Musikalischer Jahresrückblick 2024: Alina

Dieses Jahr war anders schwierig, mit sehr vielen Stolpersteinen versehen und gleichzeitig so chaotisch, lehrreich und kräftezehrend, dass ich froh bin, wenn es vorbei ist. Dennoch gab es 2024 viele tolle Musikhighlights, die für große und kleine Lichtblicke gesorgt haben. Nahezu alle meine Lieblingskünstlerinnen und Künstler haben neue Musik veröffentlicht. Es gab tolle Konzerte, ich bin plötzlich zum Swiftie geworden, finde Deutsch-Rap nicht mehr so scheiße wie früher und träume immer noch sehnlichst davon, dass Montez nächstes Jahr auf meinem Geburtstag spielt. Das waren meine Highlights:

Top 10 Alben

10. The Script – Satellites

I like to think you finally found some peace. And wherever you are just save a sеat for me. I’ll be right therе when my time comes. So pour a drink ’cause I’ll need one. We’ll raise some hell up in Heaven.

The Script begleiten mich mittlerweile seit mehr als dreizehn Jahren durch mein Leben, weswegen ich zu sehr vielen Songs eine enge Bindung habe. Umso schlimmer war der plötzliche Tod von Bandmitglied Mark Sheehan im April 2023. „Satellites“ ist das erste Album seit dem schweren Schicksalsschlag und zeitgleich eine Hommage an den verstorbenen Gitarristen. Gerade Songs wie “At Your Feet” oder “Gone” sind unfassbar emotional und kamen auch für mich zum richtigen Zeitpunkt, um private Schicksalsschläge in der Familie zu verarbeiten. Die Hingabe, mit der sich Danny O’Donoghue und Glen Power diesem Projekt verschrieben haben, ist in jedem Ton des Albums spürbar. „Satellites“ mag vielleicht nicht das ausgefallenste Album der Band sein, und dennoch steckt so viel Herzblut darin und die Message, immer weiterzumachen, dass es zumindest zu den wichtigsten Werken der Band zählen mag.

9. Lewis Capaldi – Broken By Desire To Be Heavenly Sent (Extended Edition)

Yeah, if I’m being honest. I couldn’t tell you this is all I wanted. I struggle sleeping ’cause the house feels haunted. Filled with the shadows of regret and the things I should’ve said. To the ones I laid to rest, and, lately. I’m terrified that all my youth is fading. Man, growing old is so excruciating. Is there a cure for minds unwell? ‘Cause my head’s a living hell. If I’m honest with myself

Zugegeben: 2023 war „Broken By Desire To Be Heavenly Sent“ von Lewis Capaldi nicht unbedingt mein Lieblingsalbum – was vor allem auch mit seinem ziemlich dürftigen Konzert in der Lanxess Arena zusammengehangen hat. Das Album war mir eine Spur zu sicher, und es fehlten catchy Songs. Mit der 2024 veröffentlichten Extended Edition hat sich das aber komplett geändert, weil die hinzugefügten Songs mehr als genial sind. Lewis Capaldi lässt auf Songs wie „The Ancient Art of Always Fucking Up” tief in seine Seele blicken und lädt die Hörerinnen und Hörer in eine ziemlich düstere Welt voller Selbstzweifel, depressiver Gedankenspiele und schonungsloser Ehrlichkeit ein. Man möchte den Sänger wahlweise in den Arm nehmen, ist erschrocken davon, wie schlecht es anscheinend um seine mentale Gesundheit wirklich steht und zugleich fühlt man sehr mit. Gerade Songs wie „A Cure For Minds Unwell” habe ich in diesem Jahr sehr viel gehört und so düster solche Gedanken auch sein mögen, so guttut es, wenn sie jemand mal ausspricht.

