Dieses Jahr hatte es in sich. Wenn ich in den vergangenen Jahren geschrieben habe, dass das Jahr nur so verflogen ist, weiß ich nicht, welches Verb oder Adjektiv auf 2020 zutreffen würde. Zu Beginn des Jahres hat wohl niemand mit solchen prägenden Veränderungen und Erfahrungen gerechnet. Und jeder hat diese Zeit anders wahrgenommen, mit den eigenen Höhen und Tiefen. Umso schöner ist es, dass gerade 2020 tolle Musik veröffentlicht wurde. Musik, die mal zum Weinen und zum Lachen angeregt hat, die Mut gemacht und uns gestärkt hat. Und wenn ich mir die Künstler:innen anschaue, die ich in diesem Jahr besonders häufig gehört habe, fällt mir vor allem auf, dass die Themen Mental Health, Selbstliebe und Achtsamkeit immer wieder aufgegriffen werden. Thematiken, die in der heutigen Zeit wohl wichtiger denn je sind. Und bei denen es schön ist, dass die Musiker:innen den Mut gefunden haben über diese zu schreiben sowie zu singen. 2020 wird wohl jeden von uns prägend verändert haben. Nicht zu missachten sollten aber die kleinen, schönen Momente und Songs sein sowie die Stärke, die wir alle dazu gewonnen haben. Welche Musik mich durch das Jahr begleitet hat, was meine Highlights waren und welche Künstler mich in diesem Jahr am meisten enttäuscht haben, erfährt man nun im Folgenden:
Meine liebsten Alben 2020
10. Lea – Treppenhaus
„Ich hör’ mich Sachen sagen, die ich gar nicht so mein’/ Fragst mich, ob’s mir gut geht, ich sag’ ja und denk’ nein/ Bin wütend auf mich und fühl’ mich so mies/ Wenn wir wieder streiten, bis einer weint/ Dann knall’ ich die Tür, bin manchmal viel zu gemein/ Anstatt dir zu sagen, dass ich dich lieb’“
Was die Musik von Lea angeht, stoße ich in meinem Umfeld ziemlich oft auf Unverständnis. Generell habe ich des Öfteren das Bedürfnis, mich für deutsche Künstler:innen einsetzen zu müssen, weil sie immer so schnell verurteilt und heruntergemacht werden. Dass hinter jedem Künstler und jeder Künstlerin aber auch viel Arbeit steckt, sie viel Liebe und Herzblut in ihre Projekte packen, wird oft einfach nicht gesehen. Ich mag die Musik von Lea sehr gerne. Gerade, weil sie ehrliche Texte schreibt. In die man sich gut hineinversetzen kann. Sie ist für mich unglaublich authentisch und charismatisch. Besonders an ihrer Stimme ist vor allem der Wechsel zwischen zarten, zerbrechlichen Parts und dann wieder sehr harmonischen, kräftigen Teilen. „Treppenhaus“ beinhaltet dahingehend sehr schöne Tracks, bei denen Lea ein bisschen wie das Mädchen von nebenan daherkommt. Tatsächlich haben mir auf dem Album dieses Mal nicht alle Songs zugesagt, aber die, die mir zusagen, sind besonders gut. Wenn man sich drauf einlässt. (Review dazu hier)
Meine Lieblingssongs des Albums: Okay, Kaputt, Treppenhaus, Das Leben
9. Shawn Mendes – Wonder
“Look up at the stars, they’re like pieces of art/ Floating above the ground/ You know we could fly so far, the universe is ours/ And I’m not gonna let you down”
Auf seinem vierten Studioalbum „Wonder“ wird Sänger Shawn Mendes ziemlich romantisch und thematisiert größtenteils die Beziehung zum ehemaligen Fifth Harmony-Mitglied Camila Cabello. Allerdings sind die Songs des Albums keine reinen Liebesbekundungen, sondern sehr facettenreich kreiert. Shawn Mendes schreibt über seine Ängste, Freiheit, Liebe und das Leben. Im Vordergrund seine tolle Stimme, die einmal mehr sein großes Talent untermalt. Ein gelungenes Album, dass deutlich erwachsener als die Vorgänger klingt, sich viel mehr auf das Wesentliche beruft und viele schöne Momente beinhaltet.
