Hjelvik – Welcome To Hel

Hjelvik - Welcome To Hel

Kaum eine Band hat es in den letzten zehn Jahren geschafft, eine so innige Beziehung zu ihren Fans aufzubauen, wie Kvelertak es getan haben. Allen Menschen, die keinen Wert auf Genres oder Konventionen legen, haben Kvelertak den perfekten Mix aus allem, was Spaß macht gegeben: Hardcore Punk, Black Metal, Hard Rock und eine rebellische Attitüde, welche sich gegen eingefahrene Genre-Erwartungen auflehnt. Ihre innige Beziehung zu ihren Fans haben die sechs Norweger stehts mit ihren intensiven Live-Shows gepflegt. Stehts hat sich Erlend Hjelvik, Sänger der Gruppe, als Brücke zwischen Band und Publikum erwiesen. Immer hat er die Nähe zum Publikum gesucht und regelmäßig in der Menge gebadet. Auf Kvelertaks ersten drei Studioalben ist es seine immense Stimme, welche das enorme, chaotisch anmutende Klangbild der Gruppe zu bändigen schafft.

2018 hat Hjelvik die Band urplötzlich verlassen. Mittlerweile haben Kvelertak ihr viertes Studioalbum „Splid“ mit Ivar Nikolaisen, seines Zeichens Sänger der Band The Good The Bad And The Zugly, veröffentlicht. Nikolaisen konnte sich auch prompt in die Herzen der Fans kreischen. Die Frage, was aus Hjelvik geworden ist, stand nach wie vor unbeantwortet im Raum. Jetzt hat sich der charismatische Norweger mit seinem neuen, nach ihm benannten Projekt, zurück gemeldet. Dabei handelt es sich jedoch explizit nicht um ein Solo-Projekt. Hjelvik ist zwar nach dem Frontmann benannt, jedoch sind die anderen Musiker vollwertige Band-Mitglieder. Wie bei Bon Jovi.

Nordische Sagen und treibender Metal

Musikalisch bewegt sich „Welcome To Hel“, wie sich Hjelviks Erstlingswerk nennt, auf den Spuren von Bathory und den frühen Enslaved. Wo Bathory und Enslaved jedoch in extreme Metal-Gefilde abdriften, setzt „Welcome To Hel“ die Segel in Richtung klassischen Heavy Metal. Immer wieder dominieren treibende Hard-Rock-Passagen das Klangbild. Ebenfalls haben Gruppen, welche eben diesen klassischen Heavy Metal mit extremeren Spielarten kombinieren, ihre Spuren auf „Welcome To Hel“ hinterlassen. An dieser Stelle seinen vor allem Hellripper und Midnight zu erwähnen.

Die insgesamt zehn Stücke auf dem Album drehen sich um Hexerei, Wikinger und die skandinavische Sagenwelt. Titel wie „Father War“, „Thor’s Hammer“ und „North Tsar“ vermitteln eine ziemlich treffende Idee, worum es sich bei den Songs handelt. Musik wie auch die Texte der Platte kommen teilweise sehr generisch daher. Zweifelsohne ist es Hjelviks Stimme, welche das Album an vielen Stellen von charakterlosen Viking-Metal-Alben abhebt. Am spannendsten wird es, wenn Hjelvik sich trauen, mit Klischees zu brechen und von ihrer musikalischen Grundformel etwas abweichen. „Helgrinda“ ist ein rotziges Black‘n’Roll-Stück und erinnert mit seinen Blast-Beats an frühe Kvelertak-Werke. Dazu im Kontrast steht die Powerballade mit dem treffenden Titel „The Power Ballad Of Freyr“. Das Stück zeigt Hjelvik von einer fast schon gefühlvollen Seite.

Mehr als Wikinger-Romantik

Wer innovative, aufregende und originelle Klänge à la Kvelertak sucht, wird von „Welcome To Hel“ enttäuscht sein. Wer hingegen Lust auf fehlerfrei gespielten, teilweise generischen Wikinger-Metal hat, wird bei dieser Platte schon eher fündig. Jedoch ist „Welcome To Hel“ nicht als krampfhaft ernstes Album, welches Mord und Plünderungen romantisiert zu verstehen. Viel mehr ist diese Platte stehts mit etwas Humor zu betrachten. Das Album nimmt sich nicht zu ernst – Und das sollten die ZuhörerInnen auch nicht tun. Wo Amon Amarth für maßlose Fremdscham-Attacken und Kopfschütteln über bodenlose Peinlichkeiten sorgen, schafft es Hjelviks Erstlingswerk stehts ein leichtes Schmunzeln ins Gesicht zu zaubern. Ob „Welcome To Hel“ nun kitschig oder romantisch ist, liegt im Endeffekt bei den HörerInnen.

Das Album ist hier erhältlich.*

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Die Rechte am Albumcover liegen bei Nuclear Blast/Rough Trade.

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