Jahresrückblicke sind schwierig und gerade musikalische Jahresrückblicke bilden da keine Ausnahme. Eigentlich gibt es in 12 Monaten so viel neue Musik zu entdecken und so viele Konzerte zu besuchen. Und doch verschwindet am Ende ein Teil davon in der Belanglosigkeit oder verstaubt in der hintersten Ecke unseres Erinnerungsvermögens. Umso wichtiger ist es also, sich die Zeit zu nehmen und die Highlights und vielleicht auch Enttäuschungen des Jahres festzuhalten. Bei mir gibt es allerdings keine klassische Top 3, 5 oder 10, sondern ein paar herausgepickte Veröffentlichungen und Konzerte:
Alben des Jahres
Das Langersehnte
Nach fast 1,5 Jahren Pause gingen Kraftklub im Sommer nicht nur endlich wieder zurück auf die Bühne, sondern veröffentlichten mit Keine Nacht für Niemand auch ihr drittes Album. Meine Erwartungen waren recht hoch und wurden nicht enttäuscht! Die Chemnitzer bleiben im Großen und Ganzen ihrem Stil treu, experimentieren jedoch etwas mehr herum als auf den beiden Vorgängern. Das reicht von funkigen Einschlägen über vermehrte Synthesizer-Einsätze bis hin zum Orchester in der Vorab-Single Dein Lied, die auch aufgrund des Textes für rege Diskussionen sorgte. Mit jeder Menge (versteckten) Features und Referenzen ist Keine Nacht für Niemand ein Album, das bei mir in diesem Jahr verdammt oft lief, aber trotzdem nicht langweilig wurde. Eine ausführliche Rezension findet ihr hier.
Das Newcomer-Album
Vor einem Jahr sagte mir Leoniden mal noch rein gar nichts. Nach Jonas´ Albumrezension und seinem Interview mit der Kieler Band wurde ich zwar neugierig, so richtig damit beschäftigt hatte ich mich aber noch immer nicht. Und dann kam beim Kosmonaut Festival die große Erleuchtung: Weder der frühe Nachmittagsslot noch der Regen konnten dem energiegeladenen Auftritt der Newcomer etwas anhaben und der Funke sprang nicht nur über, sondern entfachte direkt ein kleines Feuer. Das selbstbetitelte Album fand daraufhin endlich den verdienten Weg in meine Playlists und gehört definitiv zu den Highlights des Musikjahres 2017!
Das Hartnäckige
Konzerte des Jahres
Der Dauerbrenner
Wer mich kennt, der weiß: Kraftklub geht bei mir immer! Auch in diesem Jahr haben sie wieder bewiesen, dass sie zurecht meine persönliche Nummer 1 sind: Beeindruckende Festivalshows mit über 70 Tänzer/innen. Schwitzige, intensive Clubshows im Uebel & Gefährlich, beim 1LIVE-Oktoberfestival in Neuss oder zuletzt als Die Kosmonauten beim „Ich möchte Teil einer Jugendgefährdung sein“-Festival in Berlin. Acht Shows der Keine Nacht Für Niemand-Tour, jede davon irgendwie einzigartig und schön und alles andere als langweilig. Wofür ich diese Band aber am meisten liebe, sind die verrückten Aktionen, die einen so unerwartet treffen. Spontankonzert in Köln? Klar, dass ich auf den gemütlichen Couchabend verzichte und mich stattdessen kurze Zeit später vor dem Studio König in Köln wiederfinde, um einen halbstündigen Auftritt ohne Bühne und ohne Anlage, aber mit jeder Menge Glücksgefühlen dank des unverhofften Konzertvergnügens zu sehen. Das Highlight war aber wohl das Aufweckkonzert beim Kosmonaut Festival. Was kann es schließlich Schöneres geben, als nach einer mehr oder weniger durchgefeierten Nacht am frühen Morgen von der Lieblingsband aus dem Schlaf gerissen zu werden?
https://www.youtube.com/watch?v=vIT5TTg9Oms
Die Neuentdeckung
Kanada ist ein tolles Land, das kann ich seit diesem Jahr aus eigener Erfahrung bestätigen. Wer nicht ganz so weit reisen möchte, aber trotzdem etwas kanadische Atmosphäre aufschnappen möchte, ist bei The Rural Alberta Advantage genau richtig. Die Indie-Band hat es bei ihrem Konzert im Zakk im Januar geschafft, mich mit ihren Songs in eine gefühlt andere Welt mitzunehmen. Gänsehaut-Melodien, aber auch kraftvolle Stücke, die vor allem durch das enorme Schlagzeugspiel getrieben werden, und nicht zuletzt eine unfassbar sympathische Band, die nach dem Konzert so aktiv wie kaum ein anderer Act den Kontakt zum Publikum sucht. Definitiv ein perfekter Auftakt in das vergangene Konzertjahr und jederzeit eine Wiederholung wert!
https://www.youtube.com/watch?v=MxRFf45knBo
Die Überraschung
Meine Erwartungen an ein Wincent Weiss-Konzert waren zugegebenermaßen eher gering. Der ausschlaggebende Grund, warum ich trotzdem hinging, war Yvonne und ihre riesengroße Begeisterung für den Sänger. Tatsächlich konnte er mich positiv überraschen, denn statt einer Aneinanderreihung von belanglosen Popsongs gab es eine sympathische Performance, eingängige Songs und ein unterhaltsames „Deutsche-Hits-Medley“. Das war so schön, dass ich glatt ein zweites Mal hingegangen bin!
https://www.youtube.com/watch?v=Hliyr7RJIuM
Die Enttäuschung
Manche mögen mich dafür vielleicht steinigen, aber das Konzert der Kings of Leon in der Lanxess Arena im Februar konnte mich leider nicht vom Hocker reißen. Aus rein musikalischer Sicht gab es an der Show nichts auszusetzen, aber das Fehlen von jeglicher Interaktion mit dem Publikum ließ es für mich doch eher unspektakulär und durchschnittlich werden. Schade!
Euch allen wünsche ich für das neue Jahr möglichst viele schöne Überraschungen, unvergessliche Momente und überhaupt nur das Beste!
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