Die Liste: 10 Songs zum Pride Month

Pride Month Liste

Stonewall was a riot! Natürlich ist der Juni als Pride Month deswegen auch heute noch viel mehr Protest als Pink Washing, mehr Aufbrechen heteronormativer Cis-Strukturen als Regenbogen-Markenlogos. Anstatt das Geld also dicken Unternehmen in die Taschen zu stecken, die für einen Monat im Jahr auf Ally machen, können wir alle die Zeit nutzen, um marginalisierte queere Künstler*innen und Personen zu unterstützen. Aus diesem Anlass haben wir 10 unserer liebsten Songs queerer Acts zusammengestellt, mit der ihr hoffentlich auch nach dem Juni noch gerne Zeit verbringt. Die Diskriminierung gegen die LGBTQAI*-Community macht im restlichen Jahr ja leider keinen Urlaub.

Arlo Parks – Eugene

So wohlig warm können queere Impulse im großen Pop-Kanon 2021 klingen. Arlo Parks ist eine der größten Hoffnungen des laufenden Jahres und sorgt mit ihrem Debütalbum „Collapsed in Sunbeams“ nicht nur wegen ihrer unfassbaren Stimme, sondern auch wegen ihres besonderen Händchens für Storytelling für Begeisterung rund um den Globus. Mit gerade einmal 20 Jahren versprüht die Britin eine ungeheuerliche Weisheit, die zu sagen scheint: „Hey, es wird alles gut, ich bin da.“ Das vermittelt eine angenehme Sicherheit, die aber auch nicht die eigenen Unsicherheiten verheimlicht. Wie hier in „Eugene“, das die Liebe einer queeren Person zu einer nahestenden heterosexuellen Freundin in herzzerreißender Melancholie verpackt. Bewegend und von nahezu epochaler Schönheit ist diese Musik so inhaltlich wie soundtechnisch eine wunderbare Wiedergeburt der großartigen Tracy Chapman, die auch einen Platz in dieser Liste verdient hätte. (Julia)

Demi Lovato – I Love Me

Im Juni 2018 wurde Demi Lovato aufgrund einer Überdosis ins Krankenhaus eingeliefert. Die Nachricht darüber und die damit verbundenen Sorgen, dass Lovato dies nicht überleben könnte, gingen in der sozialen Medienwelt viral. Knapp zwei Jahre später, in denen sich Lovato von der Öffentlichkeit fernhielt, veröffentlichte der Popstar den Song „I Love Me“. In diesem macht sich Demi Lovato frei von Schönheitsidealen, negativen Kommentaren sowie negativen Einstellungen. Sehr gut verpackt übermittelt der Track die Message, dass man sich nicht immer mit anderen vergleichen sollte, Selbstliebe und Mental Health unheimlich wichtig sind und vor allem, dass der eigene Körper so gut ist, wie er nun einmal ist. Demi Lovato setzt damit ein großes Zeichen für Selbstakzeptanz. Vor allem im Hinblick auf die eigenen Probleme des Popstars, wie jahrelange Essstörungen, Alkoholmissbrauch, Drogenkonsum und letztendlich die Überdosis ist die Botschaft des Songs unglaublich stark. Ein großes Vorbild für andere! Wie sehr Demi Lovato seitdem zu sich selber gefunden hat, bewies der Popstar kürzlich auch mit seinem Outing als pansexuell sowie mit der Identifizierung als non-binäre Person. (Alina)

Adam Lambert – Believe

Dass Adam Lambert wirklich nur den zweiten Platz in der damals achten Staffel „American Idol“ belegt hat, ist so unglaublich wie lächerlich – oder interessiert sich noch irgendwer für den Gewinner Kris Allen? Siehste selbst. Stattdessen hat sich aber das überragende Gesangstalent in der bereits zwölf Jahre andauernden Karriere stets weiterentwickelt und sowohl als Queen-Gastsänger als auch mit einigen eigenen, extrem hervorragenden Singles zurecht einen Namen gemacht. Hier zu sehen mit einem Gay-Disco-Classic von einer der größten Gay-Ikonen aller Zeiten – und wenn selbst eine Cher glasige Augen bekommt, scheint man das ganz gut gemacht zu haben. (Christopher)

Claud – Wish You Were Gay

„Wish You Were Gay” von Claud nimmt ganz eindeutig eine quere Perspektive ein, die vielen heteronormative Songs missen. Die Piano-Pop-Nummer ist an der Oberfläche eigentlich ein ganz typische Heartbreak-Song über unerwiderte Liebe, handelt in der Mikrobetrachtung jedoch davon gemeinsam keine romantische Zukunft haben zu können, weil die Sexualitäten nicht matchen. Eine Situation, mit der sich wohl viele Queers identifizieren können. Wertvoll! (Jonas)

Rosenstolz – Lass Sie Reden

Rosenstolz. Absolute Ausnahmeerscheinung in der deutschen Musikszene. Die waren queer, bevor es den Begriff gab und machten Songs über Outing und Diversität, bevor der Pride Month auch von Andreas Gabalier entdeckt wurde. „Lass sie reden“ aus 1998 befasst sich genau mit dieser immer noch wichtigen Thematik, steht für Empathie und Andersartigkeit. Die klein wenig bessere Musik auf unserer Muttersprache. (Christopher)

