Eurovision Song Contest 2024, Das Finale: Ergebnisse, Meinungen & Ausblicke

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36 Jahre hat es gedauert, nun haben sie es endlich mal wieder geschafft: Die Schweiz holt zum 3. Mal den Sieg beim Eurovision Song Contest 2024. Nemo hat mit dem Selbstfindungssong „The Code“ den Weg des Coming-outs als non-binäre Person thematisiert, damit, aber wohl noch mehr mit der Performance und der gesanglichen Leistung voll ins Schwarze getroffen und so für unser Nachbarland die Mikrofontrophäe geholt. Ein wirklich nennenswerter Sieg, da das Land seit der Einführung der Semifinals 2004 ganze elfmal nicht weitergekommen ist. Nachdem es 2021 schon für die Bronze-Medaille reichte, geht es nun nach Ewigkeiten also im nächsten Jahr mal wieder in die Schweiz. Wann der ESC 2025 ist und welche Stadt austrägt, wird voraussichtlich im Herbst verkündet.

Parallel dazu gibt es aber auch für Deutschland allen Grund zu jubeln: Der Ex-Straßenmusiker Isaak bricht ebenfalls die vermeintliche Regel der vergangenen Zeit und erreicht mit seinem „Always on the Run“ einen starken 12. Platz. Dieses Ergebnis entspricht der besten Platzierung seit dem 4. Platz von Michael Schulte 2018 und dem viertbesten seit dem Gewinn von Lena 2010. Ausgewählt wurde Isaak im deutschen Vorentscheid, der im Februar stattfand.

Alle Platzierungen und Punktzahlen im Überblick:
1. Schweiz: „The Code“, Nemo (365 Jury-Punkte, 226 Zuschauer*innen-Punkte, 591 gesamt)
2. Kroatien: „Rim Tim Tagi Dim“, Baby Lasagna (210 Jury, 337 Zuschauer*innen, 547 gesamt)
3. Ukraine: „Teresa & Maria“, Alyona Alyona & Jerry Heil (146 Jury, 307 Zuschauer*innen, 453 gesamt)
4. Frankreich: „Mon amour“, Slimane (218 Jury, 227 Zuschauer*innen, 445 gesamt)
5. Israel: „Hurricane“, Eden Golan (52 Jury, 323 Zuschauer*innen, 375 gesamt)
6. Irland: „Doomsday Blue“, Bambie Thug (142 Jury, 136 Zuschauer*innen, 278 gesamt)
7. Italien: „La noia“, Angelina Mango (164 Jury, 104 Zuschauer*innen, 268 gesamt)
8. Armenien: „Jako“, Ladaniva (101 Jury, 82 Zuschauer*innen, 183 gesamt)
9. Schweden: „Unforgettable“, Marcus & Martinus (125 Jury, 49 Zuschauer*innen, 174 gesamt)
10. Portugal: „Grito“, Iolanda (139 Jury, 13 Zuschauer*innen, 152 gesamt)
11. Griechenland: „Zári“, Marina Satti (41 Jury, 85 Zuschauer*innen, 126 gesamt)
12. Deutschland: „Always on the Run“, Isaak (99 Jury, 18 Zuschauer*innen, 117 gesamt)
13. Luxemburg: „Fighter“, Tali (83 Jury, 20 Zuschauer*innen, 103 gesamt)
14. Litauen: „Luktelk“, Silvester Belt (32 Jury, 58 Zuschauer*innen, 90 gesamt)
15. Zypern: „Liar“, Silia Kapsis (34 Jury, 44 Zuschauer*innen, 78 gesamt)
16. Lettland: „Hollow“, Dons (36 Jury, 28 Zuschauer*innen, 64 gesamt)
17. Serbien: „Ramonda“, Teya Dora (22 Jury, 32 Zuschauer*innen, 54 gesamt)
18. Vereinigtes Königreich: „Dizzy“, Olly Alexander (46 Jury, 0 Zuschauer*innen, 46 gesamt)
19. Finnland: „No Rules!“, Windows95man (7 Jury, 31 Zuschauer*innen, 38 gesamt)
20. Estland: „(nendest) narkootikumidest ei tea me (küll) midagi“, 5miinust x Puuluup (4 Jury, 33 Zuschauer*innen, 37 gesamt)
21. Georgien: „Firefighter“, Nuza Busaladse (15 Jury, 19 Zuschauer*innen, 34 gesamt)
22. Spanien: „Zorra“, Nebulossa (19 Jury, 11 Zuschauer*innen, 30 gesamt)
23. Slowenien: „Veronika“, Raiven (15 Jury, 12 Zuschauer*innen, 27 gesamt)
24. Österreich: „We Will Rave“, Kaleen (19 Jury, 5 Zuschauer*innen, 24 gesamt)
25. Norwegen: „Ulveham“, Gåte (12 Jury, 4 Zuschauer*innen, 16 gesamt)

