Ganz schön viel passiert in fünf Jahren RIN… Mit dem heutigen Tag steht das mittlerweile dritte Album von einem der erfolgreichsten Deutsch-Rapper überhaupt in den digitalen wie analogen Regalen – da schießen einem direkt wieder einige Highlights seit 2016 durch den Kopf. Von der ersten Splash-Show mit Yung Hurn und ersten Solo-Clubshows über das unglaubliche Debüt-Album “EROS”, dem Mixtape-Klassiker “Planet Megatron” und einem wahnsinnigen, zugehörigen Tour-Zyklus, bis hin zum immer noch gelungenen Zweitwerk “Nimmerland” und weiteren, tollen Konzerten. Doch nicht nur die Welt hat sich seit 2020 verändert – auch RIN entwickelte sich parallel weiter.
Das neue, dritte Album ist da, hört auf den Namen “Kleinstadt” und klingt nicht mehr wie das alte Zeug. Das Drumherum ist zwar immer noch ziemlich RIN-typisch: Die kunstvollen Videos, das Sich-rar-machen trotz Promophase, die plumpen Adlips. Trotzdem – und da bin ich voll auf RINs Seite – sollten ab und an Veränderungen vorgenommen werden. Sonst wird es eben langweilig. Und ich kann mir vorstellen, dass RIN genau das auf jeden Fall zu verhindern versucht – berechenbar und dadurch unspannend zu werden. Veränderung fand Renato Simunovic schließlich darin, die Geschwindigkeit einfach mal rauszunehmen, nicht mehr Musik mit dem Moshpit im Hinterkopf zu schreiben, sondern die Indie-Gitarren auf seine Beats einzuladen. Immer noch RIN, aber eben mit mehr Raum für Texte und weniger musikalischem Druck. Kann man machen. Muss man vielleicht auch, um nicht stehen zu bleiben. Im Vergleich zu dem, was der Markt sonst gerade so zu bieten hat (Trapper auf Blink-182-Type Samples), wirkt RINs Version sogar noch erfrischend anders und für die breite Masse zugänglicher.
Was auf “Kleinstadt” dafür zum großen Teil fehlt, ist die Energie und Leichtigkeit, die RINs Musik 2017 noch ausgemacht hat. Seine Stärke lag bislang immer im Unüberlegten. Die neuen Songs wirken stellenweise so, als hätte der Bietigheimer sich ziemlich den Kopf darüber zerbrochen, eine bestimmte Vision umsetzen zu wollen – und das passt wahrscheinlich nur bedingt zu ihm. Auf Songs wie “Meer” fällt dabei besonders auf, dass RINs Lyrik relativ platt ist. Sie soll wohl tiefgründiger wirken als sonst, jedoch fehlt ihm dazu die nötige Ausdruckskraft. Auf einem geilen, dummen Trap-Beat wären die gleichen Lyrics wahrscheinlich super gekommen und hätten sogar zum Nachdenken angeregt – eben weil er es nicht darauf angelegt hätte.
RINs Stärke kommt dann auf “Star Stunna”, dem wohl am meisten wie früher klingenden Song der Platte, wieder raus. Beat und Lyrics sind kraftvoll, die Vocal-Melodie macht Lust aufs Abgehen und Mitschreien. (Inklusive Shoutout an Fotograf Brownshotta!) Auch “Rot” wirkt ungezwungener als andere Songs auf dem Album und hätte ein Single-Kandidat sein können. Auf “Money On My Mind” oder “Douglas” (mit Label-Kollege Schmyt) zeigt RIN sich wiederum von seiner oldschoolig “rappigen” Seite, was ebenfalls nicht schlecht funktioniert. Der Großteil der Songs ist jedoch sehr nah an dem bereits kritisierten “Meer” und präsentieren RINs lyrische Inhaltslosigkeit auf dem Silbertablett. Dafür ist einiges an eigentlich vorhandenem Potential auf dieser LP unerschöpft geblieben.
Mit “Kleinstadt” geht RIN einen weiteren, großen Schritt in Richtung Selbstfindung. Und das steht ihm eigentlich, trotz genannter Mängel, nicht so schlecht. Mit Sicherheit wird das Album mit der Zeit auch noch weiter wachsen – über die Winterzeit, auf den ersten Konzerten, bis zu den nächsten Festivals. Auch wenn die Oldschool-Fans sich mit den neuen Songs wohl weniger identifizieren können als mit dem, was RIN noch vor wenigen Jahren geschaffen hat, ist die dritte Platte ein Nachfolger, der ihm hoffentlich weiter neue Türen öffnet und erneut auf das nächste Level bringen kann. RIN ist ein Künstler, dem man einfach nichts Schlechtes wünschen kann. In diesem Sinne bin ich gespannt, wohin die Reise noch geht!
Das Album bekommst du hier (Vinyl) und hier (digital).*
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Und so hört sich das an:
Die Rechte für das Cover liegen bei DIVISION Recordings.
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