Uff, 2024 war ganz schön herausfordernd, oder? Ich habe so viele Leute im Umkreis, die dieses Jahr dermaßen viel gestruggelt haben und krasse Lebensveränderungen hinnehmen mussten. Das hat sehr viel Energie gekostet. Ich zum Beispiel muss leider meinen sehr geliebten Job aufgeben, der nächste winkt mir aber schon erwartungsvoll zu. Tür zu, Tür auf – ihr wisst schon. An Aufgaben wächst man, aber es kostet immer wieder Mut und Durchhaltevermögen.
Sowieso danke ich natürlich den Süßmäusen von minutenmusik, die ich immer wieder gerne sehe, mit ihnen gerne diskutiere und sie einfach nur wunderbar sind! Möge für uns alle 2025 auch ein bisschen Entspannung bereithalten. Das hier ist mein 67. Artikel 2024 auf dieser iconic Website.
Liebe geht an dich raus! Du, die oder der das gerade liest! Möge es dir gut gehen! Mein Jahresrückblick startet jetzt:
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Kategorie 1 – Lieblingssongs:
Ich habe mich mit Musik wahrscheinlich noch nie so schwergetan wie dieses Jahr. Ich habe wirklich immer wieder reflektiert und geguckt, welche Songs ich wirklich mag. Und es waren so wahnsinnig wenige. Die Masse an Singles, die permanent rauskommt, überfährt mich. Ich habe nicht mal mehr die Energie, in alle wichtigen Neuveröffentlichungen meines Release Radars bei Spotify zu hören, weil mich das meiste so unglaublich langweilt. Allerdings habe ich dieses Jahr eine Studie gelesen, die zeigt, dass man ab 30 sowieso kaum noch neue Musik wirklich feiert. Das fühlt sich irgendwie voll sad an. Aber ist ja nicht so, dass ich mir keine Mühe gebe. 10 Titel, die mich begleitet haben, habe ich dennoch gefunden – und 5, bei denen mir so manche Auffälligkeit ganz besonders missfällt:
10) Naiv // Marie Reim:
Ich habe glücklicherweise vor einiger Zeit aufgehört, mich für irgendwas zu schämen – somit: Was soll’s, ich starte diesen Jahresrückblick mit einem Schlager. Ja, es ist, wie es ist. Auch wenn Marie Reim beim deutschen Vorentscheid zum Eurovision 2024 nicht meine Favoritin war und ich zum wiederholten Male Ryk die Daumen gedrückt habe, so ist “Naiv” einfach dieser typische Ohrwurm. Der, bei dem man weiß, dass das jetzt wirklich kein überragendes, kreatives Lied ist, es einen aber irgendwie packt und man sich beim Mitsingen so gut fühlt. Ja, komm, ich find’s geil, isso.
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09) Danke Gut // Mine feat. Mauli & ffortissibros:
Letztes Jahr gab es für Mine die glasklare Nummer 1 mit ihrem viel, viel, viel zu krassen “Ich weiß es nicht”. Könnte ich eigentlich sogar dieses Jahr auf denselben Platz setzen, weil es mich immer noch so bewegt wie 2023. Doch ich halte mich ja zwanghaft an meine selbst gesetzten Spielregeln. Mit “Danke Gut” gab es schließlich keine viel schlechtere Single, die man unbedingt (!) mit dem Intro des wundervollen ffortissibros-Chors anhören sollte. Starker Text und außergewöhnliche Umschreibungen.
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08) The Emptiness Machine // Linkin Park:
Darauf, dass Linkin Park mit neuer Sängerin gut abgehen, hätte man keine Millionen gesetzt. Aber Emily Armstrong ballert besonders in der Leadsingle “The Emptiness Machine” einfach mit dermaßen viel Power und Emotion, dass völlig zurecht endlich mal wieder eine Rocksingle die Chartspitze erklimmen durfte. Uplifting, befreiend, pushend. Schade, dass dem Ganzen auf Albumlänge dann doch die Ideen-Puste ausgeht.
