Die australischen Dance-Punks DZ Deathrays machen auf dem zweiten Teil ihres Rock-Epos „Positive Rising“ wie immer alles richtig und bringen diesmal ihre Garagenparty zumindest atmosphärisch auf die Stadionbühne.
Die richtige Dosis
Mit ihrem jugendlich lärmigen Debüt „Bloodstreams“ von 2012 legten Shane Parsons und Simon Ridley als DZ Deathrays noch sämtliche Garagen in Schutt und Asche, wenn die Eltern mal nicht da waren und drehten bei Auftritten teils so laut auf, dass sie schon mehrfach von der Bühne flogen. Das sich der Sound von solchen Duos gerne mal abnutzt, zeigten zuletzt etwa Death From Above 1979, die zumindest mit ihrem höllischen Debüt „You’re A Woman, I’m A Machine“ nicht unerheblichen Einfluss auf DZ Deathrays gehabt haben dürften. Die Disco-Frischzellenkur auf deren aktuellen Album erwies sich allerdings nur bedingt als richtiges Heilmittel. Die Australier ziehen deshalb die Spritze nur halb auf und injizieren nur so viel Innovation wie der von zackigen Riff-Gewittern getragene Sound verträgt – höchstens die ein oder andere Hymne lässt die Australier so groß klingen, dass bald kein Platz mehr für sie in der Garage ist.
Raw Power
Krassester Einschnitt in der Bandhistorie dürfte wohl sein, dass das langjährige Tourmitglied Lachlan Ewbank endlich fester Bestandteil der Kombo wurde. Der war übrigens auch schon beim Vorgänger „Positive Rising: Part 1“ mit im Studio und half der Band sich einem größeren Soundspektrum zu öffnen. Mit dem aktuellen Album gehen die Australier allerdings noch einen Schritt weiter und brechen die Zeitkapsel der eigenen Diskographie auf, um all ihre Energie auf den neuen Stadion-Flair loszulassen. Die volle Wucht dieser Schnittmenge trifft im entfesselten „Make Yourself Mad“, den proggy Hymnen „All Or Nothing“ sowie „Fired Up“, mit düsterem Indie in „Kerosene“ und Retro-Rock-Anflügen in „Swept Up“. Als Gegenstück zum Gastbeitrag von The Bronx-Sänger Matt Caughthran auf „Part 1“, schmettert uns diesmal die südafrikanische Rapperin Ecca Vandal in „Fear The Anchor“ ihre Lines um die Ohren. Wie gewohnt enden DZ Deathrays mit einem ausufernden Closer – diesmal kriegen wir sieben Minuten Grunge-Melancholie mit dissonantem Noise-Dröhnen im Abgang serviert. Textlich schürfen DZ Deathrays weiterhin kaum tief, aber die titelgebende positive Energie liefern die Australier ab wie kaum eine andere Band und lassen den lang ersehnten Moshpit vor dem geistigen Auge rotieren.
In Europa fliegen DZ Deathrays meist noch unter dem Radar, aber in Australien sind sie schon fest in der Szene etabliert und etwa regelmäßig Gast bei dem beliebten Radiosender Triple J. Bleibt nur zu hoffen, dass sie bald wieder außerhalb von Down Under ihre unaufgesetzte House-Party in die Hallen bringen können – wenn auch ihre Musik immer noch am besten im vernebelten Undergroundclub funktioniert. Bei der nächsten Tour vielleicht zusammen mit Cleopatrick?
Und so hört sich das an:
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Die Rechte für das Albumcover liegen bei I Oh You, Dine Alone und Alcopop!.
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