Advent, Advent, ein Lichtlein brennt. Die Weihnachtszeit rückt immer näher und gerade in diesem turbulenten Jahr wird sie wohl von vielen noch einmal mehr herbeigesehnt. Vielleicht trifft bei dem ein oder anderen aber auch genau das Gegenteil zu und von Weihnachtsstimmung ist nicht wirklich zu reden. Genau deswegen hat sich die minutenmusik-Redaktion etwas einfallen lassen. An jedem Adventssonntag veröffentlichen wir in diesem Jahr einen Beitrag zum Thema Weihnachten. Zum ersten Advent haben wir euch unsere liebsten Weihnachtsalben präsentiert. Den zweiten Advent haben wir unseren liebsten Weihnachtssongs gewidmet. Für den dritten Advent präsentieren wir euch nun unsere absoluten Weihnachts-Guilty Pleasures sowie No-Gos. Zeit, um die Plätzchen und den Punsch bereitzustellen und die Lautsprecher aufzudrehen.
Unsere Guilty Pleasures während der Weihnachtszeit
Heidi Klum – Wonderland
Echt hartes Guilty Pleasure, ich weiß. Aber ich habe den Begriff nun eben wörtlich genommen. Man munkelt ja, dass Frau Klum hier gar nicht selbst gesungen hätte. Ist mir aber völlig egal. Das Video ist sogar mir zu trashig, Heidi Klum als Person mag ich auch nicht, aber der Song ist einer dieser typischen Ohrwürmer, die man total hasst und dennoch irgendwie feiert. Überraschend auch, dass er sich 14 Jahre nach seinem Release immer noch hält und recht häufig in der Vorweihnachtszeit zu hören ist. Es scheint wohl mehr Leuten so zu gehen wie mir. Meine Lieblingsstelle ist übrigens dieses leicht schräg-gehauchte „Ha ha ha, haha ha ha ha, la la la la la la“ in der Bridge. Wer sofort wusste, was ich meine – du bist mein Held des Tages! (Christopher)
Banaroo – Coming Home For Christmas
Ich traue mich kaum, es auszusprechen, aber wenn es einen Song gibt, der an Weihnachten nicht fehlen darf, dann ist es „Coming Home For Christmas“ von Banaroo. Wahrscheinlich mag sich der eine oder andere noch an die Zeiten erinnern, in denen Kinder/Teenie-Bands so richtig groß im Kommen waren. Neben Banaroo gab es noch Chipz oder BeFour. Als Banaroos erster Hit „Dubi Dam Dam” rauskam, im Jahr 2005, war ich zehn und selbstverständlich ein großer Fan. Bis heute verfolgt mich aus dieser Zeit noch immer der Weihnachtssong der Band, der ein unheimlicher Ohrwurm und kitschig zugleich ist. Der Song ist eingängig und macht gute Laune – mehr braucht man in der Weihnachtszeit wohl kaum. Anscheinend haben Banaroo damals sogar ein ganzes Weihnachtsalbum veröffentlicht – das wäre dann doch etwas zu viel des Guten! (Alina)
Passion Fruit – I’m Dreaming of… a White Christmas
Diesen Song empfinde ich persönlich als gar nicht so peinlich, aber ein Großteil der Leser*innen wahrscheinlich schon. Kennen hier überhaupt alle die Band? Passion Fruit hatten 1999 mit „The Rigga-Ding-Dong-Song“ einen großen Sommerhit, der in allen deutschsprachigen Ländern die Top 10 erklomm und sogar vergoldet wurde. Feiere ich heute noch bei passendem Wetter. Zwei Jahre später gab es mit „I’m Dreaming Of… A White Christmas“ einen richtig nach vorne preschenden Weihnachts-Dance-Track, der sofort im Ohr hängen bleibt und den es so viel zu letzten gibt. Nicht schnulli, nicht kitschig – einfach gute Laune mit mitreißender Hook. Tragisch: nur eine Woche vor der Veröffentlichung der Single starben zwei der Mitgliederinnen bei einem Flugzeugabsturz. Außerdem befand sich Melanie Thornton im Flieger, die ebenfalls mit „Wonderful Dream“ einen äußerst bekannten Weihnachtssong veröffentlicht hat. (Christopher)
Britney Spears – My Only Wish (This Year)