NACHLESE ZUR SHOW:

Wow. Das war anders als geplant. Der Eurovision Song Contest ist natürlich immer eine Berichterstattung wert, aber dass auf so vielen Ebenen Redebedarf herrscht, ist ewig her. Irgendwie verlief alles aus dem Ruder, irgendwie fühlte sich alles unangenehm an. Da sind der doch bemerkenswerte Sieg der Schweiz mit ihrem non-binären Artist sowie der für deutsche Verhältnisse gefühlte Sieg mit Platz 12 schöne Auffälligkeiten, die aber von so vielen Schattenwelten dominiert werden – kriegt man das emotional überhaupt alles gemanagt?

Wenn bei einem Musikwettbewerb das Drumherum dominiert

Der erste große Aufreger war unter Fans bereits das Abschaffen der jährlich wechselnden Mottos. „United By Music“, das Motto aus 2023, wurde seitens der EBU als so starke Message empfunden, dass man es auf unbestimmte Zeit lassen möchte. Joa, kann man machen, ist aber schon ein Dämpfer, schließlich verbindet man den ESC auch stets mit einem bestimmten Gefühl oder einem besonderen Staging. Ok, wir geben zu: Selten laufen Gespräche so ab, dass man jemanden fragt, was denn nun sein Lieblingsbeitrag aus dem „Celebrate Diversity“-Jahr war. Da sprechen dann doch die Austragungsstädte längere Bände. Aber egal: Wenn man etwas liebt, fühlt sich Veränderung immer ein wenig unangenehm an.

Doch dass das noch die Auffälligkeit werden sollte, die alle am besten aushalten können, hat zunächst wohl niemand gedacht. Am Ende wird sich die zweite Ausführung von „United By Music“ nämlich eher anfühlen wie „Separated By Music“, denn der Krieg zwischen Israel und Palästina ist bei jedem Eurovision-Event der Saison omnipräsent. Natürlich sollte der Peek der Demonstrationen und Angriffslust im schwedischen Malmö, wo der Wettbewerb dieses Jahr ausgetragen wurde, beim Finale erreicht werden. Die israelische Sängerin Eden Golan spürt jedoch seit der Ankündigung ihrer Teilnahme, dass sie unerwünscht ist. Sie erhält Morddrohungen, braucht mehr Security, kann keine Promo machen, fehlt bei Fanpartys – und erlebt den ESC so ganz anders, als es die Künstler*innen für gewöhnlich berichten. Die schwärmen immer von einem unvergleichlichen Feeling, starkem Zusammenhalt, einer wunderbaren Reise. Eden Golan würde vieles davon wohl nicht unterschreiben.

Stattdessen werden ihre Auftritte mit Buhrufen kommentiert, ebenso Punkte, die an Israel verteilt werden oder aus Israel kommen. Man merkt, dass es bei dem Krieg zwischen Israel und Palästina eben keine so klaren Haltungen gibt wie vor zwei Jahren, als Russland die Ukraine angriff. Und wenn wir schon über Politisches sprechen, sagen wir es gern an dieser Stelle nochmal: Natürlich möchte der Eurovision Song Contest nicht politisch sein, aber das heißt nicht, dass er es auch wirklich nicht ist. Sobald Länder gegeneinander in einer Disziplin antreten, bei der es nicht um einen klar messbaren Wert wie bei den Olympischen Spielen geht, wird es einfach schwierig. Noch schwieriger, wenn jeder Mensch seinen Senf dazugeben kann und eben mit der einen Nation mehr liebäugelt als mit der anderen. Den Allerwenigsten fällt es leicht, neutral einen Song zu bewerten, wenn vorab klar ist, welches Land ihn singt. Die Songs vortragen, ohne vorab zu wissen, welches Land es ist? Vielleicht ein spannendes Experiment, aber praktisch wohl kaum umsetzbar.

