Advent, Advent, ein Lichtlein brennt. Die Weihnachtszeit rückt immer näher und gerade in diesem turbulenten Jahr wird sie wohl von vielen noch einmal mehr herbeigesehnt. Vielleicht trifft bei dem ein oder anderen aber auch genau das Gegenteil zu und von Weihnachtsstimmung ist nicht wirklich zu reden. Genau deswegen hat sich die minutenmusik-Redaktion etwas einfallen lassen. An jedem Adventssonntag veröffentlichen wir in diesem Jahr einen Beitrag zum Thema Weihnachten. In der vergangenen Woche haben unsere liebsten Weihnachtsalben den Anfang gemacht. Zum zweiten Advent widmen wir uns unseren liebsten Weihnachtssongs. Zeit, um die Plätzchen und den Punsch bereitzustellen und die Lautsprecher aufzudrehen:
FINNEAS – Another Year
Während ich am Nikolaussonntag mit einer Tasse Tee und Weihnachtsplätzchen in meinem WG-Zimmer sitze und schon mittags das Licht einschalten muss, weil es gar nicht richtig hell werden will draußen, läuft im Hintergrund FINNEAS mit „Another Year“. Und ich muss ganz ehrlich sagen, dass es keinen Song gibt, der gerade besser zu meiner Stimmung passen würde. Denn all das, was mich an den Weihnachtsklassikern manchmal nervt – Glöckchenklingeln, übertriebenes, kitschiges Tamtam und die große Geste – hat dieser Song eben nicht. Stattdessen ist er eine wunderschöne Ballade mit minimalistischer Klavierbegleitung und ehrlichem Text – über die wahnsinnig schöne Stimme des Sängers müssen wir hier denke ich nicht mehr reden. Wer also auch ab und zu genug von den glitzernden und überladenen Weihnachtssongs hat, die jedes Jahr rauf und runter laufen, für den könnte „Another Year“ eine willkommene Alternative sein.(Emilia)
The Pogues & Kirsty MacColl – Fairytale of New York
Weihnachtslieder sind kitschig? Viele, aber definitiv nicht alle. Schon mal einen Christmassong gehört, in dem sich die Sänger*innen gegenseitig beleidigen? Die englische Punk-Band The Pogues hat 1987 mit Kirsty MacColl – der damaligen Ehefrau des Produzenten – den Song „Fairytale of New York“ aufgenommen, in dem es um durch Alkohol und Drogen zerstörte Träume geht. Und natürlich auch irgendwo um Liebe. In Irland schaffte es das besonders im Instrumental folkig-klingende Lied bis auf Platz 1 der Charts, bei uns ist es weiterhin ein kleiner Insider-Tipp. Unzählige Coverversionen existieren, die nicht einen Hauch der Intensität des Originals erreichen. In vielen Umfragen nach den besten Weihnachts-Popsongs gelangt es regelmäßig an die Spitzenposition. Für mich völlig nachvollziehbar, besitzt es nämlich einen überraschenden Aufbau, einen sensationellen Ohrwurm-Chorus und unglaublich viel Atmosphäre ohne auch nur einen Hauch Cheesyness. (Christopher)
Girl In Red – Two queens in a king sized bed
Erzkonservative Feiertage und Queerness passen eher weniger gut zusammen. Ob Weihnachtsfilme, -musik oder -traditionen – alles strotzt nur so vor Heteronormativität. Umso mehr habe ich mich darüber gefreut, dieses Weihnachten mit diesem wunderbaren Stück Musik auch an Weihnachten die Regenbogenflagge schwenken zu können. (Julia)
Hurts – All I Want for Christmas Is New Year’s Day
Zugegeben, “All I Want for Christmas Is New Year’s Day” ist nicht unbedingt der fröhlichste Weihnachtssong. Aber genau das macht den Song irgendwo aus. Wer Hurts kennt, weiß, dass Theo Hutchcraft und Adam Anderson sehr viele düstere Elemente in ihre Musik mit einbauen und dass Optimismus sowie Fröhlichkeit oftmals schlicht einfach nicht enthalten sind. Dennoch hat der Song etwas ganz Besonderes an sich und ist zumindest für mich jedes Jahr aufs Neue ein treuer Begleiter durch die Weihnachtszeit. Und gerade in diesem Jahre sind die Textzeilen „All of the bells ringing out for Christmas/ I’m singing goodbye to the year before/ I know that the next one will be different/So much more […] All that I want this year for Christmas Is New Year’s Day” doch wohl aktueller den je. Und wenn man ganz genau hinhört, erkennt man in dem Song trotz der negativen Assoziationen mit Weihnachten einen Funken Hoffnung für das nächste Jahr! (Alina)
John Lennon & Yoko Ono – Happy Xmas (War Is Over)
Diesen Song poste ich seit Jahren jeden Heiligabend auf meinen Social-Media-Kanälen. Ein Song, der 1971 in Zeiten des Vietnamkrieges als Friedenshymne erschien und es 2020 wirklich verdient hätte, weltweit auf Platz 1 der Charts zu stehen. John Lennon hat vor 50 Jahren hiermit wirklich ein Meisterwerk komponiert. Was zu anderen Zeiten wahrscheinlich ein wenig pathetisch und plakativ klingt, ist gegenwärtig erschreckende Realität. „A very merry christmas, and a happy new year, let’s hope it’s a good one – without any fear“ betrifft erstmalig jede*n, unabhängig von Herkunft oder sozialem Stand. Mehr ist dem auch nicht hinzuzufügen. (Christopher)
