Der Titel “Post People” lässt reichlich Interpretationsspielraum – und gerade dadurch macht er neugierig. Selbst Heave Blood & Die waren sich zunächst nicht ganz sicher, was diese rätselhafte Betitelung bedeutet. Lange haben die Bandmitglieder über diesen Namen philosophiert und sich dabei Konzepte über postapokalyptische Universen und der Zukunft der Menschheit ausgedacht. Irgendwann sind sie dann zu dem Entschluss gekommen, dass “Post People” synonym für eine Welt steht, in welcher die Menschheit den Kapitalismus hinter sich gelassen hat, ihre Klimaziele erreicht und alle Menschen gleichbehandelt. Eine wunderschöne Vorstellung, von der man gerne träumt. Aber nicht nur diese Vorstellung lädt zum Träumen ein, vor allem die Musik auf “Post People” ist wie für eine Reise in andere Welten gemacht.
Insgesamt acht Stücke zählt das zweite Album von Heave Blood & Die. Acht Titel, die durchgängig Spaß machen und stehts für eine Überraschung gut sind. Der einzige Minuspunkt bei der ganzen Geschichte ist, dass dieser Ritt, durch alles was nach Zukunftsmusik klingt, schon nach 33 Minuten vorbei ist.
Der neue Sound aus der eisigen Welt
Heave Blood & Die kommen aus Tromsø, einer wunderschönen Stadt in Norwegens hohen Norden. Umgeben von schneebedeckten Bergen und eisigen Fjorden wirkt Tromsø fast wie ein Fremdkörper inmitten der weitgehend unberührten, rohen Natur. Ungezähmt treffen an diesem abgelegenen Ort Naturgewalten aufeinander. Mittlerweile lebt die Gruppe in Oslo, Norwegens Hauptstadt. Trotzdem verhält es sich mit Heave Blood & Dies Musik, wie mit den Naturgewalten in ihrer Heimatstadt: Urplötzlich knallt alles aufeinander. Bluesrock trifft auf doomige Vocals, Retrogitarren ringen mit energischen Drums, psychedelische Attacken durchbrechen eine eisige Atmosphäre und irgendwie ist Alles von einem angenehmen Stoner-Charme umgeben.
Eröffnet wird das aktuelle Album der charismatischen Gruppe von “Radio Silence”, einem genau vier Minuten und 20 Sekunden langem Stück, welches Stoner-Gitarren mit leichten Doom-Metal-Allüren verschmelzen lässt. “Kawanishi Aeroplane” zeigt die Band anschließend von ihrer extrem experimentierfreudigen Seite. Verträumter Gesang bettet sich in eine Decke aus achtsamen Ambient-Klängen und das ganze klingt ein wenig nach den frühen Pink Floyd. Nahtlos knüpft an dieses Klangexperiment das noch ausgefallenere “Metropolitan Jam” an. Spätestens jetzt lässt sich eine gewisse Ähnlichkeit zu dem Berliner Duo Odd Couple nicht mehr leugnen.
Inspiration aus den richtigen Ecken
Zahllose Querverweise zu Legenden der Rockgeschichte, aber auch zu zeitgenössischen Strömungen der alternativen Musik-Welt lassen sich auf “Post People” finden. Beispielsweise trieft “Continental Drifting” vor Hawkwind-Momenten und “True Believer” atmet Retrorock in all seinen Facetten. Immer wieder schafft die Gruppe es sogar Klangbrücken zu dem ebenfalls aus Norwegen stammenden Punk-Rock-Black-Metal-Hybriden Kvelertak zu bauen. Heave Blood & Die machen es richtig: Überall Zutaten sammeln, um eine eigene, unverwechselbare Suppe zu kochen.
Die Vinyl-Version des Albums ist hier erhältlich, zur digitalen Version gelangt ihr über diesen Link.*
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Die Rechte am Albumcover liegen bei Fysisk Format/Cargo.
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