Meine Lieblingssongs des Albums: Wonder, Always Been You, Look Up At The Stars
8. 5 Seconds Of Summer – Calm
“Shout out to the old me and everything you showed me/ Glad you didn’t listen when the world was trying to slow me/ No one could control me, left my lovers lonely/ Had to fuck it up before I really got to know me, eh-eh/ All of the mistakes I made, I made, I made, I made/ Whatever the price I paid, I paid, I paid, I paid/ Shout out to the old me and everything you showed me/ Had to fuck it up before I let you get to know me”
5 Seconds Of Summer habe ich anfänglich absolut unterschätzt. Als ich 2018 ihr Album „Youngblood“ rezensieren wollte, dachte ich noch, dass es sich dabei einfach um noch eine Boyband handelt. So im One Direction Style. Dass das im Grunde so gar nicht zutrifft, habe ich allerdings ziemlich schnell gemerkt. 5SOS machen definitiv keinen Boyband-Pop, sondern eine ziemlich gute Mischung aus Rock und Pop. Dies manifestieren sie auf ihrem vierten Studioalbum „Calm“, welches wahnsinnig abwechslungsreich und energetisch daherkommt. Ich liebe die Art, wie die vier Jungs Musik machen und empfinde die Songs auf „Calm“ als absolute Ohrwürmer. Gerade Sänger Luke Hemmings haucht dem Ganzen etwas ganz Einzigartiges ein, dass die Band eindeutig von anderen Boybands abhebt. Schade, dass 5 Seconds Of Summer in der Musikwelt noch immer so unterschätzt werden! (Review dazu hier)
Meine Lieblingssongs des Albums: Teeth, Not In The Same Way, Old Me
7. Lennon Stella – Three. Two. One
“Sometimes, I wish I could do something stupid/ Be kinda reckless while I can/ Say I don’t give a damn/ But I’m older than I am/ I could get hurt and get some scars to prove it/ Just say to hell with all my plans/ ‘Cause I don’t give a damn/ But I’m older than I am”
In meinem letzten Jahresrückblick habe ich in der Rubrik „Mal wieder zu spät entdeckt“ von der Serie Nashville berichtet. Wie eine Serie, in der Musik primär im Vordergrund steht, so sehr an mir vorbei gehen konnte, frage ich mich bis heute. Noch witziger ist die Tatsache, dass ich Lennon Stella, eine der Hauptdarstellerinnen der Serie, bereits vorher schon einmal als Vorband von Anne Marie gesehen habe. Nun gut, Fehler passieren. Umso mehr habe ich mich aber mit meinem neugefundenen Wissen auf das Debütalbum der jungen Sängerin gefreut. Lennon Stella hat etwas unglaublich Sanftes und Einzigartiges in der Stimme, das einen vollkommen in den Bann zieht. Sie hebt sich mit den dreizehn Songs auf „Three. Two. One“ deutlich vom Mainstream ab. Und schafft damit ein super Debütalbum, von dem manche nur träumen können. Von Lennon Stella werden wir in Zukunft sicherlich noch sehr viel hören! (Review dazu hier)
Meine Lieblingssongs des Albums: Kissing Other People, Fear Of Being Alone, Older Than I Am
6. Nico Santos – Nico Santos
„No, I’m not gonna keep you from movin’ on/ I’ll just pick up the pieces and keep them close to my heart/ How can someone so close become so damn gone?/ You’re so gone. all we had is broken, drownin’ in an ocean/ Couldn’t hold us, couldn’t lift us up/ We should’ve been a lifetime, now you got a new life/ Nothin’s what it used to be/’Cause you forgot how to love me/ You forgot how to love me Nothin’s what it used to be/ ‘Cause you forgot how to love me”
