Die Nerven spielen im Oktober 2022 im ausverkauften Kölner Gebäude 9.

Die Nerven, Gebäude 9 Köln, 15.10.2022

Ich bin Shitney Beers und das wird sehr unangenehm für euch.” Unwahrer könnte ein Satz nicht sein, der einen Abend wie diesen einläutet. Denn Die Nerven haben in das tief in den nördlichen Ausläufern der Schäl Sich schlummernde Gebäude 9 geladen. Der Anlass ist, das ist kein Geheimnis, das monumentale „schwarze Album” der Band, das in der Vorwoche erst die Printpresse, dann Blogs, später den Feuilleton in hibbelige Aufruhr versetzte. Ausverkauft war der Club da bereits, lange vor … Weiterlesen

Cover des dritten Birds in Row-Albums "Gris Klein".

Birds In Row – Gris Klein

Es ist so eine Sache mit dem Post-Irgendwas. Das Versprechen nämlich ist ein freies, das Resultat schlussendlich doch häufig in einem Korsett verfangen. Oft folgt auch die Fortentwicklung einem Muster: Der Einstieg im typischen Stile, dann der Bruch, Vermengung mit Randstilistiken und irgendwann Annäherung an einen anderen Idealtypus. Die Post-Screamo-Sensation Birds In Row befindet sich auf ähnlichem Pfad. 2009 noch unter klassischem Screamo-Label gestartet, lockerten die drei Musiker zunehmend die Zügel ihrer Bestie, die sich auch aus Post-Rock und Indie … Weiterlesen

Die drei Nerven Max Rieger, Kevin Kuhn und Julian Knuth vor schwarzem Hintergrund.

Interview mit Die Nerven über das “schwarze Album”

„Fluidum“, „Fun“, „Out“, „Fake“, „Die Nerven“. 2012, 2014, 2015, 2018, 2022. Kleine Evolutionen mit jedem Schritt. Von Noise-Punk-Impro zu Feuilleton-Liebling. Von Kunstinstallationen und Jugendzentren in ausverkaufte Clubs und Hallen. Die Geschichte der einst bei Stuttgart unter dem Namen Die Nerven formierten Band folgt einem stetigen Drang weg vom Vorausgegangenen. Diese Tradition setzt auch das selbstbetitelte „schwarze Album“ des Trios fort. Grund genug, um den leicht kränkelnden Kevin Kuhn (Schlagzeug) zum Gespräch zu bitten – für Klarheit über vielerlei Bruch mit Weiterlesen

Ein schwarzer Schäferhund ziert das Cover des fünften Die Nerven Albums.

Die Nerven – Die Nerven

Das Coverbild zeigt einen schwarzen Schäferhund vor erdrückender Düsternis. Der Titel ist der Name der Band selbst. Das Album das bereits fünfte in zehn Jahren Bandgeschichte, vier Jahre nach dem nächstjüngeren Geschwisterkind. In Pressebeilagen wird das augenzwinkernd in Bezug auf den Metallica Fünftling als das „schwarze Album“ der Die Nerven bezeichnet. So tief wie all diese Kontextinformationen und auch die ein oder andere Review zum Album anmuten, ist die Einkerbung in der doch einst gradlinigen Entwicklung der nahe Stuttgart zum … Weiterlesen

Feuerfontänen schießen aus dem Boden während K.I.Z in der Kölner Lanxess Arena auf der Bühne stehen.

K.I.Z, Lanxess Arena Köln, 30.09.2022

Es ist erst 20:00 Uhr als das Licht in der Lanxess Arena erlischt und 808-Bässe und „K.I.Z“-Chöre die Luft zerschneiden. Auf dem Vorhang noch thront das Emblem der Rap-Band, das i mit seinen zwei Punkten an ein männliches Geschlechtsteil erinnernd. Eine angenehme Sprechstimme berichtet von einer neuen Art der Therapie, angeboten in der Birkenhain Nervenanstalt, einer fiktiven Institution im K.I.Z-Universum. Dann segelt der Vorhang gen Hallenboden und läutet einen partyträchtigen Konzertabend mit Überlänge ein.

Früh schon – es ist immerhin … Weiterlesen

Biffy Clyro spielen in der Düsseldorfer Mitsubishi Electric Halle.

