Unsere Newcomer*innen für das Jahr 2023

Collage der minutenmusik Newcomer*innen für das Jahr 2023

Auch keine Ahnung mehr, worauf ihr euch bei diesem Weltgeschehen noch freuen könnt? Immerhin musikalisch warten dieses Jahr wieder einige neue Gesichter darauf, Bühnen, Tanzflächen und Herzen zu erobern. Wie jedes Jahr mimen wir auch dieses Mal wieder Wahrsager*innen mit dem einzigen Ziel, die vielversprechendsten Künstler*innen und Bands zusammenzukratzen. Diese Stimmen werden 2023 mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit prägen – lernt sie jetzt schon kennen und kennt die Songs vor allen anderen. Viel Spaß beim Entdecken unser Newcomer*innen für das kommende Jahr!

Achtung, unser Beitrag für 2024 ist nun online. Hier lang!

Ana Kohler (#Pop)

Mit 486 Tausend Instagram-Follower:innen und  1,4 Millionen TikTok-Follower:innen ist Ana Kohler zugegebenermaßen keine Unbekannte mehr und doch könnte 2023 für sie musikalisch der große Durchbruch folgen. 2020 veröffentlichte sie ihre erste Single „Loud“, seit Mai 2022 steht sie bei Universal Music unter Vertrag. Nachdem sie gemeinsam mit Alex Christensen und dem The Berlin Orchestra den Song „Never Ending Story“ herausgebracht hat, veröffentlichte sie 2022 die Single „7 Red Flags“, die vor allem auf TikTok viral ging. Eingängiger, erfrischender Pop trifft bei Ana auf eine große, powervolle Stimme, von der wir in Zukunft sicherlich mehr hören werden. Auf Instagram teilte die Sängerin bereits einige Demos von neuen Songs – vielleicht schon Tracks für ein Debütalbum? Die 24-Jährige sollte man 2023 im Musikkosmos auf jeden Fall im Auge behalten. (Alina)

Berq (#Pop / #Alternative/Indie)

Berq – aka Felix Dautzenberg – ist so neu, dass es noch nicht einmal ein Musikvideo gibt, das wir hier verlinken können. Doch die Plattform des 18-jährigen Sängers ist ohnehin eher TikTok, wo er im vergangenen Jahr mit seinen Studiovideos viral ging. Bereits als Kind schrieb der Hamburger seine eigenen Songs, die er nun im Keller seiner Eltern auch selbst produziert. Seine erste Single „Echo“, die im September 2022 erschienen ist, klingt gefühlvoll und ehrlich. Auch der nächste Song – „Herbstluft“ – steht laut TikTok bereits in den Startlöchern und ist Dank einzigartiger Jodel-Parts schon jetzt ein absoluter Ohrwurm. Tourdaten gibt es für dieses Jahr bislang noch keine – doch Künstler*innen wie Casper, die Drunken Masters und Paula Hartmann sind bereits auf den vielversprechenden Newcomer aufmerksam geworden. Wir glauben, dass man Berq 2023 auf jeden Fall im Auge behalten sollte! (Yvonne)

Blumengarten (#Pop / #Alternative/Indie)

Blumengarten (nicht zu verwechseln mit Blumentopf) sind als Band sehr schwer zu googeln – doch musikalisch dafür umso einzigartiger. Das Duo aus Velbert in Nordrhein Westfalen besteht aus Produzent Sammy und Sänger Rayan, dessen einzigartige und gefühlvolle Stimme bei jeder Zeile unter die Haut geht.  Im Juli 2022 veröffentlichten Blumengarten ihre erste EP „sag deinen freunden, dass du sie liebst“, auf der sie in drei melancholischen Songs Pop-, Indie- und R‘n‘B-Elemente miteinander verschmelzen lassen. Vor allem ihre Single „paris syndrom“ erwies sich dabei im vergangenen Jahr schon als absoluter Geheimtipp. Gemeinsam mit Sängerin Paula Hartmann veröffentlichen Blumengarten hierzu auch eine wunderschöne Akustik Version. Nachdem das Duo bereits als Tour Support für Ennio auftrat, wurden sie 2023 bereits für diverse Festivals wie das PULS Open Air und Juicy Beats Festival angekündigt. Es bleibt also spannend, wohin Blumengarten in diesem Jahr noch wachsen wird! (Yvonne)