8. Moncrieff – selfcare

I guess it’s kinda hard to call it a break-up. When one is all-in and the other just gave up. It’s my fault for ignoring the warning signs. I was young, I was dumb, I was blinded. Look for love thinking maybe I’ll find it. Now you’re a ghost and there’s no silver lining

Normalerweise verschwinden Vorbands bei mir in einem Sumpf von Einerlei, nicht aber Moncrieff. Der irische Singer-Songwriter war vor zwei Jahren Support Act von The Script und hat auf der Bühne so arg beeindruckt, dass mir die Musik wochenlang nicht aus dem Kopf gegangen ist. Mit „selfcare“ hat der Sänger in diesem Jahr sein Debütalbum veröffentlicht, das nur so vor guten Songs strotzt. Moncrieff schreibt nicht nur wahnsinnig persönliche Texte, die unfassbar berühren, sondern packt so viele Emotionen und Liebe mit in seine Songs, dass man eigentlich nicht weghören kann. Egal, ob er mit „the sun is shining somewhere“ daran appeliert, trotz dunkler Zeiten an das Positive zu glauben, oder ob er mit „False Alarm“ den perfekten Break-Up-Liebeskummer-Song perfektioniert oder mit „Want You More“ einen dieser epischen Lovesongs. Der Sänger schafft so eindringliche Momente mit seiner Musik, dass man von ihm in Zukunft bestimmt noch viel zu hören bekommt.

7. Gracie Abrams – The Secret Of Us

Made it out alive, but I think I lost it. Said that I was fine, said it from my coffin. Remember how I died when you started walking? That’s my life, that’s my life, I’ll put up a fight, taking out my earrings. Don’t you know the vibe? Don’t you know the feeling? You should spend the night, catch me on your ceiling. That’s your prize, that’s your prize

Ich gebe zu, ich bin ein bisschen late to the party, aber zum Glück habe ich in der zweiten Jahreshälfte noch die Musik von Gracie Abrams für mich entdeckt. „The Secret Of Us“ beinhaltet tolle Musik-Arrangements, ich liebe den Schreibstil und auch, wenn es viral gegangen ist, ist „That’s So True“ einer meiner liebsten Songs 2024. Gerade die Balladen des Albums haben es mir sehr angetan, das Duett mit Taylor Swift ist ein Highlight und generell die Atmosphäre des Albums hat es mir sehr angetan.

6. Kelsea Ballerini – Patterns

To the man that loved this woman after heartbreak. Thanks for all you didn’t have to do. When I met you, I was jaded, sad and complicated. You’ll never know how much I needed you. No, you’ll never know how much I needed you.

Spätestens seit „Penthouse“ läuft die Musik von Kelsea Ballerini bei mir rauf und runter. Ich bin nach wie vor so beeindruckt von dem Seelenstriptease, den sie auf dieser EP hingelegt hat, von der schonungslosen Ehrlichkeit, mit der sie an ihr Songwriting gegangen ist. Und vielleicht auch von der Tatsache, dass das Label „Country-Musik“ halt wieder so klischeebeladen ist, dass ich es (leider) kategorisch ausgeschlossen habe. Dass Kelsea Ballerini eben nicht jene Country-Musik macht, bei der das Banjo einem förmlich die Ohren zuschnürt, habe ich sehr schnell bemerkt. Viel eher verbindet die Sängerin viele Genres mit sehr persönlichen Texten, die auch auf „Patterns“ grandios sind. Gerade die Themen Selbstentwicklung und Reflexion stehen dabei im Vordergrund, die Sängerin nimmt mit auf eine Reise durch Herzschmerz, Heilung und dem Durchbrechen von toxischen Beziehungsmustern.

5. Kayef -Safe Space

Dein Herz ist kugelsicher, du lässt kein’n rein. Doch ich hab’ da ein paar Zweifel. Weil wir wie auf Drogen sind, ja, die Dosis stimmt. Wenn du lachst, merk’ ich, dass da was ist. Mach’ mich zu ‘nem Idiot für dich, vielleicht lohnt es sich. Ich will das sein, was du vermisst.

Bereits im vergangenen Jahr gehörte Kayef zu meinen Top 10 Künstlerinnen und Künstlern, und das, obwohl ich die Musik des Sängers zuvor nur mittelmäßig fand. Spätestens seit seinen Live-Auftritten bin ich aber mehr als fasziniert von Kayef, seiner Energie und der Liebe, die er in die Musik steckt. Auch auf seinem neuen Album „Safe Space“ hat er catchy Songs kreiert, die ins Ohr gehen, die nahbar sind und gleichzeitig Spaß machen. Ich mag den Mix aus Pop und Rap und ich mag irgendwo auch die Texte, die zwar keinen Preis für Ausgefallenheit gewinnen werden, aber trotzdem nah am Leben sind. Kaum ein Künstler brennt so sehr für das, was er macht– das ist nicht nur ansteckend, sondern macht seine Musik besonders.