Biffy Clyro, Mitsubishi Electric Halle Düsseldorf, 26.09.2022

Es kreischt, fiept, lärmt. „Vielen Dank, Düsseldorf! Wir sind Biffy… Fuckin… Clyro!“, plärrt Simon Neil über die Lärmkulisse in sein Mikrofon. Dann tritt er einen Schritt zurück und schreitet von der Bühne. Das Hallenlicht wird hochgefahren. Michael Jackson säuselt aus der PA. Ein Menschenstrom schiebt sich, tanzt Richtung Ausgang. Vorausgegangen sind dem ein 105-minütiges Arena-Spektakel ganz ohne typische Gesten. Biffy Clyro eben.

Die Schotten gehören seit jeher zu der Kategorie Arena-Rock, die sich trotz der übergroßen Refrains und pompigen „Ahhs“, … Weiterlesen

Parkway Drive spielen in der Dortmunder Westalenhalle. Feuerfontänen schießen von den Bühnenrändern gen Mitte.

Parkway Drive, Westfalenhalle Dortmund, 24.09.2022

Johnny Cash singt sein trauriges Lied und kaum jemand singt mit. Traurig irgendwie, aber manchmal ist das so. Cash jedenfalls weilt schon lange nicht mehr unter uns, sein „Hurt“-Cover läuft dementsprechend vom Band und tönt nur leise aus den Boxen der Westfalenhalle 1. Die ist abgesehen von den Oberrängen dicht mit Menschen besiedelt – Menschen, die gerade noch in Gespräche vertieft sind, von Klogängen zurückkommen, mit ihren tätowierten Händen schwungvoll Bierbecher zusammenstoßen. Dann ist Cash am Ende angelangt, drei laute … Weiterlesen

Cover des dritten Von Wegen Lisbeth-Albums "EZ Aquarii".

Von Wegen Lisbeth – EZ Aquarii

Matthias Rohde erzählt Geschichten. Ganze vierzig Minuten lang. Eine nach der anderen. Und doch: Um deren Verlauf oder Spannungsbogen geht es meistens gar nicht. All diese vor allem kleinen Erzählungen, sie stehen für etwas anderes, etwa Sehnsüchte und Gesten. Oder dürfen auch einfach mal Meme sein.

Rohde singt bei der Berliner Indie-Pop-Gruppe Von Wegen Lisbeth. Manchmal, da spielt er zusätzlich auch Gitarre oder Bass oder Keyboard oder irgendein anderes Instrument. „EZ Aquarii“ nennt sich das in dreizehn Akten aufgeteilte, geschichtsträchtige … Weiterlesen

Cover des vierten Kraftklub-Albums "Kargo".

Kraftklub – Kargo

Ich bin nicht mehr in der Pubertät, eigentlich unfassbar. Das war ja keine Phase, das war ja mein Charakter“, hangelte sich Felix Brummer 2012, damals in seinen frühen 20ern, sprechsingend von Wort zu Wort. „Ritalin/Medikinet“ hieß der zugehörige Song, er befand sich auf dem Debütalbum seiner Band Kraftklub, wandte sich zurück an die von ADHS durchtriebene Jugend. Ebensolche Posen und Narrative, typisch für gerade aus ihren Teeniejahren Herausgewachsene. Die Texte der Chemnitzer ließen diese immer zu, boten individuelle … Weiterlesen

Soccer Mommy steht im Kölner Club Bumann und Sohn auf der Bühne.

Soccer Mommy, Bumann & Sohn Köln, 05.09.2022

„Thanks y’all“, murmelt Sophie Allison in den Raum hinein. Dann tritt sie zurück, so viel die provisorische Bühne erlaubt, lässt ihre rechte Hand gemeinsam mit ihrer linken einen Gitarrenchord entstehen, füllt das, wo vorher Stille war. Ihre Band – gemeinsam bilden sie die Live-Inkarnation des Projektes Soccer Mommy – setzt ein, fügt verspielte Melodien bei, gibt den lebenswichtigen Takt. Allison dann tritt wieder nach vorne, ihre Stimme schallt aus den Boxen. Klarer als Gletscherwasser. Zum Schluss bäumt sich jegliches Instrumentarium … Weiterlesen