Im Rahmen der Special-Shows vor Veröffentlichung des neuen Album „A Kiss for the Whole World“ traten Enter Shikari im Luxor in Köln auf. Dieser Club ist mehr Bar als Konzerthalle. Interessante Wahl also, wenn man bedenkt, dass Sänger Rou Reynolds kleine Bühnen nicht mag. Der Frontmann der erfolgreichen Band aus England bevorzugt nämlich viel Platz zum Tanzen. Bei der Tour im Winter kam er da zum Glück auch auf volle Kosten. Jetzt wollte das Quartett allerdings im viel kleineren Rahmen (weniger als 20% Zuschauer von der Show in Oberhausen) auf ihren siebten Langspieler einstimmen. Wer dabei sein wollte, musste enormes Glück haben, denn Tickets waren sofort mit Vorverkaufsbeginn vergriffen.
Das Beste aus kleinstem Raum machen
350 Fans passen in den Club, schätzungsweise nur 150 auf die Tanzfläche vor der Bühne. Der Rest tummelte sich seitlich neben der Stage oder im hinteren Bar-Bereich der Location. Eng war es überall. Sänger Rou bemerkte ganz richtig, dass man nur noch mehr Menschen reinquetschen könnte, indem man eine zweite Ebene schafft- in Form von Crowdsurfen. Gesagt, getan: Mehrmals traten er und auch Gitarrist Rory Clewlow auf die zweite Ebene des Luxors. Es dauerte nicht lange und viele Fans schlossen sich an. Verständlich, denn die Bühne ist ab dem Bereich hinter der Tanzfläche kaum noch sichtbar. Um Enter Shikari also mal zu Gesicht zu bekommen, surften die Besucher*innen nach vorne. War man Teil der tragenden Masse, verlor man sobald die Orientierung wo eigentlich oben, unten, vorne oder hinten ist. So unübersichtlich das Geschehen doch war, verlief es im Großen und Ganzen glücklicherweise reibungslos.
Crowdsurfing war nicht die einzige Lösung des Platzproblems. Ob mitten im Publikum, auf dem Wellenbrecher oder auf der Bar, Sänger und Gitarrist nutzten den gesamten Club als Bühne. Zugegebenermaßen war die Stage eigentlich verhältnismäßig geräumig. Denn die Technik von Enter Shikari ermöglicht es, ohne Verstärker den Sound auf die Boxen zu übertragen. Zusätzlich vergrößerte eine Umrandung mit einem Band aus Lichtstäben optisch den Raum. Die Stäbe erleuchteten passend zum Sound. Bereits im Dezember fiel die Bühnenproduktion positiv auf. Lichttechnikerin Lucy Harrison hat ein Händchen sowohl für kleine als auch große Shows. Darüber hinaus fühlte sich das Konzert wegen etlicher elektronischer Elemente in den Songs von Enter Shikari wie ein Disco-Abend an.
Vorgeschmack auf „A Kiss for the Whole World“?
Von dem kommenden Album spielten Enter Shikari leider nur die bereits veröffentlichten Singles. Ein zusätzlicher Vorgeschmack wäre hier natürlich genau richtig platziert gewesen. Die drei Lieder von „A Kiss for the Whole World“ fügten sich immerhin wunderbar mit in das bunt gemischte Set aus alt und aktuell. Zu Clubshows gehören aus Nostalgiegründen natürlich Tracks wie „… Labyrinth“ oder „Juggernauts“. Letzterer war 2009 auf „Common Dreads“ veröffentlicht worden. In dem Jahr spielten Enter Shikari übrigens zuletzt im Luxor. Zusätzlich ist bei so kleinen Konzerten reichlich Interaktion mit dem Publikum möglich. Alle vier Bandmitglieder sprachen während des Auftritts mit den Fans und es wurde gemeinsam viel gelacht.
Außerdem rundete die „Quickfire Round“ das Set ab (Dabei handelt es sich nicht um eine Trink-Aktion an der Bar, auch wenn die Hälfte der Band hier performte, sondern um ein Medley aus vier Liedern). Unveröffentlichte Songs spielten Enter Shikari zwar nicht, dafür erlebte der Track „GLOFS“ der Vorband Blackout Problems zusammen mit Rou Reynolds seine Premiere. Die Vorfreude auf neue Musik ist nach dem Abend also trotzdem geweckt. Entsprechend war diese intime Show unterm Strich eine fantastische Aktion.
Mehr zu Enter Shikari findest Du hier.
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