Blush Always (#Alternative/Indie)

Wer den soften Indie-Rock mit Singer-Songwriter Einflüssen á la Soccer Mommy, Snail Mail, Julien Baker oder Phoebe Bridgers mag, der wird definitiv auch bei der Musik Blush Always fündig. Die aus Kiel stammende Musikerin veröffentlichte dieses Jahr ihre EP „Postpone”, arbeitet unter anderem mit Mitgliedern der Leoniden zusammen und schafft es ebenso wie ihre musikalischen Vorbilder, catchy Pop-Melodien und emotionale Texte mit punkigen Gitarren miteinander zu verbinden. Dass diese Kombi gut funktioniert, ist bekannt – und vielleicht schließt die Musikerin damit sogar eine kleine Lücke in der deutschen Indie-Landschaft. So oder so dürfen wir gespannt sein auf ihr Debütalbum, das bald erscheinen soll. (Emilia)

Brockhoff (#Alternative/Indie / #Rock)

Mit 20 zieht Lina Brockhoff nach Hamburg. Musik macht sie da schon eine Weile. Jetzt, im Jahr 2020, aber soll es richtig vorangehen. Doch zunächst kommt es anders: Pandemie, Stillstand, Ernüchterung. Zwei Jahre später ist die Welt eine andere. Und Lina Brockhoff karrieretechisch weit vorangeschritten. Brockhoff, das ist ihr Nachname, heißt ihr Projekt, mit dem sie Anfang 2022 erste Songs, später dann eine EP veröffentlicht. Schnell steht sie auch auf Bühnen, großen Bühnen. Etwa der des Berliner Festivals Tempelhof Sounds oder als Support von Paolo Nutini in der riesigen Glasgower Mehrzweckarena OVO Hydro. Ihre Musik ist für genau solche Kontexte geschaffen, doch gleichzeitig auch nicht. Intime Indie-Songwriter-Posen treffen hier auf 90s-Alternative, oft verträumt und nachdenklich, gleichsam immer einnehmend und eingängig. Gigantisch irgendwie. Und doch so klein. Eine herzliche Umarmung – nicht für eine Person, sondern für Zwanzigtausend. Das Jahr 2023 nun könnte ihres sein. Die Grundsteine dafür zumindest sind gelegt. (Jonas)

Gen and the Degenerates (#Punk)

„All the boys, all the girls wanna be me“, singt Genevieve Glynn und vereint dabei in Gestus, Sound und Verve  die Vibes von Ikonen wie Lizzo, Kathleen Hannah und Beth Ditto gleichzeitig. Gen & The Degenerates machen diese Art Punk, die genügend Slogans für Tausende Demo-Schilder bastelt, ohne dabei aber eins zu vergessen: Melodie & Eingängigkeit. Das hier hat Pop-Appeal und Biss zugleich und könnte gerade wegen dieser Mischung locker auf die großen Bühnen klettern. Das aus Liverpool stammende Quintett hatte den UK-Underground bislang nur mit durchweg hittigen Singles aufgemischt, letztes Jahr folgte dann die erste EP „Only Alive When In Motion“. Das schreit doch alles nach Debüt-Album & EU-Tour! (Julia)

Isaiah (#Rap/Hip-Hop)

