Der Wahnsinn – Toi!Toy!Teu!

Drei EPs ließen Der Wahnsinn auf die Massen los, bevor sie diese nun als einen zusammenhängenden Release physisch veröffentlichen. Im Laufe der letzten Wochen hörten wir so bereits genauer in „Toi!“ und „Toy!“  rein und kamen zu dem klaren Ergebnis – auch nach dem Debütalbum kann das Duo mit viel Witz und einer spannenden Mischung aus Stonerriffs und Punk-Attitüde überzeugen.

Musikalisch ist der Anspruch klar: die Leute sollen hüpfen, mitgröhlen, Moshpits eröffnen und was eben sonst so zu einem gelungen Punkkonzert gehört. Werther Wahnsinn und Steven schmeißen sich alleine mit Bass und Schlagzeug ausgerüstet in die Schlacht um die größten Riffs und schnellsten Nummern – und stinken dabei überhaupt nicht gegen Bands mit größerer Besetzung ab. Stattdessen bieten die beiden so ziemlich alles an, was Menschen an Gitarrenmusik so mögen – „Das Volk“ ist schneller Stonerrock, „Sie lügen“ stattdessen Mitgröhl-Punk, „Der Bestimmer“ verwendet hingegen Gangshouts und staubtrockene Beats in reiner Hardcore-Manie. Im Gegensatz zu vielen Punkbands nimmt sich Der Wahnsinn selbst nicht so ernst, wie schon die immens satirischen Videos zeigen. Vorteile bringt diese Haltung auch fürs Songwriting – immer wieder springt das lyrische Ich in die Rolle der eigentlichen Feindbilder, verteidigt so das eigene Handeln, wie  in „Dicker Bauch“ oder „Blinde Kuh“. Das Augenzwinkern spielt hier eine ganz zentrale Rolle, denn dieses Stilmittel dient nicht dazu, den Zeigefinger zu verwenden, sondern um die Idiotie einiger Begründungen vorzuführen. Auch sonst werden mit dem Selbstdarstellungszwang sozialer Medien („Gute Menschen“) oder der angeblichen Lügenpresse brandaktulle Themen besungen. Im Vergleich zum Debütalbum „Aus Liebe zum System“ haben sich Der Wahnsinn musikalisch jedoch mehr getraut, mit „Voller Wahnsinn“ wurde gar ein ruhiges Lied eingebaut, „Dicker Bauch“ hingegen ist ein Feature mit Lulu & Die Einhornfarm, „Einfach Sein“ ist überraschenderweise sogar ein kleines Liebeslied geworden – all diese kleinen Spielereien erhöht das Hörerlebnis auf Albumlänge um einige Level.

Drei EPs haben Der Wahnsinn auf die Massen losgelassen – herausgekommen ist dabei ein Album, das mit intelligenten, gesellschaftskritischen Texten und einem musikalischen Hybriden aus Stonerrock und Punk begeistern kann. Vom ersten bis zum letzten Song wird eine Spannung aufrechterhalten, die das Weghören für Punkfans eigentlich unmöglich macht. Wenn dieser Wahnsinn genau so auf die Bühne übertragen werden kann, sollte der Band nicht viel im Wege stehen, um in Zukunft auch für größere Massen zu funktionieren. Selten werden Der Wahnsinn direkt, aber wenn, dann sitzt jedes Wort: „Scheiße in den Köpfen, Scheiße in der Brust, ungefickte Wichser mit ‘ner Menge Frust“. Gerade 2018 braucht es Bands, die auch das können – und wenn diese Themen gleich über drei EPs in so einer Qualität zentral werden, ist das ganz eindeutig eine wichtige Hörempfehlung!

Das Album „Toi!Toy!Teu!“ kannst du dir hier kaufen.*

Und so hört sich das an:

Aktivieren Sie JavaScript um das Video zu sehen.
https://www.youtube.com/watch?v=qlN1PfBD–Q

Website / Facebook / Instagram / Twitter

  • 10.11.2018 Gängeviertel Hamburg (mit Chaos Commute)
  • 15.11.2018 Z-Bau Nürnberg (Support für Radio Havanna)
  • 16.11.2018 Gebäude 9 Köln (Support für Radio Havanna)
  • 17.11.2018 Kleiner Klub Saarbrücken (Support für Radio Havanna)
  • 22.11.2018 Naumanns Leipzig (Support für Radio Havanna)
  • 23.11.2018 Bastard Club Osnabrück (Support für Radio Havanna)

Rechte am Albumcover liegen bei Wahnsinns Records.

* Affiliate-Link: Du unterstützt minutenmusik über deinen Einkauf. Der Artikel wird für dich dadurch nicht teurer.