Ich weiß nicht genau, ob man diesen Song wirklich als Guilty Pleasure durchgehen lassen kann, aber viele werden ihn wohl in diese Kategorie einordnen. In meiner schlimmsten Britney Spears Phase habe ich mir nicht nur Haarbürsten mit ihrem Namen drauf gekauft oder jede einzelne Single in der Fanedition, sondern auch mit Vorliebe ihren Weihnachtssong „My Only Wish This Year“ rauf und runter gehört. Ein typischer Britney-Song, der ebenfalls immer gute Laune bereitet und einfach zur Weihnachtszeit dazu gehört. Der Text, an dem Britney angeblich selber mitgeschrieben haben soll, ist einfach und kitschig. Der Song erinnert an die guten alten Britney-Zeiten, bleibt im Ohr und darf auf keiner Weihnachts-Party fehlen. (Alina)
No-Gos während der Weihnachtszeit
Band Aid 30 – Do They Know It’s Christmas 2014
Schlechte Coverversionen von Weihnachtsklassikern gibt es viele – aber einige übertreiben wirklich maßlos. Deutsch-Pop ist bei mir immer ein schmaler Grat. Es gibt viele deutsche Künstler*innen, die ich sehr mag, allerdings bin ich – da es sich eben um meine Muttersprache handelt – textlich etwas anspruchsvoller und von zu plakativen Phrasierungen schnell genervt. Somit empfinde ich viele Interpret*innen der letzten Jahre als unangenehm. Viele von denen, die ich nicht mag, aber leider sogar einige, die ich sehr mag, haben sich 2014 an einen der besten Weihnachtssongs herangewagt und ihn wahrlich versaut. Selbst 36 Jahre nach Erscheinen der Benefiz-Single „Do They Know It’s Christmas“ von dem gemeinnützigen Projekt Band Aid, bei dem die Creme de la Creme der internationalen Musikszene der 80er mitwirkte, hat sie wenig von ihrem Charme verloren. Mit den TV Allstars gab es 2003 bereits ein Cover aus deutschen Regionen, glücklicherweise aber weiterhin auf Englisch und im Pop-Gewand. Der nächste Reload 2014 hat hingegen alles falsch gemacht, was ging. Grausamer Text und schwulstige Gesangseinlagen, die wie eine Parodie wirken. Da hilft der Aspekt, dass weiterhin die Einnahmen gespendet sind, auch nicht genug. Horror und vier sehr schwer auszuhaltende Minuten. (Christopher)
Helene Fischer – Hallelujah
Kennt ihr Menschen, die permanent über Grenzen latschen? Die sich für Nichts zu schade sind? Die rücksichtslos und egozentrisch ihr Ding durchziehen und auf Moral pfeifen? Helene Fischer gehört zweifellos dazu. Sie ist eine gute Sängerin, von mir aus auch eine für Deutschland überdurchschnittlich gute Entertainerin und hat ein paar gute catchy Pop-Schlager-Hits. Damit kann ich leben. Womit ich nicht leben kann, ist, dass sie für Geld einfach alles tut, de facto keinen Geschmack hat und auch für nichts Eigenes steht. Helene macht eben! Ein Großteil ihres Publikums scheint sich wenig differenziert mit Musik auseinanderzusetzen und vertauscht anscheinend zwei wesentliche Aspekte: „Ich mag gute Songs und ihre Interpret*innen“ mit „Ich mag halt Hits, egal von wem“. Ihr sich über 1,3 Millionen Mal (!) verkauftes Album „Weihnachten“ aus 2015 beinhaltet dezente 43 (!!) Songs. Doch damit nicht genug, gibt es den Bums selbstverständlich auch als Live-Ausgabe mit Orchester. Das bloße Lesen der Tracklist gleicht einem unwürdigen Pflichtprogramm. Ähnlich einem Einkauf kurz vor den Weihnachtsfeiertagen gilt das Motto „Och joa, stimmt, das könnten wir ja auch noch mitnehmen“ und erweckt den Eindruck eines Abhandelns wie am Fließband und extrem viel vorgegaukelter Emotionalität – und die macht schließlich auch den kleinen, aber feinen Unterschied. Denn wirklich authentisch gefühlvoll ist hier gar nichts, es wird lediglich so getan. Spätestens bei Cohens „Hallelujah“ ist dann aber der Zenit überschritten. Das ist pure Ignoranz. (Christopher)
Die Rechte für das Beitragsbild liegen bei Christopher Filipecki.
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