Alt-J spielen im Kölner Palladium

Alt-J, Palladium Köln, 23.11.2022

Es ist eine ungewöhnliche Konstruktion. Auf der Bühne des Palladiums ist eine weitere, in ihrer Dimension kleinere Erhöhung aufgebaut. Auf dieser stehen symmetrisch angeordnet ein paar Keyboards, ein Mikrofon samt Trinkflaschenhalter und ein Schlagzeug. Über all dem baumelt eine Vielzahl von Glühbirnen von der Hallendecke, links und rechts von der kleinen Bühne auf der großen Bühne sind weitere Lichter platziert. Drei Menschen und ihrer Kunst dient dieser Aufbau: Joe Newman an Gitarre und Bass, Augustus Unger-Hamilton am Keyboard und Thom … Weiterlesen

Schwarzweiß-Foto von Fjørt.

Interview mit Fjørt über „nichts“

Wir gucken hier auf die Spree drauf“, sagt David Frings und schaut demonstrativ am Handybildschirm vorbei aus dem Autofenster. Gemeinsam mit seinem Bandkollegen Chris Hell sitzt er an einem Novembernachmittag im Ost-Berliner Stadtdschungel und führt das Interview aus dem Auto heraus. In ebenjenem Gefährt sind er, Hell und Frank Schophaus – gemeinsam bilden sie die Gruppe Fjørt – in den Stunden zuvor durch die halbe Republik in die Hauptstadt gereist, um für einen Nachmittag standhaft den neugierigen Nachfragen … Weiterlesen

Cover des fünften Turnover Albums "Myself In The Way".

Turnover – Myself In The Way

Manchmal, da übersteigt der Wille der Kunst die Forderungen der Masse. Turnover sind ein Musterfall eines solchen Bewegungsdrangs, immer neue Freiräume suchend. Die Fortentwicklung der Band hinweg vom klimprigen Herzschmerz-Emo hin zum nachdenklichen Lounge erfreute jedoch nicht alle Ohren. Auch für „Myself In The Way“, das neue, fünfte Studioalbum der Oststaatler, gilt das wohl.

Doch erstmal ein wenig Kontext. Ganz so einfach ist das alles nämlich dann doch nicht. „Peripheral Vision“ nennt sich die zweite Turnover-Langspielplatte. Auch sie entsprach dem … Weiterlesen

Thrice auf der Bühne des Carlswerk Victorias.

Thrice & Coheed And Cambria, Carlswerk Victoria Köln, 30.10.2022

Die Ausformulierung dessen, was Post-Hardcore ist und nicht ist, könnte nicht verschiedener sein. Und dennoch eint Touché Amoré, Coheed and Cambria und Thrice nicht nur den Willen Hardcore mitnichten eng zu definieren, sondern auch der ausgeprägte Hang zum Singalong.

Eigentlich sollen Touché Amoré das Carlswerk Victoria im Konzerthallen-Mekka Mülheim als Einheizer in die passende Gemütslage versetzen. Vielen jedoch sind die Los Angeler um den gewohnt heiseren Jeremy Bolm bereits ein Begriff. Die dreißig Minuten Spielzeit daher sind weniger ein vorsichtiges … Weiterlesen

Die Nerven spielen im Oktober 2022 im ausverkauften Kölner Gebäude 9.

Die Nerven, Gebäude 9 Köln, 15.10.2022

Ich bin Shitney Beers und das wird sehr unangenehm für euch.” Unwahrer könnte ein Satz nicht sein, der einen Abend wie diesen einläutet. Denn Die Nerven haben in das tief in den nördlichen Ausläufern der Schäl Sich schlummernde Gebäude 9 geladen. Der Anlass ist, das ist kein Geheimnis, das monumentale „schwarze Album” der Band, das in der Vorwoche erst die Printpresse, dann Blogs, später den Feuilleton in hibbelige Aufruhr versetzte. Ausverkauft war der Club da bereits, lange vor … Weiterlesen

Cover des dritten Birds in Row-Albums "Gris Klein".

