Anlässlich der Veröffentlichung von “Dry” haben wir dem Backyard Band – Gitarristen Sebastian Kleene einige Fragen gestellt. Dabei ging es um den Entstehungsprozess der Songs, musikalische Vorlieben der Bandmitglieder sowie den Auftritt der Backyard Band im WDR Rockpalast. Im Sonic Ballroom hatten wir uns bereits vor einiger Zeit ein Konzert der Band angesehen. Nun waren die Jungs erneut in Köln zu Gast.
minutenmusik: Im „Sonic Ballroom“ in Köln-Ehrenfeld habt ihr gerade ein ausverkauftes Album-Release-Konzert gespielt. Wie viel neues Material habt ihr dabei auf die Bühne gebracht?
Sebastian: Wir haben an diesem Abend tatsächlich zehn von zwölf Songs des neuen Albums gespielt. Einige der Songs waren schon bekannt, da wir diese schon seit einiger Zeit live spielen und quasi schon austesten wollten. Unsere zweite Single “Pushing Myself” haben wir aber im Sonic Ballroom zum allerersten Mal live gespielt.
minutenmusik: Bei eurem 2017er Auftritt im Sonic Ballroom hattet ihr auch schon ein paar neue Songs auf der Setlist. Haben sich diese Songs bis zur Veröffentlichung eures jetzt erschienenen Albums noch verändert?
Sebastian: Wir haben immer wieder an den Songs ein wenig gearbeitet, bis wir sie 2018 dann im Studio aufgenommen haben. Immer nur Kleinigkeiten, nichts Großartiges, aber immerhin noch so sehr, dass es uns wenigstens positiv auffällt. Songs wie zum Beispiel “Rollin’ Sugar” haben sich erst so richtig im Studio entwickelt. Durch unseren Mann im Studio, Jürgen Wirtz, haben wir diesen Song noch einmal komplett aufgeräumt und vieles verändert. Das waren dann keine Kleinigkeiten oder kleine Parts mehr. Die meisten Songs jedoch gefallen uns dann so, wie wir sie live spielen und werden nach dem ersten oder zweiten Take eingetütet.
minutenmusik: Mittlerweile habt ihr euch ein nettes Repertoire an eigenen Songs erarbeitet. Spielt ihr trotzdem noch Coversongs wie „Johnny B. Goode“? Was gefällt euch an diesem Song besonders gut?
Sebastian: “Johnny B. Goode” ist wahrscheinlich unser “Satisfaction”, nur dass es kein Originalsong ist… Letztendlich spielen wir ihn als allerletzten Rausschmeißer und allerletzte Zugabe fast jedes Mal auf unseren Konzerten. Mittlerweile spielen wir aber auch z.B. “Have Love Will Travel” von Richard Berry in der Version der Sonics. Ein bisschen was Neues muss ja auch mal sein. “Johnny B. Goode” spielen wir zwar mittlerweile längst nicht immer, aber immer noch ab und zu. So richtig hassen kann man diesen Song einfach nicht, wenn man einmal das Gitarrenintro hört.
minutenmusik: Wie bereitet ihr euch auf Studioaufnahmen vor? Hat sich hinsichtlich der Herangehensweise bei eurem zweiten Album etwas geändert?
Sebastian: Ich würde sagen, generell spielen wir bei den Proben die Songs, die wir aufnehmen wollen, noch einmal ordentlich durch, gucken ob wir zufrieden mit dem Aufbau der Songs sind und gehen dann ins Studio und nehmen alles auf. Diesmal haben wir uns aber im Studio ein wenig mehr Zeit gelassen. In fünf Tagen hatten wir das Album im Kasten. Wir hatten diesmal nur ein wenig mehr Zeit bei den Aufnahmen und ich denke das merkt man auch am Ergebnis.
Das neue Album “Dry”.
minutenmusik: Mit „Hold Up Your Tears“ ist einer eurer älteren Songs auf dem neuen Album „Dry“ gelandet. Warum habt ihr ihn auf diesem Album veröffentlicht und nicht schon auf dem vorherigen?
Sebastian: Ganz einfach. Wir hatten diesen Song bei den Albumsessions von “Second Hand” nicht auf dem Schirm gehabt und haben ihn jetzt vor einigen Jahren wieder ausgegraben und dachten uns: “Ach, den kann man doch nehmen”. Vor allem mit Simon am Bass macht dieser Song noch zehnmal mehr Spaß.
minutenmusik: Welche Songs vom aktuellen Album sind eure persönlichen Favoriten?
Sebastian: Jeder von uns hat so seinen Favoriten auf dem Album: “Stop Talking”, “Pushing Myself”, “Hanging On A Tree”. Oder auch “Simply Different”.
minutenmusik: Habt ihr bei euren Alben so etwas wie ein Konzept, eine mehr oder weniger konkrete Vorstellung von dem Ergebnis, das ihr am Ende erreichen wollt? Gibt es einen Anspruch an Perfektion oder trefft ihr eure Entscheidungen eher ungezwungen und spontan?