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07) Liebe ist kein Einzelfall // Marcella Rockefeller:
Marcella, was ist denn jetzt mitm Album? Ich warte! In der Zwischenzeit höre ich aber mit voller Begeisterung diese intime Ballade, die ganz viel Rosenstolz-Atmo atmet, die wirklich fantastisch zu Marcellas Figur und ihrer Stimme passt und bei der die Hoffnung auf die nächste große Liebe niemals stirbt.
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06) Bauch Beine Po // Shirin David:
Zugegeben: Ist ein kontroverser Song. Aber auch nicht zum ersten Mal bei Shirin David. Generell auch nicht zum ersten Mal im Deutsch-Rap. Für mich ist “Bauch Beine Po” einfach ein richtiger Gute-Laune-Banger mit Sommerfeeling, eingebettet in einen catchy 90s-Dance-Beat. Eine Kombination, die ich nicht immer brauche, aber wenn sie da ist, sehr genieße. Und wenn er läuft, dann natürlich mit Attitude.
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05) Espresso // Sabrina Carpenter:
Einer meiner allerliebsten Trash-Pop-Songs ever ist “Boys” von Sabrina Salerno aus den 80s. Und irgendwie hatte ich bei “Espresso” sofort diesen Vibe. Was ein cooler, lasziver, feministischer, sanft flutschender Hit, der wirklich komplett zurecht von allen Seiten abgefeiert wurde. Übrigens ganz klar der hartnäckigste Ohrwurm 2024. Album finde ich by the way ganz nett, aber nicht mehr.
04) Teresa & Maria // alyona alyona & Jerry Heil:
Dass die Ukraine beim ESC immer abliefert, ist kein Geheimnis. Aber für mich ist mit dem Beitrag aus 2024 ein neues Level freigespielt. Bühnenperformance: Revolution. Schier atemberaubend. Song: Anders, modern, hookig. alyona alyona & Jerry Heil hätten in anderen Jahren easy gewonnen.
03) Disease // Lady Gaga:
Wenn Lady Gaga mit zwei Singles zurückkommt, überlege ich auch mal länger, welcher in meinem Jahresranking landen darf. “Die With A Smile” hätte es genauso sein können. Am Ende gewinnt für mich aber dieses leider kommerziell nicht funktionierende Spektakel, das viele Gaga-Epochen gekonnt miteinander verbindet und alles mitbringt, was es für einen richtig fetten Song braucht. Das ist sensationell produziert, überragend gesungen und ein Konglomerat aus Neu und Alt. Love it! Bitte genau so ein Album in 2025, danki.
02) We Will Rave // Kaleen:
Auch wenn im Gesamtpaket die Ukraine mein Lieblingsact beim ESC 2024 war, so darf Österreich zum wiederholten Male den vordersten Platz meiner Lieblings-ESC-Songs belegen. Mit Erschrecken durfte man am Ende feststellen, dass es für Kaleen nur einen vorletzten Platz im Finale gab, aber die Studioversion reißt einfach ab. Gnadenlos. Wann klang Eurodance zuletzt so kompromisslos? Ich erinnere mich nicht mehr, aber ich weiß, dass “We Will Rave” einfach ein Brett ist.
01) Pink Pony Club // Chappell Roan:
Eine Hymne. Ein liedgewordener Safe Space für die, die allen Mut zusammennehmen und für sich selbst einstehen wollen. Für die, die eingefahrene Muster in der Vorstadt oder der Familie aufbrechen mögen und fühlen, dass sie für Größeres bestimmt sind. “Pink Pony Club” ist kein Song, “Pink Pony Club” ist ein Lebensgefühl. Auch wenn Chappell Roan bereits 2020 die Nummer veröffentlicht hat, es ist mir so egal, schließlich war der Chartentry überall erst 2024, weil wir sie nun finally auf dem Schirm haben. Und sobald sie nach NRW kommt, werde ich zu diesem Lied tanzen. Und es wird sich wie eine Bestätigung für so viele tapfere Aktionen anfühlen.