Nico Santos ist in diesem Jahr meine absolute Neuentdeckung. 2017 habe ich ihn bereits beim 1 Live Popfestival gesehen und war irgendwie total unbeeindruckt von seinen Darbietungen. Vielleicht auch einfach, weil ihn niemand kannte und die Wetterumstände an diesem Tag furchtbar waren. Als ich dann sein Debütalbum “Streets Of Gold” 2018 rezensieren durfte, war ich wirklich positiv überrascht. Mit seinem zweiten Album „Nico Santos” hat der Sänger mich allerdings noch mehr abgeholt. Ich liebe seine Stimmfarbe, die gleichzeitig so einzigartig, aber auch international klingt. Meiner Meinung nach bringt Nico Santos eine gewisse Leichtigkeit und Frische mit in den Pop, die in den letzten Jahren bei vielen ziemlich oft flöten gegangen ist. Zudem finde ich es grandios, wie kreativ und lyrisch versiert er arbeitet. Kein Wunder, dass er in der Vergangenheit schon für so viele andere Texte geschrieben hat. Wirklich ein grandioses Album! (Review dazu hier)
Meine Lieblingssongs des Albums: Better, Low on Love, Like I Love You, Forgot How To Love Me
5. Vona – 92
„Erst kommt die Zeit, da wird plötzlich alles leicht/ Und dann werden wir uns wiederseh’n/ Wenn du lebst (Und wenn du lebst)/ Dann glaub’ ich daran, dass auch noch Wunder gescheh’n / Erst kommt die Zeit, da wird plötzlich alles leicht/ Und dann werden wir uns wiederseh’n“
Mit „92“ hat Vona in diesem Jahr sein zweites Album veröffentlicht, das wie sein Erstling einfach nur gelungen ist. Ich mag die Leichtigkeit, mit der Vona seine Emotionen transportiert. Man merkt auf jedem einzelnen Track, dass er total viel Spaß an der Musik hat und viel Liebe ins Detail steckt. Gerade die Mischung aus catchy Songs und Liedern, die sehr ernst und auch mal traurig sind, macht das Album so gut. Bereits sein Debütalbum habe ich rauf und runter gehört – bei „92“ war das in diesem Jahr nicht anders. Vona besitzt einen großen Wiedererkennungswert, den man definitiv nicht unterschätzen sollte. (Review dazu hier)
Meine Lieblingssongs des Albums: Baby, Lange her, Ich und Du, Herzbube, Marie
4. Lauv – How I’m feeling
“Modern loneliness /We’re never alone, but always depressed, yeah / Love my friends to death/ But I never call and I never text ’em/ Yeah, you get what you give and you give what you get, so/ Modern loneliness/ We love to get high, but we don’t know how to come down”
Zu Recht habe ich im März geschrieben, dass Lauvs Debütalbum „How I´m feeling“ eines der besten Pop-Alben des Jahres ist (gut, zu dem Zeitpunkt vielleicht sogar das Beste). Der Sänger hat bereits mit seiner Playlist „I Met You When I Was 18“ den Geist der Zeit getroffen und unheimlich gute Songs kreiert. Auf „How I´m feeling“ geht er einen Schritt weiter und öffnet sich Themen, die in unserer Gesellschaft noch immer viel zu oft unter den Tisch gekehrt werden. Lauv betitelt auf seinem Album seine Depressionen. Seine Ängste und Gefühle diesbezüglich, seine Unsicherheiten und den langen Weg bis hin zur Erkenntnis sowie Selbstreflexion. All dies verpackt er so gekonnt und geschickt in Lyrics, die ehrlicher und authentischer nicht sein könnten. Er nimmt die Hörer:innen mit auf eine Reise, die mutiger nicht sein könnte. Seine einfühlsamen Texte, gepaart mit seiner tollen Stimme, schaffen tollen Gesamtwerke. Lauv schafft mehr als nur irgendwelche Pop-Songs und somit ein stimmiges und einzigartiges Album. Endlich mal jemand, der seine Stimme wirklich nutzt. (Review dazu hier)
