Interview mit Meadows über „The Emergency Album“

Meadows

(ENGLISH VERSION BELOW!) Eigentlich würde es bei Meadows gerade ziemlich rund gehen: Am 27. März veröffentlichte der Schwede sein neues Album „The Emergency Album“, die zugehörige Tour würde im kommenden Monat starten. Doch wie bei so vielen anderen macht die aktuelle Corona-Situation auch Christoffer Wadensten einen Strich durch die Rechnung. Dem melancholischen Unterton seiner sanften Arrangements folgend, könnte man glatt davon ausgehen, dass es im Hause Meadows gerade ziemlich duster aussieht – doch das Gegenteil ist der Fall. Ein Gespräch über Möglichkeiten einer Ausnahmesituation, Atempausen und Zurück in die Zukunft.

minutenmusik: Zunächst möchte ich mich für Deine Zeit bedanken und hoffe, du überstehst die schwierige Situation gut. Der Titel deines neuen Albums „The Emergency Album“ wurde von dem US-amerikanischen Dichter Frank O’Hara inspiriert und versucht, die eigenen Gefühle in einer Notsituation zu beschreiben. In der aktuellen Lage wirkt es wie eine unglückliche Vorhersage, aber vielleicht hat dein Songwritingprozess dir auch einige Einsichten in deinen eigenen Umgang mit schwierigen Situationen gegeben. Wie hast du versucht, mit dem ziemlich beängstigenden Zustand des Notfalls durch deine Musik klarzukommen? Inwiefern kann dein Album auf die aktuelle Situation bezogen werden?

Meadows: Ja, der Titel des Album wirkt jetzt tatsächlich etwas ironisch. Ich würde sagen, dass diese Songs auf diese Situation anwendbar sind, da wir jetzt alle dazu gezwungen sind, uns existenziellen Fragen zu stellen. Einige der Songs entstanden dadurch, wie ich meine Vergangenheit und Zukunft reflektiert und hinterfragt habe. Selbst wenn sich die Welt für die meisten von uns nur eine begrenzte Zeit ändert, ist es eine gute Gelegenheit, neue Gewohnheiten zu entwickeln und sich auf das zu konzentrieren, was am wichtigsten in unseren Leben ist.

minutenmusik: Wie beeinflusst die aktuelle Situation deine Gefühle bezüglich des Release?

Meadows: Naja, es hat etwas von der Aufregung genommen und es fühlt sich etwas an, als würde ich es in ein Vakuum veröffentlichen. Aber ich bin auch froh, neue Musik in einer Zeit zu veröffentlichen, in der Menschen mehr Zeit haben, sich hinzusetzen und zuzuhören. Ich hoffe, sie spendet etwas Trost, Hoffnung und Gesellschaft für irgendjemanden in dieser schwierigen Zeit.

minutenmusik: Du hast deinen Sound erneut einzig mit deiner Stimme, Gitarre und analogen Synthesizern komponiert, was eine sehr intensive Atmosphäre erzeugt. Wie hat sich deine Strategie von der ersten EP zu diesem Album entwickelt? Hattest du bei den Aufnahmen bestimmte Bilder im Kopf?

Meadows: Ich wollte einen Gang runterschalten und es etwas persönlicher und ehrlicher machen. Dieses Album wurde etwas organischer gestaltet als das vorherige. Ich habe mehr Songs aufgenommen als auf dem Album gelandet sind und ich war fokussierter darauf, die Gegenwart festzuhalten als die Musik zu perfektionieren. Es ist etwas unpolierter als das letzte und vielleicht auch etwas reifer.

Ich denke, es ist eine gute Sache für das Album – und für mich war es definitiv ein Schritt nach vorne, mehr über die Dinge zu singen, wie sie sind als darüber, wie ich sie mir wünsche.

Wenn das irgendeinen Sinn ergibt. Außerdem habe ich es wirklich genossen, im Studio zu spielen. Dieses Mal habe ich einiges mit Markus Nordlung in den Dromedar Studios aufgenommen. Das habe ich auch schon vorher gemacht, aber dieses Mal haben wir enger zusammengearbeitet und er wurde mehr einbezogen. Ich habe auch beschlossen, mich für die Aufnahmen in eine abgeschiedene Hütte im Wald zurückzuziehen. Das hatte einen großen Einfluss auf die Songs, die auf dem Album gelandet sind. Ich habe dort „Hollow Stone“ geschrieben und aufgenommen, was zusammenfasst, worum es mir bei dem Album geht.

minutenmusik: Dein Song „The Only Boy Awake“ war Teil der Serie „13 Reasons Why“ und hat dir einigen Erfolg bei den Streamingdiensten eingebracht. Hast du manchmal Inspiration aus Serien gezogen? Zu welcher Art von Serie wäre „The Emergency Album“ ein guter Soundtrack?