Nicht-So-Lieblingssongs:
05) Houdini // Eminem:
“Guess who’s back, back again” – ach, cool! “Without Me” von Eminem läuft im Radio? Ach nee, doch nicht. Ist “Houdini”. Die Kopie von der Kopie von der Kopie. Wenn der einst größte Rapper der Welt mit solch einer underwhelming Single um die Ecke kommt, die nur Erfolg einfährt, weil sie so vertraut klingt, aber eigentlich nichts Neues zu sagen hat, ist das einfach Quark. Da bin ich eindeutig Anti-Ü30-Crowd, von der so viele wieder auf den Zug aufsprangen – ich zeige Em lieber den von ihm gern benutzten Stinkefinger.
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04) Guess // Charli xcx feat. Billie Eilish:
Ein Protest meinerseits. Eine etwas provokante Platzierung, aber Leute: Warum? Wird? Charli xcx? So? Abgefeiert? Warum? I really, really, really don’t get it. Ich habe es probiert, sogar mehrfach. Ich wollte so sehr “Brat” mögen, aber ich tue es nicht. Wirklich gar nicht. Ein Album, das klingt wie eine Ansammlung von irgendwelchen random Sounds. Wie nicht fertiggestellte Demos. Und “Guess” ist übelst nervtötend, wird der Shit noch durch schnarchi Billie–Eilish-ASMR-Flüster-Gelüsten “auf”-gewertet. Nee, geht einfach nicht, fuckt mich ab. Overrated des Todes.
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03) Pa aufs Maul // Stefan Raab feat. Sido & Ski Aggu:
Das Comeback von Stefan Raab zeigt, dass sich in unserer Gesellschaft eben doch Dinge verändern. Dass Humor anders funktioniert, dass Mobbing und Queerfeindlichkeit 2024 dankenswerterweise kaum noch geduldet werden – und “Pa aufs Maul” so unlustig ist, wie es nur sein kann. Tatsächlich bin ich sehr gespannt, wie das Stefan–Raab–ESC-Comeback im kommenden Frühjahr funktioniert, dahingehend sehe ich nämlich durchaus Potenzial. Aber der Boxkampf und die neue Sendung sowie dieser wahnsinnig peinliche Song gehören alle gemeinsam zu den fettesten Flops des Jahres. Period.
02) Woman’s World // Katy Perry:
Eigentlich fand ich Katy Perry schon immer blöd. Vielleicht mochte ich “I Kissed A Girl” für zwei Wochen damals. Seitdem gab es in 16 Jahren maximal fünf Songs, die ich mochte. Aber wirklich maximal. An “Woman’s World” erkennt man, dass viel Erfolg keinesfalls auch viel Verstand bedeutet oder eine sehr reiche Frau gleichzeitig auch feministisch ist. “Woman’s World” wirkt wie eine Parodie, die leider keine ist. Der Song allein ist einfach billo, aber in Kombination mit dem Video ist das eine Schande.
01) Liebe auf der Rückbank // FiNCH x Tream:
Ich höre sehr gerne den Kurt–Krömer-Podcast “Feelings”. FiNCH war der erste Gast, bei dem ich mir permanent gewünscht habe, dass das Gespräch endet. Mir geht diese prollige, von mir aus auch nur gespielte Dummheit so heftig auf den Senkel, dass ich es einfach nicht mehr ertrage. Ist das jetzt eigentlich schon Ballermann-Schlager? Ja, oder? Jedenfalls triggert es in mir alle Poren an Aggression, die ich so besitze. Sind nicht viele, aber sie fühlen sich nach vielen an. Das ist so beschissen schlecht, dass es leider nicht wieder gut ist. Reicht jetzt auch mal mit dieser Form der Musikunterhaltung.