Ende Juli 2022 veröffentlichte der einundzwanzigjährige Isaiah seine erste Single „CHBABY“. Es ist eine Hymne über sein Aufwachsen in Charlottenburg, wo er sich zwischen reichen und heruntergekommenen Gegenden herumgetrieben hat, alles fußläufig voneinander entfernt. Mit gutem Flow wird auf einem spannenden Soundteppich gerappt. Eine spannende Ambivalenz zieht sich nicht nur durch Charlottenburg, sondern auch durch seine bevorstehende Karriere. Als Sohn von Joy Denalane und Max Herre wurde ihm Musik sicherlich in die Wiege gelegt, was man auf jeden Fall in seinen Songs raushören kann. Doch Isaiah besteht fast schon darauf, dass seine Arbeit völlig unabhängig und ohne Vorteile dadurch, dass seine Eltern sind, wer sie sind, entsteht. Spannend, wo gerade jetzt doch wieder so eine große Diskussion über Nepo-Babys durchs Netz zieht. Es bleibt abzuwarten, wie er sich weiterentwickelt und ob er es wirklich schaffen kann, eine von seinen Eltern völlig losgelöste Rap-Karriere aufzubauen. Mindestens eine weitere EP kommt auf jeden Fall noch. (Leonie)

Kapa Tult (#Punk)

„Alles ist Punk“, sagten einst die Ärzte und bei Kapa Tult steckt das Genre definitiv mehr in der Mentalität und der Attitüde als im Sound. Zumindest wenn man diesen klassisch definieren möchte. Kapa Tult klingen ein wenig wie Wir sind Helden im Studi-Heim, wie Schnipo Schranke mit Melodie-Putschmittel oder eben einfach eine positiv verkorkste Band von nebenan. In die obersten Festival-Reihen muss dieser Sound gar nicht, Hit-Potential gibt es trotzdem und dazu genug von dem, was im Englischen als Tongue in Cheek bezeichnet wird – und im Deutschen als Blond-Geschwister im Herzen. Als Signing unseres Herzens-Labels Ladies & Ladys kann hier sowieso nicht viel schief gehen – und mit Auftretten beim KATAPULT-Festival und Support-Shows für unter anderem Christin Nichols erst recht nicht. Wären Kapa Tult Möbel, dann sicherlich welche aus Sperrholz. Aber eben auch Liebhaberstücke, die bleiben. Das zeigte schon die Debüt-EP „Meinten Sie Katapult?“ im letzten Jahr und das wird das erste Album noch verdeutlichen. (Julia)

Kid Kapri (#Rap/Hip-Hop)

Sanfte Melodien, Auto-Tune und Texte direkt aus der Lebensrealität der Gen Z – diese Mischung macht die Musik von Kid Kapri aus und das scheint zu funktionieren. Straight aus der Bremer Hood in 357 mischt der 20-Jährige seit knapp eineinhalb Jahren die deutsche Rap-Szene auf und schafft es mit seiner zweiten Single “Mosaik” auch direkt in die Top 20 der Charts. Produziert wird das ganze von Florida Juicy, der unter anderem auch schon Verifiziert produziert hat. Wer noch nicht genug Beweise dafür hat, dass da eine neue Rap-Generation auf uns zukommt, die das Genre nochmal ziemlich auf den Kopf stellen wird: Here you go. (Emilia)

Lena&Linus (#Pop)

Indie trifft auf Deutsch-Pop. Lena&Linus haben im Oktober vergangenen Jahres ihre Debüt-Single „Emilie“ veröffentlicht und damit direkt bewiesen, dass man dieses Singer-Songwriter-Duo für 2023 definitiv auf dem Schirm haben sollte. Egal, ob melancholischer Trennungsschmerz, euphorische Klänge oder emotional und berührend: Das Duo überzeugt auf ganzer Linie, nur mit Gitarre und Gesang und ehrlichen Texten. Im Dezember durften Lena&Linus bereits Lotte auf ihrer „Lass die Musik an“- Tour begleiten, ab Februar sind sie der Support Act von Sänger Betterov und touren mit ihm durch Deutschland. Mit „Grüne Nikes“ erschien im November ihre zweite Single und schon im März soll die Debüt-EP der beiden erscheinen. Reinhören lohnt sich! (Alina)

Temmis (#Alternative/Indie )