Birds In Row – Gris Klein

Es ist so eine Sache mit dem Post-Irgendwas. Das Versprechen nämlich ist ein freies, das Resultat schlussendlich doch häufig in einem Korsett verfangen. Oft folgt auch die Fortentwicklung einem Muster: Der Einstieg im typischen Stile, dann der Bruch, Vermengung mit Randstilistiken und irgendwann Annäherung an einen anderen Idealtypus. Die Post-Screamo-Sensation Birds In Row befindet sich auf ähnlichem Pfad. 2009 noch unter klassischem Screamo-Label gestartet, lockerten die drei Musiker zunehmend die Zügel ihrer Bestie, die sich auch aus Post-Rock und Indie … Weiterlesen

Die drei Nerven Max Rieger, Kevin Kuhn und Julian Knuth vor schwarzem Hintergrund.

Interview mit Die Nerven über das „schwarze Album“

„Fluidum“, „Fun“, „Out“, „Fake“, „Die Nerven“. 2012, 2014, 2015, 2018, 2022. Kleine Evolutionen mit jedem Schritt. Von Noise-Punk-Impro zu Feuilleton-Liebling. Von Kunstinstallationen und Jugendzentren in ausverkaufte Clubs und Hallen. Die Geschichte der einst bei Stuttgart unter dem Namen Die Nerven formierten Band folgt einem stetigen Drang weg vom Vorausgegangenen. Diese Tradition setzt auch das selbstbetitelte „schwarze Album“ des Trios fort. Grund genug, um den leicht kränkelnden Kevin Kuhn (Schlagzeug) zum Gespräch zu bitten – für Klarheit über vielerlei Bruch mit Weiterlesen

Ein schwarzer Schäferhund ziert das Cover des fünften Die Nerven Albums.

Die Nerven – Die Nerven

Das Coverbild zeigt einen schwarzen Schäferhund vor erdrückender Düsternis. Der Titel ist der Name der Band selbst. Das Album das bereits fünfte in zehn Jahren Bandgeschichte, vier Jahre nach dem nächstjüngeren Geschwisterkind. In Pressebeilagen wird das augenzwinkernd in Bezug auf den Metallica Fünftling als das „schwarze Album“ der Die Nerven bezeichnet. So tief wie all diese Kontextinformationen und auch die ein oder andere Review zum Album anmuten, ist die Einkerbung in der doch einst gradlinigen Entwicklung der nahe Stuttgart zum … Weiterlesen

Feuerfontänen schießen aus dem Boden während K.I.Z in der Kölner Lanxess Arena auf der Bühne stehen.

K.I.Z, Lanxess Arena Köln, 30.09.2022

Es ist erst 20:00 Uhr als das Licht in der Lanxess Arena erlischt und 808-Bässe und „K.I.Z“-Chöre die Luft zerschneiden. Auf dem Vorhang noch thront das Emblem der Rap-Band, das i mit seinen zwei Punkten an ein männliches Geschlechtsteil erinnernd. Eine angenehme Sprechstimme berichtet von einer neuen Art der Therapie, angeboten in der Birkenhain Nervenanstalt, einer fiktiven Institution im K.I.Z-Universum. Dann segelt der Vorhang gen Hallenboden und läutet einen partyträchtigen Konzertabend mit Überlänge ein.

Früh schon – es ist immerhin … Weiterlesen

Biffy Clyro spielen in der Düsseldorfer Mitsubishi Electric Halle.

Biffy Clyro, Mitsubishi Electric Halle Düsseldorf, 26.09.2022

Es kreischt, fiept, lärmt. „Vielen Dank, Düsseldorf! Wir sind Biffy… Fuckin… Clyro!“, plärrt Simon Neil über die Lärmkulisse in sein Mikrofon. Dann tritt er einen Schritt zurück und schreitet von der Bühne. Das Hallenlicht wird hochgefahren. Michael Jackson säuselt aus der PA. Ein Menschenstrom schiebt sich, tanzt Richtung Ausgang. Vorausgegangen sind dem ein 105-minütiges Arena-Spektakel ganz ohne typische Gesten. Biffy Clyro eben.

Die Schotten gehören seit jeher zu der Kategorie Arena-Rock, die sich trotz der übergroßen Refrains und pompigen „Ahhs“, … Weiterlesen