Es fühlt sich falsch an, wenn die EBU einem Land, das seit 50 Jahren im Wettbewerb ist, das OK gibt, aufzutreten, dann aber Menschen ohne Verantwortung diejenige dafür verantwortlich machen und attackieren, die ihre wahrscheinlich einmalige Chance im Leben nutzen möchte. Zum Glück kann trotzdem die Fanbubble ihr Highlight im Jahr irgendwie zelebrieren, auch wenn permanent Nebenschauplätze eröffnet werden. Während der Show wird größtenteils professionell damit umgegangen und seitens des Supervisors und der Moderation wenig kommentiert. Am Ende erreicht Israel den 5. Platz. Eine etwas zu hohe Platzierung, wenn man es auf die Performance und den Song reduziert. Doch auch 2022 hat die Ukraine mit ihrem Sieg wesentlich besser abgeschnitten, als ihr durch den bloßen Auftritt zustand. Hätte die Ukraine 2022 ansonsten vielleicht nur Platz 5 belegt, wäre Israel gestern in einem kriegsfreien Kontext womöglich nur Platz 10 oder 11 geworden. Aber was nicht ist, ist eben nicht. Schafft Eden Golan mit „Hurricane“ bei den Jurys nur Platz 12, so bekommt sie im Televote aus Solidarität Platz 2. Und das ist ok, denn niemand kann mir sagen, aus welcher Motivation ich heraus für ein Land abstimmen soll und dafür Geld ausgeben muss.

Doch wäre das nicht alles schon Drama genug, wird erstmalig am Tag des Finals ein Teilnehmerland disqualifiziert. Joost aus der Niederlande, unter den Fans einer der ganz großen Lieblinge – übrigens auch bei minutenmusik – und damit im erweiterten Favoritenkreis, darf nicht antreten, durfte es bereits am Vortag bei den Proben und dem Jury-Finale nicht. Grund dafür ist eine Auseinandersetzung, die sich nach dem 2. Semifinale am Donnerstagabend zugetragen haben soll, bei der es womöglich zu Handgreiflichkeiten kam. Aktuell laufen weiterhin Ermittlungen, der Wahrheitsgehalt ist noch nicht geklärt. Sollte es sich bewahrheiten, ist das Ausscheiden selbstredend absolut richtig. Auffällig ist jedoch, dass die Niederlande gar auf das Vortragen der Punkte im Voting verzichtet und sich Ski Aggu, mit dem Joost im vergangenen Jahr den extrem erfolgreichen Song „Friesenjung“ veröffentlicht hat, sofort öffentlich mit ihm solidarisiert. Hier scheinen sich viele sicher zu sein, dass an den Anschuldigungen nichts Wahres dran ist. We will see.

3. Sieg für die Schweiz

Aber jetzt ist auch mal gut. Wer noch tiefer einsteigen mag, wird genügend Quellen finden. Stattdessen möchten wir an dieser Stelle der Schweiz zu ihrem 3. Sieg gratulieren. Wenn das Land gewinnt, dann immer auf besonderem Wege. 1956 schafft es die damals 32-jährige Lys Assia beim allerersten Eurovision Song Contest in Lugano, also ebenfalls in der Schweiz, zu siegen. Dabei hat sie gerade einmal sechs Länder zur Konkurrenz, jedoch treten alle mit zwei Titeln an. 1988, also 32 Jahre später, hat man die 20-jährige kanadische Newcomerin Céline Dion am Start, die bis zu dem Zeitpunkt nur in ihrem Heimatland kleinere Achtungserfolge feiert. Sie wird dem Schweizer Rundfunk empfohlen, kann auf Französisch singen – schließlich musste man bis 1998 noch auf Landessprache singen – holt mit nur einem einzigen Punkt Vorsprung den Sieg und startet daraufhin eine Weltkarriere, die bis heute anhält.

Nemo tritt somit in große Fußstapfen. 24 Jahre jung, wohnhaft in Berlin, zuvor einige Male in den Schweizer Charts als Rapper auf Schwyzerdütsch zu finden. Jetzt geht Nemo in die ESC-Geschichte ein. Einmal als erster Sieg für die Schweiz seit 36 Jahren, dann aber auch als erste non-binäre Person. Eine logische Entwicklung des Wettbewerbs, der immer genug Raum lässt für gesellschaftliche Weiterentwicklungen und Veränderungen. Die werden zwar immer negativ kommentiert, aber passen perfekt zum Diversitätsgedanken: 1998 gewinnt für Israel erstmalig eine Transfrau, 2006 gewinnt für Finnland eine Band, die aus Menschen besteht, die andere Identitäten wie Zombies und Monster annehmen, 2014 siegt eine Dragqueen für Österreich, 2018 ein feministisches, übergewichtiges Rolemodel für Israel und nun eine non-binäre Person für die Schweiz. Dabei geht es auf jeden Fall auch wieder um ein Politikum, keine Frage – aber eben auch um Talent. Keines der genannten Beispiele gewann ausschließlich für das, was er*sie darstellte, alle gewannen mit einem mindestens guten Song und einer mindestens guten Performance. Das andere ist aber ein wahnsinnig wichtiges Detail, was jedoch für den ESC spricht. Egal, wer du bist, sei eben du, denn hier gibst du Millionen von Menschen, die es sehen – darunter allein acht Millionen Deutsche, die im TV einschalteten sowie rund anderthalb Millionen im Onlinestream – eine Sichtbarkeit, wirst größtenteils gefeiert oder erhaschst zumindest Aufmerksamkeit und löst eine Debatte aus.