4. Esther Graf – happy worstday

Hast mich für dich leuchten lassen und dann weggeworfen wie ein Knicklicht. Findest du’s nicht selber mittlerweile schon fast witzig, dass hier jeder checkt, dass du ein gottloser Narzisst bist. Nur du selbst nicht?

Die Vorfreude auf das Debütalbum von Esther Graf war bei mir riesig. Mit Songs wie „Red Flags“ hat die Sängerin sich bereits seit geraumer Zeit mitten in mein Herz gesungen, ihre Songs laufen quasi auf Dauerschleife. Zugegebenermaßen war ich beim ersten Hören von „happy worstday“ leicht enttäuscht, weil ich mich sehr auf Anti-Liebeskummer-Songs und kollektiven Abrechnungen mit Ex-Beziehungen gefreut habe. Beim zweiten und dritten Mal hören hat sich die Enttäuschung dann aber schnell relativiert. Das Debütalbum der Sängerin kommt für mich zwar nicht an frühere EPs heran, strotzt trotzdem aber nur so vor guten Momenten und fantastischen Songs. Esther Graf hat einen krassen Wiedererkennungswert und gerade ihr Stil in Richtung Punk-Pop ist große Klasse. Ich liebe das Duett mit Montez, ich liebe den Vibe von „vergessen“, finde es großartig, wie sie sich in „esther“ selbst reflektiert und wünsche mir definitiv mehr Lovesongs wie „Vitamin d[u]“.

3. Taylor Swift – The Tortured Poets Departement

I’m so depressed, I act like it’s my birthday every day. I’m so obsessed with him, but he avoids me like the plague. I cry a lot, but I am so productive, it’s an art. You know you’re good when you can even do it with a broken heart.

Der Plot-Twist des Jahres: Ich bin irgendwie über Nacht zum Swiftie geworden. Hätte man mir das vor ein paar Jahren gesagt, hätte ich wahrscheinlich nur laut gelacht. Trotzdem hat die Eras-Tour (zu der ich erst gar nicht hingehen wollte…) mich so nachhaltig beeinflusst, dass ich seit Monaten kaum etwas anderes als Taylor Swift höre. Gerade deswegen müssten an dieser Stelle eigentlich all ihre Alben genannt werden, weil ich einmal komplett in die Taylor-Swift-Diskografie eingetaucht bin, „The Tortured Poets Departement“ ist aber ein würdiger Vertreter an dieser Stelle. Ich liebe, dass Taylors Musik so nahbar ist, dass man sich so gut in die Songs hineinfühlen kann und dass es gefühlt für jede Gefühlslage einen Song gibt. Meine Lieblingssongs wechseln deswegen gefühlt stündlich. Ihr elftes Studioalbum ist gerade wegen der lyrischen Tiefe, der persönlichen Entwicklung und der emotionalen Komponente so besonders. „The Smallest Man Who Ever Lived“ ist wohl eines der besten Lieder aller Zeiten, während „I Can Do It With A Broken Heart“ so perfekt zusammenfasst, dass man meistens eigentlich viel stärker ist, als man denkt. Ein Album mit sehr viel Tiefgang, bei dem ich froh bin, das nicht verpasst zu haben.

2. Madeline Juno – Nur zu Besuch

Mein ganzes Leben liegt in Scherben. Ist das erwachsen werden? Wenn alles bitter wird, heißt das dann, dass die Dosis wirkt? Und dass alles so kaputt ist, ist das Part of the Process? Ich verlier’ nicht den Verstand, ich bin einfach Mitte zwanzig

Seit Jahren ist Madeline Juno meine allerliebste Lieblings-Künstlerin, weil niemand so gute Texte schreiben kann wie sie. Gleichzeitig kann ich mich selten so gut in Song hineinfühlen, wie in ihre. Während das vorherige Album geprägt von Herzschmerz war und mir in ziemlich dunklen Stunden sehr viel Halt gegeben hat, ist „Nur zu Besuch“ abermals ein Album, das zu keinem besseren Zeitpunkt hätte erscheinen können. Madeline Juno besingt diese totale verrückte Zeit des Mitte-zwanzig-Seins, die Höhen und Tiefen des Erwachsenwerdens, sie reflektiert wahnsinnig viel und  gibt sehr tiefe Einblicke in ihre Gedankenwelt. Ich liebe die schonungslose Ehrlichkeit, mit der sie an die Songs herangeht und ich liebe, dass die Songs in mir eine Art von „Du bist mit all den Gedanken nicht alleine“-Mentalität wecken. Gleichzeitig schafft sie aber mit Tracks wie „Was weiß ich schon“ wunderschöne Liebeslieder, die tief unter die Haut gehen und gleichzeitig einen inneren Frieden mit all dem Herzschmerz schaffen. „Nur zu Besuch“ fühlt sich ein bisschen wie ein Gespräch mit einer engen Freundin an – und genau das macht das Album so besonders.

