Schon im letzten Jahr wagten wir in unseren persönlichen Jahresrückblicken nicht nur den Blick zurück auf das vergangene Jahr, sondern versuchten uns ebenfalls an einer Rundschau der spannendsten neuen Künstlerinnen und Künstler des kommenden Jahres. Diese Tradition wollen wir natürlich aufrechterhalten. Welche Sänger, Sängerinnen, Bands, Musiker und Musikerinnen sollte man 2019 also unbedingt auf dem Radar haben? Von welchen Künstler*innen erwarten wir, dass sie dieses Jahr so richtig durchstarten? Welche Newcomer*innen sollte man auf keinen Fall verpassen?
Amilli ( #Pop )
Blinker ( #Alternative/Indie )
Ohrwurm to go? Bitteschön, hier habt ihr Blinker. Er war bereits als Support von Mine auf Tour und beschreibt sich selbst als einen Typ, der „zehn Jahre in Gitarrenbands gespielt und dann zehn Mal 8 Mile geguckt hat und jetzt so Musik macht, die genau danach klingt“. Aha. Wir würden den 25-jährigen Mannheimer irgendwo zwischen einer poppigen Version von Heisskalt mit einer Prise Die Nerven und vielleicht noch einem Hauch von Kettcar einordnen. Auf jeden Fall klingt es modern und äußerst vielversprechend, geht ins Ohr und befasst sich lyrisch mit kritischen Beobachtungen und Problemen aus jedermanns Alltag. Dabei redet Blinker nicht um den heißen Brei, sondern bringt auf den Punkt, was ihn beschäftigt. Die Single „Luft“ ist der eingängige Vorbote seiner Debüt-EP „Blicke“, die im März 2019 erscheinen wird und uns jetzt schon ziemlich neugierig macht. Außerdem geht es für Blinker im April direkt auf Solo-Tour nach Köln, Berlin und Hamburg. Sollte man sich ansehen! (Yvonne)
bülow ( #Pop )
Erst Lorde, dann Billie Eilish, nun bülow: 2019 könnte das Jahr der in Deutschland geborenen, aber in England, Kanada, der USA und Niederlande aufgewachsenen Künstlerin werden, die dieses Jahr ihren 20. Geburtstag feiert und gute Chancen hat, richtig durchzustarten. 2017 gab es die erste EP, „Damaged Vol. 1“, auf die im letzten Jahr der zweite Teil folgte. Ihre Single „You & Jennifer“ läuft auf den großen Radiostationen heiß, außerdem war sie ein Feature auf dem Remix des Fall Out Boy-Hits „The Last Of The Real Ones“. Ihr Sound zwischen Electronica, Trap und R’n’B ist modern und so gar nicht deutsch. Fünf ihrer sieben Songs haben bisher bei Spotify die Millionenmarke geknackt, „Not A Love Song“ wurde bereits 36 Millionen Mal geklickt. Die Charts konnte sie bisher nur in Kanada entern – das wird sich in ihrem Heimatland wahrscheinlich nun ändern. bülow lohnt auf jeden Fall weiterverfolgt zu werden! (Christopher)
Fever 333 ( #Post-Hardcore/Hardcore/Metalcore )
333 steht für die drei Cs “Community”, “Charity” und “Change”. Die Beweggründe von Fever 333 lassen sich auf genau diese drei Standpunkte festlegen und genau deswegen sind sie im politisch extrem angespannten Jahr 2019 so eine besondere und wichtige Band. Erschaffen wurde das Trio von Jason Aaron Butler, dem Frontmann von der aktuell aufgelösten Post-Hardcore-Granate letlive. Mit seinem neuen Act will der ohnehin sehr engagierte Musiker nun noch mehr geben, so dass die Band mit der The Walking In My Shoes Foundation zu einem Band-Charity-Hybriden gewachsen ist. Konzerte werden als Demonstrationen betitelt, zu denen Leute sogar teilweise kostenfreien Eintritt erhalten, wenn sie stattdessen Sachspenden für Bedürftige mitbringen. Ganz in alter letlive.-Manier brüllt sich Butler den Zorn von der Seele, unterstützt wird er dabei von Stephen Harrison (ehemals The Charriot) und dem Drummer von Night Verses, Aric Improta. Die Live-Shows explodieren von der Energie der drei unaufhaltsamen Performer, wie sie auch bei der aktuellen Tour von Bring Me The Horizon unter Beweis stellen durften, in denen sie als Support-Group den Hauptact teils ziemlich an die Wand gespielt haben sollen. Die Songs mischen (Post-)Hardcore mit modernen Elementen wie Electro-Parts und Hip-Hop – und behandeln natürlich allerlei politisch relevante Themen. So und nur so kann 2019 dem Genre neuer Wind eingehaucht werden. Am 18. Januar erscheint schließlich auch das Debütalbum “Strength in Numb333rs” – there’s a Fever coming! (Julia)