Meadows: Ich schaue normalerweise gar nicht so viele Serien. Aber gerade schaue ich eine, die in meiner Kindheit zu meinen liebsten gehörte – „The Wonder Years“. Es würde leider einen DeLorean und einen Fluxkompensator benötigen, um das geschehen zu lassen. Aber das wär’s gewesen! Für mich fühlt sich das Album wie ein Abschluss an, also schätze ich eine Geschichte, auf die man am Ende etwas zermürbt, aber doch wohlauf zurückblickt, würde ziemlich gut passen.

minutenmusik: Der eher melancholische Sound deiner Musik kreiert eine ruhige Atmosphäre über den gesamten Verlauf des Albums. Wie können wir uns deinen Songwritingprozess im Bezug auf deine Stimmung vorstellen? Gibt es Tage, an denen deine Gefühlslage es dir unmöglich macht, Musik zu machen, da du zu wütend oder glücklich bist?

Meadows: Ja, auf jeden Fall. Auch wenn der Großteil meiner Musik sehr melancholisch ist, bin ich größtenteils sehr glücklich, während ich sie schreibe.

Ich muss ausgeglichen, um einfach schreiben zu können. Aber häufig bin ich viel zu aufgeregt, wenn mir eine gute Idee kommt, also muss ich mich erst hinsetzen und in die richtige Mentalität finden.

Ich liebe es einfach so sehr, Songs zu schreiben und Gitarre zu spielen, dass ich manchmal nicht anders kann. Ich versuche, diszipiliniert zu sein und mich mit jeder Stimmung hinzusetzen, aber manchmal kommt das Leben der Inspiration auch in den Weg.

minutenmusik: Normalerweise arbeitest du beim Songwriting alleine, also muss das Duett mit Roosmarijn etwas sehr Besonderes für dich sein. Wie hat es sich angefühlt, einen Song mit jemand anderem zu teilen?

Meadows: Ja, das war etwas Besonderes. Ich hatte den Song lange bevor wir das erste Mal zusammen gesungen haben  geschrieben, aber ich liebe, was sie damit gemacht hat. Sie hat so eine wunderbare Art, zu phrasieren und Dynamiken zu nutzen. Ich bin sehr glücklich und stolz, dass sie diesen Song mit mir aufnehmen wollte.

minutenmusik: Was sind deine Träume und Pläne für deine Zukunft als Musiker? Gibt es andere Projekte, die du schon vorbereitest oder bist du eher eine spontane Person?

Meadows: Mein Hauptfokus liegt gerade darauf, tiefer in meine Musik einzudringen und Dinge zu erschaffen, die ich schön und interessant finde. Es ist einfach, seinen Weg zu verlieren, wenn man gleichzeitig versucht, seine Karriere am laufen zu halten. Aber mein Traum ist es, genau das zu schaffen. Aber ich habe trotzdem einige Projekte in der Rückhand. Ich bin sogar dabei, mein nächstes Album zu planen, zu schreiben und aufzunehmen und vielleicht sogar etwas für die Zeit dazwischen.

minutenmusik: Da deine Tour verschoben musste, wie kmomst du mit dieser Situation klar? Möchtest du dich mit deinen Fans über Social Media verbinden oder planst du, während der Selbstisolation neue Songs zu schreiben?

Meadows: Die Tour verschieben zu müssen, war ein großer Schlag ins Gesicht. Es ist sehr hart, mit einem neuen Album an den Start zu gehen und dieses erst ein Jahr später auf einer Tour präsentieren zu können. Ich versuche, gar nicht viel darüber nachzudenken, was für mich verloren geht und eher die Zeit mit meiner Familie zu genießen. Ich vermisse es, auf Tour zu sein, weil ich es so sehr liebe. Aber ich liebe es auch sehr, eine entschleunigte Zeit zuhause zu haben, auch wenn es finanziell sehr schwer ist. Ich werde Songs schreiben und aufnehmen und mir eine wohl verdiente Auszeit gönnen. Ich hab einige Jahre ohne Pause gearbeitet.

minutenmusik: Gibt es einen Weg, wie dir deine Fans in dieser Situation helfen können?

Meadows: Ich habe die besten Fans überhaupt! Und viele sind von Anfang an dabei, unterstützen mich, indem sie zu Shows kommen oder meine Musik verbreiten. Also das Schönste wäre es, weiter meine Musik zu hören und sie mit Freund*innen zu teilen. Und wenn die Zeit kommt, sie auf meinen Konzerten zu sehen. Ich kann es nicht erwarten, wieder auf der Bühne zu stehen. Also bleibt bloß alle gesund!

Und so hört sich das an:

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Meadows live 2021:
  • 23.02. Werk 2, Leipzig
  • 24.02. Atelier T8, Lippstadt
  • 25.02. Movie, Bielefeld
  • 26.02. Privatclub, Berlin
  • 27.02. Nörgelbuff, Göttingen
  • 28.02. Kreativfabrik, Wiesbaden
  • 02.03. Lux, Hannover
  • 03.03. Uwe (Klubhaus St. Pauli), Hamburg
  • 04.03. Salon Hansen, Lüneburg
  • 05.03. Etage 3/Lagerhaus, Bremen
  • 06.03. Q-Factory, Amsterdam (NL)
  • 07.03. Die Wohngemeinschaft, Köln
  • 08.03. Stereo, Nürnberg
  • 09.03. Clash, Wien (AT)
  • 15.03. Dynamo, Zürich (CH)

minutenmusik: First I want to say a big thank you for taking your time and I hope you stay safe in these difficult times. The title of your new album „The Emergency Album“ was inspired by the American poet Frank O’Hara and is aiming to describe one’s feelings at a time of an emergency. In the current situation it seems like an unfortunate prophecy, but maybe your songwriting process has given you some insights on your own way of dealing with difficult situations. How did you try to cope with this rather frightening state of emergency through your music? In how far does this album apply to the current situation?

