Der 8. März steht wieder vor der Tür und damit auch der feministische Kampftag. Kunst und Musik waren schon immer fester Bestandteil feministischer Kämpfe: Sie empowern, rütteln wach und verbinden. Deshalb präsentieren wir euch heute den zweiten Teil unserer Songauswahl speziell für diesen Tag – zehn weitere Songs, die den Kampf für eine feministischere, offenere und freiere Welt begleiten.
Lambrini Girls – Cuntology 101 (2025)
Die Lambrini Girls bringen die Cuntology in den Riot Grrrl Punk! Das britische Duo aus Brighton gilt ohnehin als eine der wichtigsten Stimmen des Genres, mit “Cuntology 101” gibt’s jetzt endlich die Hymne dazu. Das ist on point getexteter Widerstand vor breiten Le-Tigre-Synthies. Und yes: Setting boundaries is cunty / Respecting others is cunty too / Putting yourself first is cunty / Learning to love yourself is cunty. Gegens Slut Shaming, für Sisterhood
Little Mix – Salute (2013)
Mit ihrem Album „LM5“ und Songs wie „Woman Like Me“ haben Little Mix 2018 eine ganze Sammlung an Songs veröffentlicht, die sich mit den Themen Selbstermächtigung, Frauenpower und dem Kampf gegen gesellschaftliche Normen auseinandersetzen. Doch bereits Jahre zuvor hat die Band mit „Salute“ eine der Frauenpower-Hymnen schlechthin veröffentlicht. „Sisters, we are everywhere, warriors, your country needs you. If you’re ready, ladies, better keep steady, ready, aim, shoot”. Auf diesem feiern Perrie, Jesy, Leigh-Anne und Jade die weibliche Stärke. Sie rufen zum Zusammenhalt auf und ermutigen Frauen auf der ganzen Welt, selbstbewusst und mit Stolz auf die eigene Identität durch das Leben zu gehen. Untermalt wird dies durch einen militärischen Marschrhythmus – einer Art musikalischen Aufruf zum Zusammenstehen und zur Solidarität. Die Message: Frauen sind stark, unabhängig und bereit, sich gegen gesellschaftliche Normen und Erwartungen zu erheben. Oder um es in Little Mix Worten auszudrücken: „Oh, you on that feminist tip? Hell yeah, I am.“ (Alina)
Blond feat. Power Plush – „Ich sage ja“ (2023)
„Ich kann heute wählen gehen, Geld verdienen und Auto fahren, weil alle Frauen vor mir immer nett und höflich waren.“ – said no woman* ever. Dass man mit nett lächeln und ruhig sein nichts an patriarchalen, benachteiligenden und diskriminierenden Strukturen ändert, haben Blond und Power Plush auf jeden Fall erkannt. Deshalb bringen Sie das Ganze auf wunderbar sarkastische Weise in ihrem Song „Ich sage ja“ auf den Punkt und senden ein Signal an alle FLINTA*-Personen: Ihr müsst nicht lieb sein, ihr müsst nicht alles hinnehmen, ihr müsst nicht zu allem ja sagen. Vielleicht ändert sich dann auch irgendwann mal was an den gesellschaftlichen Strukturen. (Emilia)
Lola Young – Messy (2024)
Sei dünn, aber nicht zu dünn. Sei reinlich. Aber nicht zu clean. Sei klug. Aber keine Klugscheißerin. Genug sein können Frauen buchstäblich nie. Zu schmal ist der gesellschaftliche Grad, auf dem sie – aber bitte elegant – tanzen müssen. Auch wenn Lola Young das leichtfüßige „Messy“ ursprünglich über ihr Ringen mit ADHS geschrieben hat, ist der Song doch der perfekte Kampfgesang auf all jene Konventionen, die Familie und Gesellschaft Frauen auf diktieren. „I want to be me, is that not allowed?“ (Jonas)
Sevdaliza, Pabllo Vitar, Yseult – Alibi (2024)
Die iranisch-niederländische Künstlerin Sevdaliza, die brasilianische Dragqueen und Musikerin Pabllo Vitar und die französische Sängerin Yseult betreten die Bühne und singen: “I just killed a man, she’s my Alibi” – in Camp-Ästhetik, mit breiten Chören, getränkt in gigantischen und treibenden Arrangements. Dieser Song ist ein Momentum, zelebriert den Zusammenhalt zwischen Frauen und Queers im Angesicht von patriarchaler Gewalt und besingt diese aus einer BIPoC-Perspektive. Auf Englisch, Französisch, Spanisch. Gehört auf jede feministische Demo. Keine Diskussion! (Julia)
SXTN – “Hass Frau” (2016)