Meine Lieblingssongs des Albums: Feelings, Changes, Sad Forever, Modern Loneliness
3. Hurts – Faith
„ But in your darkest hour /I will light the way/I will help you cope/Through the hardest days/When it all breaks down/I will keep you safe /In your darkest hour /I will light the way / In your darkest hour /I will light the way / I will help you cope/ Through the hardest days/ When it all breaks down/ I’ll keep you safe / In your darkest hour /I will light the way”
Ich muss gestehen, dass ich mich zeitweise schon darauf eingestellt habe, dass Hurts in diesem Jahr ihre Trennung bekannt geben. Nicht etwa, weil ich das gerne gehabt hätte, sondern einfach, weil es über zwei Jahre sehr still um das Duo geworden ist. Umso mehr habe ich mich gefreut, als Hurts endlich ihr neues und fünftes Studioalbum „Faith“ veröffentlicht haben. „Faith“ verkörpert für mich eines der besten Alben Hurts und kommt ganz nah an ihre ersten beiden Alben heran. Die letzten Jahre scheinen für Theo Hutchcraft und Adam Anderson sehr schlimm gewesen zu sein. Wie Theo Hutchcraft anlässlich des Albums preisgab, befand er sich für eine lange Zeit in einer sehr dunklen, depressiven Phase. Die Musik war der Weg raus. Und das hört man auf den elf Tracks des Albums nur allzu deutlich. Altbekannt sind die Songs wieder sehr düster, behandeln tiefgründige und emotionale Themen. Ähnlich wie bei Lauv nehmen auch Hurts die Hörer:innen mit auf eine Reise durch ihre Gedankenwelt und lassen unverschont hinter die Kulissen blicken. Jeder Song trägt so einzigartig die Handschrift der Band. Hinter jedem Track merkt man die Kreativität der Beiden. Hurts sprechen Themen an, die so wichtig sind. Und obwohl sie sehr traurige, dunkle Phasen behandeln, kommt der Hoffnungsschimmer auf „Faith“ in keinster Weise zu kurz. Nicht ohne Grund eine meiner absoluten Lieblingsbands! (Review dazu hier)
Meine Lieblingssongs des Albums: Voices, All I Have To Give, Redemption, Darkest Hour
2. JoJo – Good To Know
“And when my friends ask how I’m doing/ I say, “I’m great now,” but the truth is I’m getting good at holding it in/ All my emotions, all my feelings/ But the more that I fight them, the bigger they seem/ What really kills me is all the small things”
Bei JoJo bin ich Fan der ersten Stunde und im Grunde mit ihrem Mega-Hit „Leave (Get Out)“ aufgewachsen. Ich habe ihre Karriere mitverfolgt durch unheimlich viele Höhen, aber auch die ganz großen Tiefs. Durfte mitverfolgen, wie JoJo sich nach ihrem Streit mit ihrem damaligen Plattenlabel wieder ihre Stimme erkämpft hat, wie sie sich zurück auf die Bühne gekämpft hat. „Good To Know” ist ihr zweites Album seit ihrer neu gewonnenen Unabhängigkeit und noch einmal deutlich besser als der Vorgänger „Mad Love“. JoJo schafft damit ein Album über ihre Reise zur Selbstliebe und Selbstakzeptanz, welches nur so vor guten Momenten strotzt. Sie schreibt sehr starke Lyrics, schreckt nicht vor ehrlichen Worten zurück und präsentiert sich immer wieder als selbstbewusste Persönlichkeit. Auf „Good To Know” reflektiert sie mehr denn je und zeigt einmal mehr ihre grandiose Stimme auf! (Review dazu hier)