Meadows: Thank you for having me! Yes, the title of the album surely seems a bit ironic in the time it’s coming out. I would say that these songs are applicable in the way that we are all kind of forced into a situation where we face existential questions. Many of the songs comes from me reflecting and questioning my past and my way forward. And even if the world might just change temporarily for most of us, it’s a good time to form new habits and focus on what’s important in our lives.

minutenmusik: How does this current situation influence the way you feel about the release?

Meadows: Well, it kind of took the edge off the excitement and it feels a little bit like releasing it into a vacuum. But I’m also happy to come out with new music in a time when people might have more time to sit down and listen to it. I hope it can bring some comfort, hope and company for someone in this difficult time we’re in.

minutenmusik: You have again composed your sound solely with your voice, guitar and analogue synthesizers which creates a very intense atmosphere. How did your strategy change from the first EP to this album? Did you have any special images in mind while recording?

Meadows: I wanted to bring it down a notch, and make it a little bit more personal and honest. This record was made in a bit more organic way than my last one. I recorded more songs than what ended up on the record, and I was more focused on capturing the presence than getting it perfect. It’s a bit less polished than the last one I feel, and maybe more mature. I think that’s a good thing for the record – and for me it was definitively a step forward to sing more about how things are and less about how I wish they were. If that makes any sense. Also I really enjoyed performing in the studio. This time I recorded quite a lot with Markus Nordlund at Dromedar Studio. I did that before too, but this time we worked much closer together and he was more involved. I also decided to go to a secluded house in the woods to record and write. That had a big impact on the the songs that ended up on the album. I wrote and recorded Hollow Stone out there, which kind of wrapped up what the album was about for me.

minutenmusik: Your song „The Only Boy Awake“ was featured in the series „13 Reasons Why“ and earned you a lot of success on streaming devices. Do you sometimes take inspiration from series? To what kind of series would „The Emergency Album“ be a soundtrack to?

Meadows: I usually don’t watch series that much myself. But right now we’re watching one of my favorite series from when I was kid – „The Wonder Years“. It would unfortunately take a DeLorean with a flux capacitor to make that happen. But that would have been something! For me this album feels a bit like closure so I guess some story where you would come out at the other end a bit beat up, but OK, would work really good with it.

minutenmusik: The rather melancholic sound of your music creates a calm atmosphere over the whole course of the record. How can we imagine your songwriting process when it comes your mood? Are there days where your emotional state does not allow you to make music since you are too angry or too happy?

Meadows: Yes, absolutely. Even if most of my music have a melancholic layer to it, I’m mostly very happy while making it. I need to be in balance to be able to easily write. But I often get excited when a good idea comes along, so if I have time to sit down I get into the right mindset. I just enjoy writing and playing the guitar so much so sometimes I don’t know what gives the other. I try to be disciplined and sit down no matter my mood, but some days life just gets in the way of inspiration.

minutenmusik: Normally, you are working on your own while writing music so the duet with Roosmarijn must have been something very special for you. How did it feel to share a song with another musician? What does this song mean to you?

Meadows: Yes, that was very special . I wrote it quite long before we first started singing together, but I just loved what she did with it. She’s got such an amazing way of phrasing and using dynamics. I’m very happy and proud that she wanted to record this with me.

minutenmusik: What are your dreams and plans for the future as a musician? Are there any projects you are already preparing for or are you more of a spontaneous person?

Meadows: My main focus right now is to dig deeper in my music and make things that I find beautiful and interesting. It’s easy to lose track of this when you also have to focus on actually running it as a career. But my dream is to be able to keep doing thisBut there are some projects in the pipeline. I’m already planning, writing and recording for my next album and maybe something that will come out in between.

minutenmusik: Since your tour has to be postponed, how do you want to cope with this situation? Do you want to connect with your fans via social media or do you plan to write new music during self isolation?

Meadows: Having to reschedule the tour was of course a big blow. It’s tough to come out with a new record and not be able to go on the road with it until almost a year after. I try to not think too much about what will get lost for me in this situation, and plan to enjoy more time with the family. I miss being on the road right now, because I love it so much. But I also really enjoy having slow time at home, even if it’s tough on the economy. I will write and record and take some well needed time off. I’ve been working non stop for a couple of years.

minutenmusik: Are there any way that your fans can help you in this situation?

Meadows: I have the best fans ever! And many have been there since the beginning, supporting by coming to my shows and spreading my music. So if anything it would be to continue listening to my records and sharing the music with their friends. And when the time comes I hope to see everyone at my shows. I can’t wait to be out there again. So everyone better stay safe and healthy!

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