs – man lasse das Geplänkel von „Everything Happens for a Reason“ außer Acht. Im Anschluss geht es im Pandemie-Sommer 2020 mit einer Legion an klassischen Musiker*innen ins Studio, um ganz ohne moderne Technologien, ganz ohne die Hilfe von elektrischen Gitarren, das nächste Weezer-Album anzugehen. Ohne große Vorlaufphase schiebt die Band das nun vor das bereits lang angekündigte und nun endlich für Mai erwartete „Van Weezer“, auf dem dann auch wieder die E-Gitarren übernehmen dürfen.

Es gibt sie: die schweren Klavierballaden. Es gibt sie sogar in Masse: „Dead Roses“ mit den melancholischen 007-Vibes, „Playing My Piano“ und „Mirror Image“ als pathetisches Frühlings-Double und „Bird with a Broken Wing“ als verträumtes Streicher-Atoll. Gerade letzterer jedoch offenbart den offensichtlichen Drang der Band, nicht einfach Songs mit Orchester-Zusatz zu schreiben. Die Streicher und Bläser nehmen die Band daher an vielerlei Stelle selbstbewusst an die Hand. Zu verdanken ist das wohl auch Jake Sinclair in der Produzentenrolle, der schon beim „White Album“ bewies, dass er es vermag, aus der Band ungeahnte Qualitäten heraus zu kitzeln.

Es gibt sie deshalb auch: Die Weezer-typischen Melodiebögen, die selbstironische Haltung, die kleinen Kniffe. Ganz offensichtlich tritt das im Eröffnungs-Trio zutage: „All My Favorite Songs“ ist ein Weezer-Hit in Orchestral-Fassung, „Aloo Gobi“ ein Umgarnungstanz von Kontrabass und Gesang und „Grapes of Wrath“ ein Manifest der guten Laune. Ja, Cuomo beherrscht sie noch immer, die großen Pop-Melodien! Freude bereitet wenig später – „Ok Human“ dauert gerade mal eine halbe Stunde an – auch „Screens“, wenn die tiefen Streicher schelmisch die nicht vorhanden Gitarrenlicks nachzeichnen. Gerade solche Momente heben hervor, wie viel Raum die detailreiche und tiefklare Analog-Produktion für das Hörerlebnis einnimmt: Sie gibt den nötigen Punch. Und sie hilft der Band zurück zur Eigenständigkeit. Danke dafür an die 38 Orchester-Menschen!

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