100 gecs – Stupid Horse

Auf einer zeitgemäßen Sause darf dieses schrille Brett vom 100 gecs-Debütalbum nicht fehlen! Dylan Brady und Laura Les aus St. Louis liefern mit ihrem experimentellen Pop-Trap spannenden Sound mit mehr oder weniger sinnlosen Texten, zu dem man bei jeder Gelegenheit eskalieren kann. Die Eröffnungszeile „Bet my money on a stupid horse, I lost that“ kommt schon mega gut rein und gibt den hastigen Ton für die restlichen 2 Minuten vor – ein Paradebeispiel für den Stil der gecs. Muss man laut hören, muss man fühlen! (Luis)

Years & Years – King

Stöbert man in der britischen Geschichte des Pop der vergangenen Jahre, kommt man an Olly Alexander und seiner Band Years & Years kaum vorbei. 2015 landeten sie mit „King“ einen absoluten Hit, der von vorne bis hinten einfach nur gelungen ist. Wie Sänger Olly Alexander preisgab, schrieb er den Song, nachdem er mit einem Typen ausging, der ein absoluter Idiot war, den er aber dennoch gerne mochte. Der Track strotzt vor guten Pop-Elementen und ist vor allem durch die stimmliche Leistung von Olly Alexander ein Song mit Wiedererkennungswert. Seit dem Jahr 2021 ist Years & Years das Soloprojekt von Alexander. Und auch sonst ist der Sänger eine dieser schillernden Persönlichkeiten, die man einfach gerne haben muss. Wenn er auf der Bühne steht, zieht er die Zuschauer:innen in den Bann und begeistert immer wieder mit einer gigantischen Show. Nebenbei setzt er sich sehr stark für LGBTQ-Rechte und auch die Mental Health-Thematik ein. 2020 wurde er von dem Online-Magazin „Queerty“ als einer von 50 Helden ausgezeichnet, die die Gesellschaft zu Gleichheit, Akzeptanz und würde für alle Menschen führen. (Alina)

Sam Smith – How Do You Sleep?

Nichts ist wichtiger, als sich wohlzufühlen. Auch – oder ganz besonders – wenn man eine Person der Öffentlichkeit ist. Sam Smith war zwar seit Beginn seiner Karriere ein geouteter schwuler Mann, hat aber erst kurz vor seinem dritten Album sich zu seiner nicht-binären Geschlechtsidentität bekehrt. Seitdem sieht man ihm* an, wie glücklich er* sich mit seinem* neuen Ich fühlt. Ach ja, an die Verwirrten: Komischerweise hat das seine* Songs und Gesangsqualität gar nicht verschlechtert, oder? Eat this. (Christopher)

Against Me! – True Trans Soul Rebel

Punk ist die einzig wahre Protestszene, eine Enklave linker Bewegung. Von wegen! Die Biografie von Laura-Jane Grace, ihres Zeichens Gitarristin und Sängerin von Against Me!, zeigt deutlich auf, wie das Patriarchat auch in der vermeintlich so offenen Subkultur ihre hässliche Grimasse zeigt. Als Transfrau bekommt Grace sowhl sexistische als auch transphobe Strukturen zu spüren, nutzt ihre Rolle dennoch bewusst, um im klassischen Punk-Gewand queere Themen auf die großen Szene-Festivals zu bringen. Und DAS ist ja wohl mehr Punk als alte weiße Cis-Männer, die den alten Zeiten nachweinen. (Julia)

Conchita Wurst – Malebu

Mal klassisch weibliche Outfits, mal muskulös und bärtig, mal anything in between – Conchita Wurst zieht das an, worauf sie Bock hat. Oder sollte man besser von „er“ sprechen? Whatever. So oder so hat das außergewöhnliche Talent aus Österreich in vielerlei Hinsicht die Aufmerksamkeit auf sich gezogen, Zeichen gesetzt und dabei immer sympathisch, schick und professionell ausgesehen. Drag-Queen ganz ohne Trashpotenzial, dafür mit Köpfchen und Können! (Christopher)

Dream Nails – Kiss My Fist

Riot Grrrl-Punk ist nie eine ausschließlich feministische, sondern immer auch eine queere Gegenbewegung gewesen. Als eine der spannendsten jungen Vertreter*innen dieser Welle sorgen die Dream Nails aktuell für ordentlich Furore, zuletzt mit ihrer wahnsinnig guten Platte „Dream Nails“. „Kiss My Fist“ ist nun ganz ohne doppelten Boden eine Musik gewordene Faust im Gesicht des Patriarchat, das FLINTAQ ausschließlich als Fetisch wahrnimmt. Wie das klingt, wenn die betroffenen Personen von der Objektifizierung in die Rache-Rolle schlüpfen, zeigt dieses schicke Stück Wut. (Julia)

Mehr „Die Liste“ gibt es hier.

Hier gibt es alle Songs gesammelt in einer Playlist.

Rechte am Beitragsbild liegen bei Charlie Cummings.

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