Die Universitätsstadt Tübingen ist auf der musikalischen Landkarte nicht gerade dick hervorgehoben. Zunehmend scheint sich das zu ändern. Edwin Rosen zum Beispiel schickte im Pandemiesommer 2020 mit „leichter/kälter“ einen (mehr oder weniger) leicht verdaulichen Gruß vom Neckar durch die Republik. Und auch Temmis gründeten sich in der kleinen, von Student*innen nur so überquillenden Stadt südlich von Stuttgart. Temmis, das sind vier junge Männer, gekleidet in schwarz, mit Gitarre, Bass, Schlagzeug und Synthesizern auf zwei kurzen EPs einen eklektischen Post-Punk-Mix erschaffend. Temmis singen auf deutsch – von Beziehungsenden, ICE-Fahrten, scharfen Klingen, Angstzuständen. Und Temmis machen Welle. Das sicherte der Band einen Slot auf Caspers Zurück Zuhause Festival – Casper nämlich ist Fan. 2023 soll es nun so weitergehen, wie 2022 aufgehört hatte: Mit neuer Musik und vielen Live-Konzerten. Setzt sich diese Entwicklung fort, wird Tübingen bald wohl deutlicher als musikalischer Knotenpunkt auffallen – auch wenn Temmis nun erstmal nach Hamburg umgesiedelt sind. (Jonas)

Uche Yara (#Alternative/Indie /#Pop)

Uche Yara hat offiziell noch keinen einzigen Song veröffentlicht und stand trotzdem schon vor den Beatsteaks und Bilderbuch auf der Bühne. Im Radio lief die 20-Jährige, natürlich, ebenfalls bereits. Ein paar Hörproben jedenfalls gibt es schon jetzt. Etwa auf dem Soundcloud-Account der 20-Jährigen. „at granny’s house“, „granny’s out“ oder „tango“ heißen die dort auffindbaren Demos und zeigen eine junge Frau mit einer frequenzgewaltigen Wahnsinnsstimme, die wie selbstverständlich Genrehopping von Indie zu Pop zu Psychedelica zu Soul betreibt. Ein wenig fühlt sich dieser Molotowcocktail an stilistischer Vielfalt an als würde man durch eine Feuerwand schreiten ohne auch nur den kleinsten Kratzer davonzutragen. Im Jahr 2023 soll mit diesem Nischendasein auf einer zunehmend absterbenden Liebhaber*innen-Plattform nun Schluss sein. Uche Yara, 20 Jahre alt, laut Instabio 183 Zentimeter groß nämlich möchte nun auch den letzten Schritt in die Öffentlichkeit wagen. (Jonas)

Willow Parlo (#Alternative/Indie)

Dort, wo sich die Möwen miteinander streiten, machen sie introvertierten Dream-Pop zum Versöhnen: Willow Parlo. Ende Juli 2022 kam die gleichnamige erste EP, auf der die vier Hamburger*innen zwischen Zerbrechlichkeit und starker Softness balancieren. Sie berühren, und trotzdem schaffen sie in ihren Songs eine Leichtigkeit. Es ist Musik, die mir oft genug unter die Knochen kriecht, sowohl live, als auch auf der EP: besonders der Song „Silver Screens“. Kurz vor Weihnachten habe ich sie zuletzt spielen sehen, in einer Kirche in Ottensen. Da haben sie auf jeden Fall einiges mehr präsentiert, als es bisher online gibt. Es kommt noch einiges dieses Jahr von Willow Parlo auf uns zu und es wird sicherlich dem bisherige Output in seiner Softness nicht nachstehen. (Leonie)

Eine Auswahl an Songs unser Newcomer*innen für 2023 haben wir zu einer Playlist zusammengefasst. Das gibt es hier.

Die Rechte an den Fotos im Beitragsbild liegen bei Derek Bremner, Hannes Meier, Emmanuel Ofori, Charlotte Krusche, Mala Kolumna und Zeitfang.

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