Das Soloprojekt Zeal & Ardor hat sich binnen kürzester Zeit zu einer festen Live-Band gewandelt, die trotz der zunächst schwer wirkenden Umsetzung den strangen Black-Metal-Gospel-Hybrid, den Mastermind Manuel Gagneux in seinem stillen Kämmerlein am PC zusammenschusterte, auch in dieser Besetzung aus Gitarre, Schlagzeug, Bass und zwei Backgroundsängern wunderbar funktioniert. Mit „Stranger Fruit“, dem zweiten Album des Projektes, lieferte man bereits im vergangenen Jahr – zwei Jahre nach Veröffentlichung des Debüts – auch das nötige Setlist-Füllmaterial für die Konzerte, die dringlich nachgefragt werden. Noch während den ausgiebigen Tourneen zu dem zweiten Studiowerk erscheint nun bereits das erste Live-Dokument dieses recht jungen Projektes, das im Londoner Electric Ballroom aufgezeichnet wurde und auf den simplen Namen „Live In London“ hört.
Die ersten Minuten der gut gemischten Aufzeichnung geben sich zunächst unscheinbar und unspektakulär. Das elektronische Intro – im Verlauf des Konzertes werden immer mal wieder Dance-Einspieler von Song zu Song leiten – ertönt, die Menge applaudiert verhalten. Wenig später schallt bereits die erste typisch geschrammelte Gitarre durch die Boxen, hinter den eindringlichen Vocals Gagneux’ treiben sich die Chöre der zwei Backgroundsänger umher, der Sound ist fett, gleichzeitig eingängig. Die Band ist perfekt eingespielt, auf Fehler stößt man nicht. Das Bandkonzept geht auch in der Live-Situation perfekt auf, die treibenden Parts sind mitreißend, die poppigeren Momente laden zum Tanzen ein. Das Londoner Publikum gibt sich zurückhaltend, huldigt der hervorragenden Leistung der Musiker zwischen den Songs jedoch mit frenetischem Jubel.
Im Laufe der 80-minütigen Show spielen Zeal & Ardor nicht nur nahezu alle Songs ihrer bislang zwei Studiowerke, sondern bauen in das Set auch geschickt vier neue, bislang unveröffentlichte Stücke ein. Vor allem das etwas souligere „Hold Your Head Low“ löst den Mitschnitt im Mittelteil etwas vom bereits recht etablierten Bandsound ab. Kurz vorher erklärt Gagneux dem Publikum in einer der sehr wenigen, kurzen Ansagen, dass sie sich vollends auf die Musik konzentrieren und wenig sprechen werden – dem an sich schlüssigen Gesamtkonzept Zeal & Ardor, das „Live In London“ präsentiert, fügt dieser Fokus auf das Wichtige den letzten Funken Intensität bei.
Zum Schluss bieten Zeal & Ardor das ebenfalls neue „Baphomet“ dar, das sich bis zu seinem riffigen Ausbruch immer weiter steigert und die Show eindrucksvoll krachig und stimmungsvoll beendet. „Live In London“ ist eine Momentaufnahme einer aufstrebenden, jungen Band, die noch einen weiten Weg nach oben vor sich hat, technisch und konzeptuell jedoch jetzt schon zu den ganz Großen zählt. Toll.
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