1. Montez – Pass auf mein Herz auf

Und wenn du gehst, dann pass auf mein Herz auf, pass auf mein Herz auf. Bei dir ist es safe, es gehört dir doch eh. Nur du bist der Grund, dass es schlägt. Und wenn du gehst, dann pass auf mein Herz auf, pass auf mein Herz auf

Kaum ein Künstler hat mich in den vergangenen Jahren so begeistert wie Montez. Die Single „Auf & Ab“, mit der gefühlt alles anfing, gehört auch nach über zwei Jahren noch immer zu meiner Top 5 der meistgehörtesten Songs und gleichzeitig schafft der Sänger es immer wieder, mit neuer Musik eine Schippe draufzulegen. Sein neues Album „Pass auf mein Herz auf“ macht da keinen Unterschied und ist das bisher wahrscheinlich beste und persönlichste Album des Sängers. Montez zeigt sich unfassbar nahbar und reflektiert, die Songs sind unfassbar catchy und nehmen mit auf eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Das Album ist insgesamt ist mehr als stimmig, sehr harmonisch und so gefühlvoll, dass Gänsehaut vorprogrammiert ist. Mein Highlight ist und bleibt der gleichnamige Song zum Album „Pass auf mein Herz auf“, der sich ein bisschen wie Verliebtsein anfühlt und gleichzeitig so schön geschrieben ist. Ich freue mich darauf, die Songs live zu hören und bin sehr dankbar, dass Montez an diesem Punkt seiner Karriere angekommen ist. Gleichzeitig würde ich gerne schon mal manifestieren, dass Luca im kommenden Jahr auf meinem 30. Geburtstag im November singen wird – ist das machbar?

Weitere gute Alben

  • Revelle – lieb dich, hass dich EP
  • Ness – Frag für ne Freundin EP
  • Shawn Mendes – Shawn
  • Ariana Grande – eternal sunshine
  • We Three – Love Me (Live)
  • Picture This – Parked Car Conversations

Top 5 Konzerte

  1. Taylor Swift, Veltins Arena, Gelesenkirchen, 18. Juli
  2. Montez, Mitsubishi Electric Halle, Düsseldorf, 27. März
  3. Madeline Juno, Gloria Theater Köln, 15. April
  4. Kayef, JunkYard Dortmund, 5. Juli
  5. Blue, The London Palladium, London, 18. April

Meine Lieblingssongs

  • Anna Grey – Skin
  • Ariana Grande – we can’t be friends
  • CIVO, Montez – Irgendwas klopft
  • Eleha, Montez – 3 Worte
  • Esther Graf – vergessen
  • Esther Graf – wieso
  • Florentina – New Me
  • Gracie Abrams – That’s So True
  • JoJo – Porcelain
  • Kayef – Endlich egal
  • Kayef – Was du nicht fühlst
  • Kelsea Ballerini – Two Things
  • Lauren Spencer Smith – small
  • Lauv – First Heartbreak
  • Lea, Dhurata Dora – Chaos
  • Lewis Capaldi – A Cure For Minds Unwell
  • Lewis Capaldi – The Ancient Art Of Always Fucking Up
  • Madeline Juno – Mitte Zwanzig
  • Madeline Juno – Nicht Ich
  • Madeline Juno – Version von mir
  • Mimi Webb – One Eye Open
  • Moncrieff – False Alarm
  • Moncrieff – Want You More
  • Montez – Pass auf mein Herz auf
  • Montez – Was machst du so
  • Montez, Kontra K – sekundentakt
  • Nina Chuba – Fata Morgana
  • Olson – Nie betrunken schreiben !!!!
  • Perrie – Forget About Us
  • Perrie – Me, Myself & You
  • Rachel Grae – Do Better
  • Revelle – Karma
  • Sampagne, badchieff, Cro – Tempo
  • Taylor Swift – The Smallest Man Who Ever Lived
  • Taylor Swift – Who’s Afraid Of Little Old Me
  • The Script – Gone

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