Kategorie 2 – Lieblingsalben:
Eine Mammutaufgabe: Ich mochte einfach viel zu wenig Alben dieses Jahr, um eine faire Top 10 zusammenzubasteln. Ein paar fand ich ganz nett, manche gut, einiges mittelmäßig, sehr viel total enttäuschend. Somit war die Flop 5 wiederum richtig easy. In einem regulären Jahr wären die hinteren Plätze meiner Top 10 dort gar nicht gelandet, but well. It is what it is. Besonders auffällig ist, dass mich viele der Alben, die in den meisten Kritikerlisten so richtig abgefeiert werden, wirklich null begeistert haben. Doch starten wir jetzt endlich, genug Geblubber:
10) The Greatest Love // London Grammar:
Bei London Grammar ist auch eine kleine Enttäuschung schon für mich ein Desaster. Das erste Album der Band ist für mich das beste Album des vergangenen Jahrzehnts, das zweite Album immer noch extrem gut. Das letzte fand ich dann schon nur noch gut – und als ob man eine Treppe hinabläuft, ist Album Nr. 4 nur noch mittelmäßig. Ein wenig ist der Zauber verflogen, es fehlt an Eindringlichkeit. Nichtsdestotrotz hat “The Greatest Love” eine Hand voll wundervoller Songs zu bieten, die mich da kriegen, wo sie mich kriegen müssen. Allen voran das starke “You and I”.
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09) Cowboy Carter // Beyoncé:
Nach dem kaum besser zu machenden Disco-Overload “Renaissance” hält auch Beyoncé nicht mehr das Niveau, was sie sich selbst vorgelegt hat. Aber: Das ist in dem Fall voll ok, weil sie immer (!) ein Wagnis eingeht. Jedes Album hat ein Konzept, und “Cowboy Carter” hat einfach mit viel Country per se nicht bei mir die besten Karten, ist es halt nicht mein Genre. Dennoch sind Songs wie “Daughter” oder auch das tolle Duett mit Miley Cyrus “Most II Wanted” Lieder, die auch in einigen Jahren noch gehen. Und “Texas Hold ‘Em” scheint ja die breite Masse sogar richtig gecatcht zu haben. Fair enough.
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08) Cape Forestier // Angus & Julia Stone:
Angus & Julia Stone höre ich in erster Linie der Atmosphäre wegen. Das ist einfach wohlig und warm. Der spezielle Klang, den das australische Geschwisterpaar kreiert, tut mir echt gut. Auch wenn “Cape Forestier” nicht mit den überragenden LPs vergangener Tage mithalten kann, so ist es wieder eines dieser Alben, die man anmacht und sich eben anders fühlt, als die Minute zuvor. Das reicht in dem Falle.
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07) Ende nie // Wanda:
Auch wenn sich Wanda zwischenzeitlich verloren haben, so sind sie seit ihrem letzten Album wieder in der richtigen Bahn. Mit “Ende nie” liegt nun das erste Werk nach dem Tod eines Bandmitglieds vor, was also eine Zäsur darstellt. Vieles ist poppiger, manches aber so voller Wiener Schmäh, dass man es nur lieben kann. Mochte ich damals, mag ich heute, mag ich sicher auch noch nächstes Jahr. Schlichtweg eine gute Band.
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06) Grown Up // Mina Richman:
Meine persönliche Entdeckung 2024. Mina Richman trat Anfang des Jahres als Support bei Tristan Brusch auf und hat wirklich innerhalb weniger Sekunden musikalisch überzeugt, anschließend durch gute Ansprachen dann nochmal persönlich. Völlig zurecht gewann ihr so cooles, lockeres und international klingendes Debüt den popNRW-Preis – und seit unserem gemeinsamen Interview bin ich eh absoluter Fan. Tolle Person, tolle Song, gimme more.
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05) Berq // Berq:
An Berq kam man in den vergangenen zwölf Monaten äußerst schwer vorbei. “Rote Flaggen” war schon großes Kino, aber das Debüt ist nochmal charakteristischer. Mehr Eigenwilligkeit, was ich sehr mag. Das ist geheimnisvoll, ein wenig Teenage Angst, Pathos, Kitsch und echt spannend anzuhören. Verdienter Erfolg.