Ach ja, die guten alten Zeiten, als Nura und Juju noch gemeinsam den Deutschrap aufmischten! Mit „Hass Frau“ haben SXTN schließlich schon im Jahr 2016 den Spieß umgedreht und sexistische Klischees sowie frauenfeindliche Narrative mit provokantem Humor entlarvt. Der Song ist und bleibt eine krachende Ansage gegen patriarchale Strukturen und beweist, dass Frauen im Rap – einem sonst männerdominierten Genre – kein Blatt vor den Mund nehmen müssen. Besonders ikonisch ist das Sample von Alice Schwarzer, die darin eine explizite Textstelle von King Orgasmus One vorliest – ein cleverer Schachzug, der die Sexismusdebatte im Deutschrap auf die Spitze treibt. Nura und Juju haben als Duo oft den Nerv der Zeit getroffen. Und tun es heute als Solo-Künstlerinnen noch immer. Auch wenn ihre gemeinsame Stimme bis heute fehlt: Ihre Tracks bleiben Hymnen für Selbstbestimmung und Rebellion, die auch am feministischen Kampftag gefeiert werden sollten. (Anna)
Taylor Swift – The Man (2019)
Was würden und dürften Frauen eigentlich alles tun, wenn sie ein Mann wären? Genau dieser Frage geht Taylor Swift in ihrem Song „The Man“ nach. Ziemlich ausgeklügelt und kreativ befasst sie sich dort mit geschlechtsspezifischen Ungleichheiten, die Frauen im Alltag und in der Öffentlichkeit erleben. „I’d be a fearless leader, I’d be an alpha type. When everyone believes ya, what’s that like?” Sie stellt sich vor, wie sie selbst als Mann behandelt werden würde und kritisiert gesellschaftliche Erwartungen. Gerade in Bereichen wie der Musikindustrie, die so schon ein absolutes Haifischbecken ist, werden Männer immens bevorzugt. In Bezug auf Chancen, Sichtbarkeit und Anerkennung müssen Frauen sich meist deutlich härter beweisen. Taylor Swift, die selbst immer wieder diesem Erwartungsdruck ausgesetzt wird, prangert daher an, dass das Verhalten von Männern oftmals als Erfolg gewertet wird. Andersherum wird dasselbe Verhalten bei Frauen negativ beurteilt. Eine sehr starke Message und wahrscheinlich einer der wichtigsten Songs, die Taylor Swift je geschrieben hat. (Alina)
Cody Frost feat Debbie Gough – BLOODSUCKA (2024)
Mit „BLOODSUCKA“ veröffentlich Multitalent Cody Frost eine (weitere) wilde und dominierende Single. Zusammen mit Debbie Gough (Heriot) lässt Cody Grenzen zwischen Nu-Metal, Goth und Trap verschwimmen. Mit dem zugehörigen Musikvideo wird die aktuelle „fast-culture“ völlig ausgereizt, die Aufmerksamkeit der Zuschauer*innen wird jeden Moment neu erlangt. Während Cody künstlerisch tätig ist, tätowiert, Songs featured (z. B. Enter Shikari & Bury Tomorrow), wächst die Fangemeinde. Das selbstbewusste Auftreten, bewegende Inhalte wie psychische Gesundheit und Queerness sowie der besondere experimentelle Stil lassen Cody Frost schon bald vom Underdog der Szene zum Star aufsteigen. (Lucie)
badmómzjay – “Yeah Hoe” (2023)
Selbstbewusst, laut und unüberhörbar – mit „Yeah Hoe“ macht badmómzjay klar, dass sie sich nichts und niemandem beugt. Der Track ist eine Ansage an alle, die Frauen kleinhalten wollen: Sie rappt über Geld, Luxus und Erfolg – und zwar aus der Sicht einer Frau, die sich alles selbst erarbeitet hat. Damit stellt sie unmissverständlich klar, dass sie niemandem etwas schuldet und sich schon gar nicht von Männern definieren lässt. Doch badmómzjay steht nicht nur für starke Frauen, sondern auch für die LGBTQIA+-Community – und nutzt ihre Reichweite wie kaum eine andere im Deutschrap, um feministische und queere Themen sichtbar zu machen. Sie ist eine der erfolgreichsten Rapperinnen Deutschlands und eine, die ihre Stimme für mehr als nur Punchlines einsetzt. Yeah Hoe ist nicht nur ein Song, sondern eine Kampfansage – genau das richtige Motto für den feministischen Kampftag. (Anna)
Paris Paloma – Labour (2024)
Frauenbilder aus den 50er Jahren sind nicht nur bei westlichen Regierungen wieder en Vogue, die Tradwives bestimmen die Social-Media-Plattformen und promoten ein eindimensionales und unterwürfiges Bild von Frauen (und Queers). Zum hymnenhaften “Labour” teilen die, die unter den Forderungen des Patriarchats weltweit leiden, ihre Geschichten. Der Song schwillt so nicht nur im Arrangement selbst zu einer großen Kakophonie des Widerstands an, sondern schafft genau das auch im globalen Zusammenhalt online. “Labour” gegen die Handmaid’s-Tale-Realität.”All day, every day, therapist, mother, maid / Nymph then virgin, nurse and a servant / Just an appendage, live to attend him / So that he never lifts a finger“. (Julia)
Zehn Songs reichen euch nicht? Dann schaut gerne auch mal bei unserem ersten Teil der 10 Songs für den feministischen Kampftag vorbei.
Die Rechte des Titelbilds liegen bei Corinne Cumming.
* Affiliate-Link: Du unterstützt minutenmusik über deinen Einkauf. Der Artikel wird für dich dadurch nicht teurer.