Weezer Fans sind sie gewöhnt: Die qualitative Achterbahnfahrt, die jede Neuveröffentlichung der vier Amerikaner mit sich bringt. In den letzten fünf Jahren reichte der Hörgenuss von Weezer Neuveröffentlichungen dementsprechend von „grandios“ („OK Human“, „White Album“) über „kann man machen“ („Teal Album“) hin zu „das vergessen wir besser wieder“ („Pacific Daydream“, „Black Album“). Mit „Van Weezer“ setzt sich dieser holprige Ritt fort.
Stolperfallen
Der Plan ist schnell umschrieben: Auf „Van Weezer“ möchten die Südkalifornier den Ursprüngen und Klassikern der Gitarrenmusik huldigen. Leider stolpert die Band über zwei Hindernisse: Den eigenen Charakter und die Umsetzung. Letzteres äußert sich im Albumverlauf immer wieder. Vom unambitionierten Sprechgesang in den Clapalong-Strophen von „All The Good Ones“, dem stumpfsinnigen Chorus von „She Needs Me“ („…and that’s why I need her“) zu der viel zu obligatorischen Schluss-Ballade „Precious Metal Girl“ vermag die Band an zu vielen Stellen wenig mitzureißen. Und „Sheila Can Do It“ ist zudem einfach eines: Unspektakulär.
Keine Australier
Schade ist auch: Die Amerikaner versuchen das Konzept stringent auszuleben, lassen sich jedoch von ihrem eigenen Charakter zu Fall bringen. So huldigt das Riffing von „The End Of The Game“ zwar den Metal-Altmeistern und lässt in den instrumentalen Passagen Haare fliegen, sobald Cuomo aber den Mund aufmacht verfliegt dieser Zeitreiseeffekt. Zu offensichtlich sucht die Band nach dem nächsten Hit in der fast schon typischen Weezer-Formel: Melodiöse Strophen, hymnischer Chorus. In „Beginning Of The End“ kommt die Suche zu einem erfolgreichen Ende. Weiter zurück als in die 1990er-Jahre greift der Song trotzdem nicht. Schlussendlich sind Weezer eben doch nicht King Gizzard & The Lizard Wizard, die ihren Stil weitläufig ausufern lassen als wäre es das normalste auf der Welt.
Besser funktioniert der Spagat zwischen Konzept und Eigensound im Metal-Zweier aus „Blue Dream“ und „1 More Hit“, der seine Gitarren im Stakkato stottern und in opulente Soli ausfliegen lässt. Natürlich bleiben die zwei Stücke nicht die einzigen mit Spaßfaktor: „Hero“ und „I Need Some Of That“ werden so richtig erst live zünden, setzen sich mit ihren klebrigen Refrains jedoch jetzt schon sehr tief in den Gehörgängen fest. Ob ihnen der Aufenthalt gewährt oder aber der Versuch unternommen wird sie umständlich wieder von dort zu entfernen, liegt bei den Zuhörer*innen. Ungeachtet dem ist „Van Weezer“ eine wilde Fahrt mit Höhen und Tiefen. In die Weezer Diskographie passt das.
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Die Rechte für das Albumcover liegen bei Atlantic Records.
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