Boney M – Oh My Lord
Wohl auch meiner nostalgischen Gesinnung wegen gehört dieses Lied – und Boney Ms Weihnachtsalbum generell – für mich zu Weihnachten dazu wie der Weihnachtsbaum. Im Gegensatz zu all den festlichen Balladen ist der Fokus hier viel mehr auf Rhythmus und Gesang und macht einfach gute Laune! (Julia)
Little Mix – One I’ve Been Missing
Mittlerweile ist es gerade in der Popwelt ein Gebot, dass die meisten Künstlerinnen und Künstler mindestens einen Weihnachtssong oder gar ein ganzes Weihnachtsalbum in ihrem Repertoire vorweisen können. Meistens triefen diese Songs aber nur so vor Kitsch und gehen im Einerlei unter. Anders ist das bei dem ersten Weihnachtssong von Little Mix „One I’ve Been Missing“. Der Song enthält eine sehr sanfte Melodie, die sehr unaufdringlich und melodisch daherkommt. Hinzu kommen die wunderbaren Harmonien von Little Mix, die dem Ganzen etwas super Schönes und Gemütliches geben. Geschrieben wurde der Song während einer Tour von Little Mix, bei der sie fern ab von ihren Familien und Liebsten waren. Und wenn wir mal ehrlich sind, beinhaltet die Botschaft hinter dem Song genau das, was an Weihnachten eigentlich zählt: die Menschen um uns herum. (Alina)
Frankie Goes to Hollywood – Power of Love
Ein Lied, das ich sehr lange nicht mochte. Fand ich als Kind irgendwie unangenehm. Tatsächlich ist „The Power Of Love“ offiziell gar kein Weihnachtslied ist, wurde jedoch im November 1984 veröffentlicht und erstürmte schließlich zur Weihnachtszeit die Charts. Dadurch wird es stets mit jener Zeit verbunden – nicht zuletzt wegen seiner religiösen Referenzen. Auch ich höre es ausschließlich zum Advent. Frankie Goes To Hollywood erlangten als eine der ersten Bands, die in ihrer Musik offen mit Homosexualität umgingen, Weltruhm und mit ihrer ersten Ballade in ihrer Heimat UK den dritten Nummer-1-Hit in Folge. „The Power Of Love“ ist lyrisch so wahr und treffend. Es benötigt eine gewisse Reife, um dem Text etwas abgewinnen zu können und sich wiederzufinden. „Make Love Your Goal“ ist eine Zeile, die Gänsehaut auslöst und dieses Jahr erneut an Aktualität dazu gewinnt.(Christopher)
Phoebe Bridgers – Christmas Song
Ebenso wie „Another Year“ von FINNEAS ist auch „Christmas Song“ von Phoebe Bridgers erst dieses Jahr erschienen. Und ebenso wie „Another Year“ ist auch „Christmas Song“ eine schöne und besinnliche Alternative zur Mainstreeam-Weihnachtsmusik. Zwar verzichtet dieser Song nicht ganz auf die klassischen Stilmittel und driftet gegen Ende immer mehr in Richtung eines Songs ab, der auch im Advent im Einkaufszentrum laufen könnte, aber das ist überhaupt nicht schlimm. Mit ihrer ruhigen Stimme stimmt Phoebe Bridgers perfekt auf ein ganz anderes Weihnachtsfest in diesem Jahr ein, ohne auf Traditionen zu verzichten. Ich denke, das ist ein Song, auf den sich beim Christstollen-Essen am Adventssonntag oder beim Schmücken des Weihnachtsbaums alle einigen können. (Emilia)
Queen – Thank God It’s Christmas
Wer passt zum pompösesten Fest des Jahres besser als Queen? Für die nötige Theatralik passt dieser Song einfach immer. Wie immer ein fein komponiertes Stück mit einer schönen Portion Überdramatik! (Julia)
Faith Hill – Where are you christmas
Ohne Frage das Kitschigste in meiner Auswahl. Als ich 11 Jahre alt war, kam „Der Grinch“ mit Jim Carrey ins Kino, den ich einerseits merkwürdig-schräg, andererseits aber auch unterhaltsam-schön fand. Das Highlight des Films ist jedoch dieser Song. Geschrieben hat ihn u.a. Mariah Carey, interpretiert hat ihn glücklicherweise die US-Amerikanische Country-Sängerin Faith Hill, die wenige Monate später mit dem Titeltrack zu Pearl Harbor „There You’ll Be“ auch bei uns einen richtigen Hit landete. „Where Are You Christmas“ ist eine klassische, dramatische Power-Pop-Ballade mit Orchester, großen Gesten und genau dieser Überladung, die man, wenn überhaupt, nur an Weihnachten erträgt. Musik, die 2000 noch funktionierte und heute so leider nicht mehr existiert – wie viele andere Genres auch. (Christopher)
Angefixt von den Weihnachtssongs? Die liebsten Weihnachtsalben der Redaktion gibt es hier!
Die Rechte für das Beitragsbild liegen bei Christopher Filipecki.
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