Meine Lieblingssongs des Albums: Man, Small Things, Lonley Hearts, Think About You
1. Little Mix – Confetti
“Yeah, I know you’ve been losin’ the fight/ You been knocked down a million times/ Screamin’ out, you don’t know what to do/ That’s when I’ll be right next to you [..] I’ll be there with you /No matter what you’re going through/ I’ll be there with you / Anytime that you need me to / I’ll be there/ When there’s no one else around/ On your last breath callin’ out”
Mit ihrem letzten Studioalbum “LM5” haben Little Mix 2018 ihr bisher bestes Album veröffentlicht und eine deutliche Stil-Wandelung aufgezeigt. Weg vom Teenie-Pop, hin zu ernst zu nehmenden Pop-Songs mit ausdrucksstarken Texten. Gerade weil das letzte Album daher so unglaublich perfekt war, habe ich die Veröffentlichung ihres neuesten Albums „Confetti“ etwas zwiespältig betrachtet. Zu oft können Nachfolger-Alben nicht an die Größe des Vorgängers anknüpfen. Aber Little Mix wären nicht Little Mix, wenn sie nicht erneut einen großen Knaller schaffen könnten. Und das haben sie mit “Confetti” über alle Maße getan. Sie haben sich vom Image als Girlband freigemacht, eigene Texte geschrieben und ihre eigenen Stärken viel mehr tituliert. Stimmlich brillieren sie über alle Maße, schaffen Songs, die im Ohr bleiben und präsentieren vor allem ihre große Geheimwaffe: ihre Harmonien. Kein Song auf dem Album ist schlecht, jeder strahlt individuell für sich. Dabei haben Little Mix in diesem Jahr mit dem Album aus meiner Sicht thematisch voll ins Schwarze getroffen: die Wichtigkeit von Selbstliebe, Akzeptanz, Body Positivity und Empowerment. Viele Songs, die sich thematisch mit einer Trennung beschäftigen und doch eine ganz andere Message überbringen: die Liebe zu sich selber. (Review dazu hier)
Meine Lieblingssongs des Albums: My Love Won’t Let You Down, Breathe, A Mess (Happy 4 You), Gloves Up
Außerdem sehr gelungen:
- Halsey – Manic
- JoJo – December Baby
- Josh Savage – The Long Way Round
- Lauv – Without You EP
- Maxim – Grüne Papageien
Weitere Lieblingssongs:
Anne Marie – Birthday
Clueso – Aber ohne dich
Clueso – Flugmodus
Clueso – Sag mir was du willst
Clueso – Tanzen
Demi Lovato – I Love Me
Demi Lovato – Still Have Me
Demi Lovato feat Marshmello – OK Not To Be Okay
Dermot Kennedy – Giants
Ed Sheeran – Afterglow
Little Mix – No Time For Tears
Lukas Graham – Love Songs
Lukas Graham – Scars
Madeline Juno – Über Dich
Maël, Jonas & Nico Santos – Treat You Right
Maxim – Alter Freund
Maxim – Wie man loslässt
Medina – In And Out Of Love
One Republic – Didn’t I
One Republic – Lose Somebody
Sam Smith – Kids Again
Sofia Carson – Miss You More Than You Know
Wincent Weiss – So Gut
Lieblingskonzerte:
Diese Kategorie fällt 2020 wohl etwas karger aus als in den Jahren zuvor. Und doch hatte ich das Glück zumindest eine handvoll Konzerte besuchen zu dürfen. Zwei davon sogar noch vor der Pandemie, unter ganz normalen Bedingungen:
- Lennon Stella, Gloria Theater Köln, 17.02.2020
- Wincent Weiss, Lanxess Arena Köln, 21.06.2020
- One Republic, Palladium Köln, 04.03.2020
Musik im Fernsehen:
Früher gab es nichts besseres als Musikshows im Fernsehen zu sehen. The Dome, Top Of The Pops und wie sie nicht alle hießen. Heute sind solche Shows/Sendungen rar geworden. 2020 gab es aber besonders zwei Shows, die ich sehr gerne gesehen habe:
Sing meinen Song – das Tauschkonzert
In diesem Jahr hatte ich vor allem Spaß an der siebten Staffel von „Sing meinen Song“. Gerade die Mischung der Künstler:innen in diesem Jahr hat mich sehr überzeugt und jede Woche wie gebannt vor den Fernseher gezogen. Wie ich bereits schon erwähnte, ist Nico Santos meine Neuentdeckung des Jahres gewesen. Die Show hatte da auch einen gewissen Anteil dran. Es ist total faszinierend zu sehen, wie Nico Santos mit den Worten der anderen Künstler:innen spielt und die Songs komplett zu seinen eigenen macht. Die größte Überraschung war dieses Mal aber MoTrip. Ich hatte so einige Vorurteile gegenüber dem Rapper und wurde wirklich positiv überrascht. Ich empfinde MoTrips Texte als lyrisch super versiert und tiefgründig. Und auch die Art und Weise, wie er sich bei Sing meinen Song präsentiert hat, hat meine Vorurteile wie Staub zerfallen lassen. Auch Lea, Ilse DeLang und Max Giesinger konnten bei der Sendung sehr überzeugen.
The Voice of Germany 2020
Castingshows sind nicht mehr das, was sie mal waren. Und doch ist „The Voice Of Germany” das Beste, was dem deutschen Fernsehen passieren konnte. Es geht weder ums Aussehen oder tragische Geschichten, sondern viel mehr um Stimme und Talent. Die 10. Jubiläumsstaffel war dahingehend besonders gut. Ich mochte die Jury, bestehend aus Nico Santos, Rea Garvey, Samu Haber, Yvonne Catterfeld, Stefanie Kloß und Mark Forster sehr gerne. Auch die Talente haben überzeugen können. Vor allem gelungen war aber die Tatsache, dass alte Talente noch einmal die Chance bekommen haben teilzunehmen.
Wieder entdeckt:
Durch das Konzert im März habe ich in diesem Jahr die Musik von One Republic wieder für mich entdeckt. Es gibt Musik, die einen im Leben immer wieder begleitet und derer man sich doch gar nicht so bewusst ist. Auf dem Konzert hatte ich gefühlt bei jedem Song ein Aha-Erlebnis. Frei nach dem Motto: „Oh, den Song gibt es ja auch noch.“ Deswegen habe ich deutlich mehr Musik von One Republic gehört und auch gerade die neuen Singles in diesem Jahr verschlungen. Niemand vermag es solche Hymnen zu kreieren wie die Band. Wegen Corona konnte leider das für dieses Jahr angekündigte Studioalbum nicht veröffentlicht werden. Daher ist dieses schon mal ein großer Lichtblick für 2021!
Ebenfalls wieder entdeckt habe ich die Sängerin Medina. Früher habe ich Songs wie „Lonley“ und „You&I“ rauf und runter gehört. Dass es sich dabei aber nicht um gelegentliche One-Hit-Wonder handelt, musste ich jüngst feststellen und konnte mich dahingehend auch dem Rest der Musik von Medina endlich einmal widmen.
Comeback des Jahres
Als die NoAngels Popstars gewonnen haben, war ich gerade mal fünf Jahre alt und trotzdem gefühlt ihr größter Fan. Mein Zimmer war tapeziert mit NoAngels-Poster. Jeder, der wollte oder nicht, musste sich meine Choreo zu „Daylight In Your Eyes“ anschauen und jede Singleauskopplung war ein Druckmittel seitens meiner Mama, damit ich endlich mein Zimmer aufräume. Umso schöner war die Nachricht, dass es die Songs der NoAngels und auch die von Brosis endlich wieder auf Spotify gibt. Tagelang habe ich also in Erinnerung geschwelgt und meine alte „Daylight“ Choreo wieder aufleben lassen. Es gibt einfach Musik, die immer und immer wieder funktioniert.
