grandson – Death of an Optimist: The Movie

Grandson The Movie

“Das soll der Soundtrack für eine Revolution sein,” träumt grandson in diesem zwiespältigen Jahr des Stillstands auf der einen und der großen Gesellschaftsbewegungen auf der anderen Seite. Ein merkwürdiger, aber dennoch wahnsinnig wichtiger Zeitpunkt für solche Ziele. Das zugehörige Livestream-Event: „Death of an Optimist: The Movie“.

Irgendwie fühlt es sich immer noch merkwürdig an, ambitionierte Neuveröffentlichungen anzuhören ohne einen groben Zeitrahmen vor Augen zu haben, wann man eben diese Stücke nun live erleben kann. Von den oft recht unbeholfenen und leider genauso oft auch sehr langweiligen One-Person-Gitarren-Livestreams, die das Netz beim Corona-Startschuss einer Sintflut gleich überschwemmten, haben die meisten Musikfans allerdings langsam dann auch genug. Neue Ideen müssen her, wie die liebevoll arrangierten Werke in anderer Form als nur als Audio-Datei dargeboten werden können. Mit seiner innovativen Grundhaltung konnte sich grandson ohnehin längst als einer der wichtigsten Szene-Neulinge etablieren. Kein Wunder also, dass er mit Hilfe dieser auch für dieses Dilemma eine ausgefallene Lösung auf die Beine stellte. Vorhang auf für “Death of an Optimist: The Movie”, dem Begleitfilm zum großartigen Debüt des Genre-Grenzgängers.

Zwischen DIY und Hochglanz

Ganz schön clever gewählt, dieser Titel. Das Wort “Movie” weckt natürlich schon Assoziationen mit einen Hollywood-Blockbuster, jedoch handelt es sich ja bei grandson trotz all der Beliebtheit nicht um einen Weltstar der Klasse Madonna, sondern um einen jungen Künstler aus der Alternative-Szene. Auf einen George Clooney kann man hier also vergeblich warten, stattdessen schwebt über dem ganzen Projekt ein angenehmer DIY-Flair. Wie professionell die Aufnahme aber tatsächlich ablief zeigt die glasklare Audiospur, die aufwendige Kamera-Arbeit und das ungemein spannende Gesamtkonzept. Und hier kommt auch eben das “Movie” ins Spiel: Zum einen besteht der knapp 50-minütige Stream aus einer Performance des gesamten Albums inklusive aufwendiger Lichtshow und großer Leinwand mit passenden Einspielerfilmen, zum anderen aus kurzen Interviews und Behind the Scene-Videos aus dem Entstehungsprozess. Die einzelnen Parts gehen fließend ineinander über, haben eine angenehme Länge und sorgen für einen wahnsinnig interessanten Blick hinter die Kulissen. Ein schwer klassifizierbares Gemisch aus Background und Performance, das dem Titel „Movie“ aber doch gerecht wird.

Der Aha-Moment

Neben der ohne Frage grandiosen Musik hat grandson noch einiges mehr zu bieten, wie er auch in unserem sehr anregenden Gespräch bewies. Keine Frage also, dass der für ihn zentrale Aktivismus auch im “Movie” genügend Spielraum bekommt, genau so wie die treue und ungemein engagierte Fangemeinde der Grandkids. Aber auch das Genre-Bending, das grandsons Sound so inhärent ist und die üblichen Corona-Themen dürfen nicht fehlen. Absolutes Schmankerl ist jedoch die Gegenüberstellung von grandson und seinem Alter Ego X, der all die Zweifel und inneren Dämonen des Musikers anthropomorphisiert. Ab dem Song “Ballad of G and X” darf dann auch letzterer aus seinem Sarg (!) treten und in Interviewsequenzen in den Dialog mit dem Good Guy-Protagonisten treten. Hier stellt also grandson beide Charaktere gleichzeitig dar – und meistert das schauspielerisch überraschend hochklassig. Ab diesem Zeitpunkt ändert sich gleich parallel zum Albumverlauf die gesamte Grundstimmung der Performances, der Film stellt plötzlich Resignation zentral und misstraut jedem Hoffnungsstrahl am Horizont. Dennoch soll „Death of an Optimist“ am Ende Hoffnung spenden, wie auch das abschließende “Welcome to Paradise” noch einmal beweist. “Death of an Optimist: The Movie” ist am Ende genau das, was man sich von all den großen Lieblingsalben dieses Jahres wünschen würde: Ein ungemein aufwendiges, hochwertiges Dokument, das dem musikalischen Counterpart eine maßgebliche Bereicherung an die Seite stellt.

Das Album “Death of an Optimist” kannst du hier kaufen.*

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Rechte am Beitragsbild liegen bei Atlantic Records.

 

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