grandson ( #Rock )
Musik mit einer starken politischen Message ist in der aktuellen, aufgeladenen Zeit eine dringende Notwendigkeit und grandson trifft mit seinen Texten genau diesen Nerv. Im Juni hat er die sehr direkte, politische EP „a modern tragedy vol.1“ herausgebracht. So setzt sich „Thoughts and Prayers“ mit Schießereien in den USA auseinander, in „6:00“ setzt er ein klares Statement gegen Polizeigewalt und in „Blood//Water“ kritisiert er Korruption in der Politik. Der Kanadier macht Rock gemixt mit Beats aus dem Hip-Hop, die immer wieder von harten elektronischen Breakdowns unterbrochen werden. Allein in 2018 spielte er mehr als 100 Konzerte und konnte sich so eine begeisterte Fanbase, die liebevoll „Grandkids“ genannt wird, aufbauen. Das Musikvideo zu Blood//Water wurde 2018 über 2 Millionen Mal geschaut, grandson wurde von Fueled by Ramen (u. a. Panic! At The Disco, Twenty One Pilots) gesigned und brachte außerdem eine Remix-EP heraus auf der sich seinen Songs unter anderem Tom Morello unc AWOLNATION annehmen. Inzwischen sind neue Songs angekündigt, die noch vor dem Start seiner ersten eigenen Headliner-Tour im Februar veröffentlicht werden sollen. Wir sind gespannt 2019 noch mehr von grandson zu hören! (Marie)
Jade Bird ( #Singer/Songwriter )
Ein wahnsinnig großes Songwriting-Talent und eine einzigartige Stimme – was braucht man mehr, um richtig groß durchzustarten? Jade Bird ist gerade einmal 21 Jahre und hat schon vor der Veröffentlichung eines Albums einige Songs im Millionen-Bereich beim Streaming-Giganten Spotify vorzuweisen. Jeder von ihnen ein Instant-Hit, der einen nicht mehr loslässt. Musikalisch bewegt sich Bird dabei in einem Country-Folk-Indie-Mix, der diesen Genre aber einen ganz eindeutigen Pop-Stempel aufdrückt, ohne dadurch an Qualität einzubüßen. Schon 2017 erschien die erste EP, im April 2019 wird es dann auch endlich Zeit für das erste Album, das mit großer Wahrscheinlichkeit der verdienten Erfolgswelle der Vorab-Singles folgen wird. Eine klare Favoritin für die Durchstarterin des Jahres für Radios weltweit. (Julia)
JC Stewart ( #Singer/Songwriter )
Schon seit seiner Kindheit spielt der irische Singer-Songwriter JC Stewart Gitarre und komponiert seine eigenen gefühlvollen Songs. Nach seiner Debütsingle 2016 war es etwas ruhiger um den jungen Iren geworden. Mittlerweile ist JC Stewart fast zwanzig und veröffentlichte im vergangenen Jahr nicht nur weitere Singles, sondern tourte außerdem mit Kodaline durch die Konzerthallen Europas. 2019 startet turbulent: als Voract von Snow Patrol wird JC Stewart nun bereits in riesigen internationalen Arenen auftreten und parallel an seinem Debütalbum arbeiten. Wir denken, dass der junge Mädchenschwarm mit der gefühlvollen Stimme und seinen emotionalen Texten das Zeug dazu hat, schon bald in die Fußstapfen von Justin Bieber oder Shawn Mendes zu treten. (Yvonne)
Jungstötter ( #Alternative/Indie )
Fabian Altstötter ist für die deutschsprachige Musikszene kein Unbekannter. Mit seiner nach längerer Pause im vergangenen Herbst aufgelösten Band Sizarr verdrehte der Sänger und Gitarrist bereits seit Anfang der 2010er-Jahre jeglichen Indie-Fans den Kopf. Der stets melancholische, trotzdem häufig tanzbare Sound passte aber auch einfach perfekt in die Zeit. Die Tage mit Sizarr liegen nun weit hinter Altstötter, der im Laufe der Jahre deutlich gereift ist. Unter dem neuen Künstlersynonym Jungstötter erscheint nun im kommenden Februar das Debütalbum „Love Is“ des Wahlberliners, das seinen Stand in der Musikliebhaberszene ein wiederholtes Mal festigen wird. Die zwei bislang veröffentlichten Songs deuten an, in welche Richtung sich das Projekt bewegt: Altstötter besingt in traurigen Balladen die Liebe, klingt dabei deutlich tragischer und bombastischer und greift vor allem auf Gitarren, Streicher, Schlagzeug und Klavier zurück, um seinen Gefühlen Ausdruck zu verleihen. Der Indie-Einfluss ist unterschwellig stets spürbar, tritt jedoch etwas in den Hintergrund, das scheinbare Jahrzehnte gealterte Stimmorgan des Sängers ruft eher nach Klassik als nach Disco. Wenn sich diese hohe Qualität auch durch die restlichen sieben Songs von „Love Is“ zieht, haben wir bereits so früh im Jahr eins der spannendsten Releases der kommenden 365 Tage. (Jonas)