Ein wirkliches Comeback des Jahres hat für mich Demi Lovato hingelegt. Vor zwei Jahren habe ich die Sängerin noch in der Lanxess-Arena gesehen und war super enttäuscht. Sie wirkte lustlos, alles viel zu viel inszeniert und ohne wirklichen Spaß dahinter. Wenige Monate später versuchte sie sich das Leben zu nehmen. Diese Phase scheint sie sehr gut weggesteckt zu haben und konnte so in diesem Jahr wieder zu altem Glanz zurückfinden. Sie hat sehr offen über ihre Depressionen gesprochen, diese in Texte verpackt und großartige neue Songs geschaffen. Besonders schön ist, wie sie ihre Fehler und Gedanken mit den Hörer:innen teilt und wie mutig sie über ihre eigene Geschichte spricht.
Abschied
Kein richtiger Abschied, aber trotzdem einen sehr traurigen Moment 2020 verkörpert der Ausstieg von Jesy Nelson aus Little Mix. Erst im vergangenen Jahr veröffentlichte die Britin eine Doku bei BBC, in der sie ehrlich über ihre Depressionen sprach. Gerade die Tatsache, dass sie in einer Girlband sei, stellte sie damals schon als sehr schwierig heraus. Zu viel Druck, zu viele verschiedene Meinungen und Urteile über sie sowie zu viele Hass-Kommentare. Trotzdem war Jesy neun Jahre lang Teil der Band. In den letzten Monaten zeichnete sich ein Ausstieg immer mehr ab, da Jesy an keiner Show mehr teilnahm und Little Mix immer nur noch zu dritt zu sehen waren. Auch bei der Promo zum neuen Album „Confetti“ beteiligte sich Jesy nicht. Mit der finalen Verkündung ihres Ausstieges konnte man also schon rechnen. Und ich persönlich finde ihre Entscheidung gut. Man sollte immer auf sich selber schauen und das tun, was für einen persönlich richtig ist. Wenn sie sich neun Jahre lang mit Antidepressiva und starken Depressionen durchgekämpft hat, ist es nun vielleicht an der Zeit einen Schritt zurückzutreten und zu heilen. Schade ist es denn noch, denn Jesy gehört einfach zu Little Mix. Ob die anderen drei Mitglieder ohne sie noch lange weitermachen können, ist fraglich. Hoffentlich erreicht sie nicht der Bandfluch, dass nach einem Ausstieg und einem Album ohne den Aussteiger/die Aussteigerin alles vorbei ist.
Enttäuschung des Jahres:
- Justin Bieber – Changes
Zum Schluss dieses Jahres bleibt wohl nur noch der sehr passende Weihnachtssong von Hurts „All I Want For Christmas Is New Year’s Day“ zu zitieren: „I’m singing Goodbye to the year before/ I know that the next one will be different – soo much more.”
Die Bildrechte liegen bei Four Music (Sony Music), Universal Music, Interscope (Universal Music), Records Label / Columbia, Chimperator Productions, Lauv, Lento-Records, Warner Music Group und Sony Music.
Die Rechte des Konzertbildes liegen bei Alina Hasky.
Die Rechte der Beitragsbildcover liegen bei Frisbee Records (Kytes), Beton Klunker Tonträger (Blond), Jkp (Antilopen Gang), Universal Music (Dua Lipa), Eklat Tonträger (K.I.Z), Bmg Rights Management (Dance Gavin Dance, Kvelertak), SO Recordings (Enter Shikari), Warner Music (Provinz, Hayley Williams), Smi Col (Bury Tomorrow), The Orchard (Hurts), No Sleep Records (Hot Mulligan), Epitaph (Touche Amore), Sony Music (Little Mix, Zugezogen Maskulin).
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