Sebastian: Wir sind auf keinen Fall eine Konzeptband und schauen zunächst einmal, was uns selbst gefällt und wie wir die Songs und das Ergebnis gerne hätten. Wir sind auch noch längst nicht so perfektionistisch veranlagt wie so manch andere Band. Musikalische Ideen müssen natürlich und recht ungezwungen und ungeplant passieren. Die besten Songs sind die, die man in fünf Minuten innerhalb einer spontanen Eingebung fertig machen kann.
minutenmusik: Manche Bands schreiben Unmengen von Songs, von denen dann nur eine Auswahl auf dem Album landet. Ist das bei euch auch so, dass noch einiges an unveröffentlichten Songs zurückgehalten wurde, oder schreibt ihr von vornherein nur die Songs zu Ende, bei denen ihr schon frühzeitig erkennt, dass sie aufs Album passen werden?
Sebastian: Letzteres…. Zwei bis drei Songideen haben wir fürs Album tatsächlich verworfen. Aber da war mehr oder weniger schon vorher klar, dass wir die nicht nehmen werden, weil sie nicht jedem gefallen haben.
minutenmusik: Blues, Punk, Rock… Gibt es neben den offensichtlichen Einflüssen noch andere, die euch musikalisch geprägt haben?
Sebastian: Jeder von uns hört nebenbei noch viel mehr Musik. Metal, Hardrock, Jazz, Swing, Soul, Reggae, HipHop… Aber meistens landet sowas am Ende nicht in der Band.
minutenmusik: Welche aktuellen Bands inspirieren euch?
Sebastian: Diese Liste könnte man auf fünf Seiten erstrecken und man wäre immer noch nicht fertig. Natürlich stehen wir auf die ganzen alten Bands wie Dr. Feelgood, Sonics, Stones, Doors… Aber auch aktuell gibts einige geile Bands, die man auschecken sollte. Moritz und ich stehen zum Beispiel voll auf eine Band namens “Starcrawler” aus Detroit, die Punk und Garagerock im Stil der Mc5 und Iggy Pop macht. Pretty Vicious könnte man als Sex Pistols des 21. Jahrhunderts bezeichnen und Bluesrockbands wie DeWolff oder The Grand East sind einfach der absolute Hammer.
minutenmusik: Vor einer Weile standet ihr im Rahmen des Bonner Crossroads Festivals schon beim WDR Rockpalast vor der Kamera. Hatte dieser Auftritt einen spürbar positiven Effekt auf eure Bandkarriere?
Sebastian: Das Konzert war auf jeden Fall ein großes Highlight in unserer Karriere und wir glauben immer noch, dass wir da richtig gut in Form waren. Natürlich ist es eine Art Ritterschlag, wenn man im Rockpalast zu Gast sein darf. Viele Menschen haben sich das Konzert im Livestream angeschaut und wir werden immer noch oft darauf angesprochen.
minutenmusik: Wie wohl fühlt ihr euch vor der Kamera? Geht man so einen Auftritt anders an?
Sebastian: Wir waren auf jeden Fall mega nervös. Viel mehr muss man gar nicht dazu sagen. Aber nach dem dritten Song war glaub ich alles gut und man hat sich daran gewöhnt, dass sechs Kameras um einen herum zappeln.
minutenmusik: Was verstehst du unter „ehrlicher Musik“, einem Begriff, der oft im Zusammenhang mit Gitarrenbands verwendet wird?
Sebastian: “Ehrliche Musik” ist für uns die Musik, die man macht, weil man darauf Bock hat und nicht weil man es gerade machen “muss”. Ich kenne genug Musiker, die ihre Musik nur machen um entweder mehr Geld zu machen oder um einem bestimmten Trend nachzugehen. Das wollen wir nicht machen. Wir haben eben Lust auf die Musik, die wir gerade machen, und ich hoffe, das spürt man auch auf der Bühne.
minutenmusik: Gibt es für die Backyard Band langfristige Pläne und Überlegungen oder ist es eher ein Nebenprojekt, das ihr bloß so verfolgt, wie es sich eben entwickelt?
Sebastian: Wir stecken schon überproportional viel Zeit in die Band, machen ja aber alle selbst noch andere Sachen… wir gehen arbeiten oder studieren. Wir werden so erstmal weitermachen und wenn was passiert, dann schauen wir weiter. Einfach Spaß auf Tour haben und das genießen, was man machen darf.
Das Album “Dry” kannst du dir hier kaufen.*
So hört sich das an:
The Backyard Band live 2019:
22.03. – Marsberg, Kult-AG / JBZ
04.04. – Berlin, Wild at Heart
05.04. – Leipzig, Stoned
06.04. – Hildesheim, Thav
18.05. – Büren , Niedermühle
25.05. – Karlstadt, Open Maiberg Air
Die Rechte am Albumcover liegen bei The Backyard Band / Hinterhof Produktion, die Rechte am Bandfoto liegen bei Thomas Mohn.
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