Mia Morgan ( #Alternative/Indie )
Sie provoziert gerne und steht für ihre einzigartige, unverblümte Ehrlichkeit – Mia Morgan aus Kassel macht neuerdings auch mit Musik auf sich aufmerksam, dürfte dem ein oder anderen jedoch schon mit ihren Social-Media-Profilen oder literarischen Ausgedünsten wie “Jungs/Männer, mit denen ich Sex/Nichts hatte“ bekannt sein. Auf ihrem Soundcloud-Profil veröffentlicht die Alleskönnerin seit einigen Jahren auch eigene Demos, die zwar eher bescheidene Soundqualität aufweisen, jedoch das Potential, das in der Musikerin steckt, erahnen lassen. Auf diesen behandelt Mia Morgan in nicht selten anzüglicher Sprache jegliche Tabu-Themen, singt von Geschwisterliebe oder dem Wunsch eines fiktiven Charakters die eigene Schule mit einer Pistole bewaffnet aufzusuchen und… nunja. Der gitarrenlastige, mit viel Melodie gespickte Indie-Pop, den die Kasselerin spielt, bietet diesen nicht selten pikanten Texten den perfekten Nährboden. Kein Wunder, dass Rapper Casper die Sängerin zu seinem jährlichen „Zurück Zuhause Festival“ einlud, „Waveboy“ (der einzige bislang auf den gängigen Streaming-Portalen veröffentlichte Song) und „Wiedergänger“ sind nämlich einfach verdammte Hits. Hoffentlich wartet das Musikjahr 2019 auch mit einer ersten offiziellen Veröffentlichung der jungen Musikerin auf. (Jonas)
The Bottom Line ( #Punk )
Obwohl ihre EP “I Still Hate You“ bereits 2017 erschienen ist, wollte es für The Bottom Line irgendwie nicht so richtig mit dem internationalen Durchbruch klappen. Dabei repräsentiert die vierköpfige Band aus London doch genau das, was man in der Pop-Punk Szene aktuell häufig vermisst: einen frechen, eingängigen Sound mit schnellen Drums und pfiffigen Lyrics. Umso besser also, dass The Bottom Line im vergangenen Jahr eine Band auf Tour begleiten durfte, die genau diese Art von Sound für sich aufgegeben hat: Simple Plan. Gerade deren Fans der ersten Stunde oder Liebhaber der alten blink-182 Formation dürften in The Bottom Line genau das gefunden haben, was sie an Simple Plan einst lieb gewonnen haben. Im August veröffentlichten die Londoner außerdem ihre neue Single „Reasons“, die dem Stil der vorangegangenen EP treu bleibt. Es bleibt abzuwarten ob die nächste EP (oder vielleicht sogar ein Album?) endlich den gewünschten internationalen Erfolg für The Bottom Line mit sich ziehen wird. (Yvonne)
YONAKA ( #Alternative/Indie )
Neben FEVER 333 durften auch YONAKA Bring Me The Horizon bei der aktuellen Tour unterstützen – und so bereits einem großen Publikum zeigen, was sie drauf haben. Einige Songs laufen, wie es sich 2018 eben gehört, auch ziemlich rund bei Spotify – der Stil passt. YONAKA verbinden ihren Indie mit Spoken-Word-Elementen, schwanken von Rock zu Pop zu Hip-Hop und schaffen dabei vor allen Dingen unzählige abwechslungsreiche Indie-Hymnen. Neben der Verbindung zu FEVER 333 durch die gemeinsame Tour dürfen YONAKA auch grandson zu ihren Verbündeten zählen, da dieser erst kürzlich ein Remix des aufständischen Songs “F.W.T.B.” anfertigte. Genau wie die meisten anderen unserer Newcomer wollen sich YONAKA nicht unterkriegen lassen und thematisieren so immer wieder Feminismus und Empowerment. Ein Debütalbum ist bisher zwar noch nicht bestätigt, allzu lange sollte es nach so grandiosen ersten Songs aber auch nicht mehr dauern. (Julia)
Was haltet ihr von den vorgestellten Künstler*innen? Wer glaubt ihr, wird es 2019 schaffen? Hinterlasst uns einen Kommentar auf Facebook, Twitter oder Instagram!
Hier geht es zu unserem Newcomer-Beitrag für das Jahr 2020.
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