Portugal. The Man haben einen engen Freund verloren. Dem widmen sie nun ein Album über Gemeinschaftsgefühle und persönliche Kämpfe: “Chris Black Changed My Life”. In der Gesamtschau ist das wieder runder als der zusammengewürfelte Vorgänger “Woodstock”.
Chris Black war auf dem Weg sich als festes Portugal. The Man Live-Mitglied zu etablieren, als er am 19. Mai 2019 plötzlich verstarb. Kein Crowd aufheizen mehr. Keine Späße und Witze, die John Gourley, Sänger und Hauptsongschreiber, laut vielfacher Interviews an seinem Freund und Kollegen so schätzte. “Chris war wie Kleber für unsere Freundesgruppe”, erklärt Gourley in der Pressebeilage zum neuen, nach dem lieb gewonnenen Freund benannten Album seiner Band.
Wertschätzend ist diese Würdigung. Dabei geht es gar nicht direkt um Black. Stattdessen behandeln Gourleys Texte weitreichende gesellschaftliche Themen, die mal mehr, mal weniger persönlich ausgehandelt werden. Es geht um die Kumulierung schlechter Nachrichten und Doomsday-Szenarien und den Umgang mit solchen (“Dummy”). Um den Abschied vom sogenannten amerikanischen Traum (“Thunderdome [W.T.A.]”). Um die Berücksichtigung von Interessen und Existenzen indigener Bevölkerungsgruppen (“Champ”).
Gourley aber handwerkelt auch an seinen ganz eigenen Baustellen. Immer wieder geht es um Angst. Die Angst vorm Ende (“Ghost Town”). Die Angst vor der Zukunft (“Time’s a Fantasy”). Die daraus resultierenden Zweifel (“Doubt”). Final Ausdruck findet all das im zunächst melancholischen Albumcloser “Anxiety:Clarity”. Dann jedoch unternimmt der Song eine Wendung und der Himmel bricht auf. Tief einatmen, langsam ausatmen, die Zukunft auf sich zukommen lassen – das ist die abschließende Botschaft. Paul Williams, der legendäre Songwriter und Kollaborateur auf dem Stück, sagt dazu: “Bevor du den schrecklichen Waldbrand erblickst, siehst du die riesige Rauchwolke. Cinematisch und biblisch sieht das aus. Und am Ende verwandelt sich das Feuer in Unterhaltung.” Lieber das Leben mit all seinen Ecken und Kanten genießen als sich in der Furcht vor der auf sich zudonnernde Tragödien zu verlieren.
Im Anschluss rezitieren sich Portugal. The Man selbst. Das die Kampagne zum Album einleitende Eröffnungsfragment “Heavy Games II” nämlich bildet eine Art Leitmotiv, das über den Albumverlauf hinweg immer wieder aufgegriffen und abgewandelt wird. Im Zunächst autotunigen “Time’s a Fantasy” etwa. Und schlussendlich im besagten Closer erneut. Auch generell fließt “Chris Black Changed My Life” konträr seiner dringlichen Themen locker durch. Meistens verträumt. Manchmal aber auch groovy und dancy (beispielsweise in “Dummy” oder “Ghost Town”). All die Struktur und Homogenität verpasst der Band eine Dringlichkeit und Schlagkraft, die sie – fernab einzelner Überhits – zuletzt auf dem Meilenstein “Evil Friends” versprühte. Chris Black also vermag selbst nach seinem Tod noch der Menschheit Positives zu hinterlassen. Sei es gute Indie-Musik.
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