Der eigenwillige, fast schon avantgardistische Popsong „The Code“, der auch Oper und Rap mit einbezieht, überzeugt die Jurys auf vollster Ebene, wahrscheinlich ganz besonders im Gesang, der trotz mutiger Performance auf einer Drehscheibe nie wackelt. Ganze 22 von 36 möglichen Malen hagelt es zwölf Punkte. Neuer Rekord. Somit ist schon nach der ersten Hälfte der Punkte klar, dass es für den bei den Wettquoten auf Platz 1 liegendem Baby Lasagna aus Kroatien eng werden könnte, ist der Abstand mit 155 Punkten doch verdammt riesig. Zwar holt Nemo im Televote, das seltener den Gesang, sondern mehr den Entertainmentfaktor in den Vordergrund stellt, nur den 5. Platz, am Ende reicht es mit 44 Punkten Abstand doch für den Sieg. Auch hier ist es der erste Sieg, bei dem sich Jury und Televote so uneinig sind.

Aktuell sind viele Stimmen wieder laut. Erreichte der Fanliebling Käärijä aus Finnland im letzten Jahr nur den 2. Platz trotz sehr großem Abstand im Televote, kann auch 2024 der Televote-Gewinner nicht die Trophäe in Händen halten. Kroatien ist seit 1993 im Wettbewerb, hat zuvor schon als Teil Jugoslawiens zehnmal mitgewirkt, und kam bisher nie über Platz 4 hinaus. Zuletzt schied man sogar fast immer im Semifinale aus. Zwar ist „Rim Tim Tagi Dim“ nun der erfolgreichste kroatische Beitrag überhaupt, aber eben nur ein 2. Platz und kein Sieg. Schuld daran tragen Jurys aus 36 anderen Ländern mit je fünf Personen, also 180 Menschen, die Kroatien auf Platz 3 sahen – auf der anderen Seite stehen Millionen weltweit. Braucht es wirklich keine Jury mehr? Doch, da es bei den Jurys seltener passiert, dass bloße Länder beurteilt werden, sondern mehr auf qualitative Details wie Gesang, Komposition und Performance geachtet wird – zumindest macht es den Eindruck. Aber da kann man definitiv diskutieren. Nicht vergessen: Verka Serduchka und „Dancing Lasha Tumbai“ kennt immer noch jede*r, den Siegertitel „Molitva“ aus Serbien nur noch die Geeks.

„Alle hassen Deutschland“ – jo, klar

Ein schönes „In Your Face“-Statement an dieser Stelle gibt es dank dem 12. Platz für Deutschland. Zugegeben: Wir waren alles andere als begeistert, als Isaak im Februar beim deutschen Vorentscheid gewann, und auch heute finden wir noch, dass es stärkere ESC-typische Beiträge gegeben hätte. Wir räumen an dieser Stelle aber ein, dass wir unterschätzt haben, wie stark die gesangliche Leistung des in Minden geborenen Sängers ankommt. Darüber darf man sich natürlich aus vollster Inbrunst freuen. Der Song ist wichtig, aber nicht alles – ebenso übrigens der Gesang. Der hat den Jurys gefallen, Isaak macht somit in der ersten Hälfte der Punktevergabe einen zehnten Platz, holt im Televote dann aber nur Platz 19. Das Package stimmte einfach nicht so ganz, sonst wäre noch mehr gegangen.

Aber wir lernen: Europa hasst uns nicht. Bitte hört auf mit diesem unbegründeten, plakativen Bullshit. Es geht hier nicht um ein Image, das Deutschland in Europa hat oder auch nicht. Der NDR hat einfach entschieden zu oft Mist gebaut und sehr, sehr schlechte Beiträge zur Auswahl gestellt. Michael Schulte hat mit seiner persönlichen Story berührt, Isaak mit starkem Gesang beeindruckt. Auf einmal läuft es auch. Möge es keine sechs Jahre brauchen, um wieder einen Zufallstreffer zu landen, sondern einfach die Strategie 2025 verschärft werden. Mut brauchen wir trotzdem mehr – bester Beweis in 2024: Irland.

Tops & Flops

Irland darf zwar mit sieben Gewinnen immer noch die meisten Siege mit Schweden teilen, hat aber die letzten zwei Dekaden wirklich fast nur verkackt und wirklich sehr oft ganz großen Quark ins Rennen geschickt. So wie Deutschland halt. Die grüne Insel scheint jedoch auf den Trichter gekommen zu sein, auf Konventionen nun mal vollends zu pfeifen und sich stattdessen was zu trauen. Viel schlechter kann es ja eh nicht mehr werden. Bambie Thug beschreibt ihre Musik als Ouija-Pop, ihr „Doomsday Blue“ ist eine Horrorfarce irgendwo zwischen Die Antwoord, Marilyn Manson, Björk und Billie Eilish, ihre Bühnenshow eine Teufelsaustreibung. Das bleibt hängen, das motiviert konzentriert zuzuschauen – und ist am Ende ein absolut verdienter 6. Platz. Zwar kein Song, den man sich freiwillig gern auf die Ohren gibt, aber genau das Richtige für eine musikalische Unterhaltungsshow. Congratulations.

Ganz, ganz groß war erneut die wunderschöne Performance der Ukraine, bei der moderne Beats und Rap-Parts auf nationale Sounds prasseln. Alyona Alyona und Jerry Heil haben mit ihrem „Teresa & Maria“ begeistert und einen starken 3. Platz belegt – das vierte Top-6-Ergebnis in Folge. Frankreich und Slimane mögen neben Isaak den besten Gesangsbeitrag geleistet haben, haben aber mit „Mon amour“ wahrscheinlich eine doch zu generische Ballade gewählt. Das beeindruckt, aber etwas zu einseitig. Trotzdem ein bemerkenswerter 4. Platz. Italien ist dank der hohen Motivation bei der Vorauswahl durch das Sanremo-Festival nie eine Enttäuschung – Angelina Mango und ihr mitreißendes „La noia“ ist mit Platz 7 verrückterweise der schlechteste Platz seit 2016.

Bei den Gastgeber*innen Schweden braucht man bekanntlich nur auf die linke Tabellenhälfte gucken – trotzdem sind Marcus & Martinus und ihr EDM-Banger „Unforgettable“ das zweitschlechteste Ergebnis der letzten Dekade – Platz 9. Luxemburg schafft nach einem Comeback nach 31 Jahren Abstinenz einen soliden Platz 13. Die einzigen zero points kommen 2024 vom Televote für UK: Olly Alexander war zwar dank seiner Band Years & Years international der bekannteste Act, hat aber mit seiner „Ich tue nur das Nötigste“-Nummer „Dizzy“ einen Bauchklatscher par excellence hingelegt. Platz 18 ist wirklich alles andere als zufriedenstellend, aber leider auch verdient.

Stark enttäuschend und auch deprimierend zugleich sind die Ergebnisse von Finnland und Österreich. Das Duo Windows95man hat mit seinem „No Rules!“ eine völlig wilde Performance hingelegt, gesanglich überhaupt nicht enttäuscht und hervorragend unterhalten, anscheinend aber am Ende nur den „Albern“-Stempel kassiert. Platz 19 ist für solch einen Fanliebling wirklich mies. Noch schlimmer erging es jedoch der nicht weniger als perfekten Eurodance-Hommage „We Will Rave“ der österreichischen Sängerin Kaleen. Die hat zwar gesanglich nur solide abgeliefert, dafür aber im Song und auch im Tanz alles rausgehauen, was ging – doch anscheinend ist Eurodance 2024 nur noch ein Ding für Nostalgiker*innen. Ein sehr bitterer vorletzter Platz, der wirklich schmerzt.

Was heißt das für 2025?

Erste Hoffnung unsererseits: Möge Thorsten Schorn für Deutschland nur einmalig kommentiert haben. Das ist zwar sehr unwahrscheinlich, aber in unseren Augen absolut zu wünschen, gab es quasi keinerlei eigene Note, viel zu viele peinliche Witze und zu wenig interessante Backgroundinfos. Für deutsche Eurovision Song Contest-Fans ist je nach Wohnort die Schweiz natürlich ein verlockendes Angebot, um auch nur für eine Liveshow mal vorbeizuschauen. Das ist als Wochenendtrip durchaus machbar, mit absoluter Sicherheit jedoch arg kostspielig, orientieren sich die Ticketpreise nämlich an den Lebenserhaltungskosten des jeweiligen Austragungslandes. Augen zu, Karte durch. Ein wirklich emotional herausfordernder ESC mit Beigeschmack geht zu Ende, jedoch nur im TV. Ein Nachspiel ist wohl unvermeidbar.

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Und so sah der Siegerauftritt beim Eurovision Song Contest 2024 aus:

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