04) The Rise And Fall Of A Midwest Princess // Chappell Roan:
Wenn die Grammys ein 2023 erschienenes Album noch in die nächste Runde voten, dann kann ich das auch. Chappell Roan haben die Allermeisten eben verschlafen – gut Ding will Weile haben. Dann hören wir halt alle erst mit ein wenig Verspätung dieses quirlige, mutige Potpourri aus campy Pop, catchy Dance, aber vor allen Dingen tollem Gesang und einer ikonischen Person. Queerness next Generation, dafür bin ich hier.
03) You Still Got Me // Beth Hart:
She still gots me. Beth Hart ist einfach zu heftig. Immer noch. Zum wiederholten Male gibt es auf Albumlänge wenig Gefälligkeit, dafür um so mehr Musikalität. “You Still Got Me” ist kein Longplayer, der durch Hits hervorsticht, dafür aber durch Skills. Das zählt für mich final dann doch ein wenig mehr. Gesanglich sowieso – wenig überraschend – mal wieder die eindeutige Gewinnerin.
02) R/H/1 // Revolverheld:
Ja, I know. Das ist nun äußerst irritierend. Wie kann denn eine Revolverheld-Platte so hoch landen? Die meisten Alben der Band fand ich immer ganz in Ordnung – aber das besondere Konzept hinter “R/H/1”, viel mehr noch aber der Stilbruch und die ambitionierte Umsetzung haben mich richtig überzeugt. “R/H/1” wurde nicht regulär veröffentlicht, sondern lediglich auf Liveshows Anfang des Jahres gespielt. Wer ein Konzertticket hatte, bekam nach der Show das Album als Download, LP und CD mit nach Hause. Und tatsächlich haben sich Johannes und seine Jungs getraut, Musik so zu machen, wie sie es eben tun, wenn niemand groß draufschaut. Viel rockiger, viel kantiger, mit Shouting, depressiven Texten und ordentlich Wumms. Fand ich wahnsinnig gelungen.
01) Baum // Mine:
“Baum” von Mine ist anders. Es ist ziemlich kurz, mehrere Songs besitzen Intros oder Reprisen, manche wirken wie Fragmente. Aber das Gesamtbild ist einfach schön. Mine lässt tief in ihre Seele blicken, scheut vor Zurückweisung nicht zurück. Genregrenzen sind dafür da, um sie zu sprengen. Features werden nicht nach Erfolgsquote herausgesucht, sondern nach Talent. Bravo.
Nicht-So-Lieblingsalben:
05) Radical Optimism // Dua Lipa:
Ich möchte weinen, währenddessen ich das schreibe. Noch immer belegt Dua Lipa und ihr Album “Future Nostalgia” den Platz 1 der besten Alben des Jahrzehnts für mich. Es hatte einfach alles und davon die doppelte Menge. Ich wusste, dass das Spektakel nicht wiederholt werden kann. Aber dass man am Ende dermaßen low liefert, hat mich dann doch schockiert. Ein Album, das in großen Teilen so beliebig ist, dass es schmerzt. Nichts ist wirklich schlecht, aber auch fast nichts wirklich gut. Und das ist ja eigentlich noch viel schlimmer.
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04) Hit Me Hard And Soft // Billie Eilish:
Billie, ich kann das nicht mehr. Du hast doch mal so geile Musik gemacht. Warum zur Hölle underwhelmst du mich nun nur noch? Schon “Happier Than Ever” war so komatös, dass ich es kaum zwei komplette Durchläufe aushielt. “Hit Me Hard And Soft” ist vielleicht einen Ticken besser, aber im Kern dennoch der gleiche ASMR-Murks, bei dem es entschieden an Inspiration fehlt. Das ist einfach so sterbenslangweilig.
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03) Saviors // Green Day:
Green Day liefern nach vier Jahren ihre nächste Platte und spielen so auf Nummer sicher, dass man nach dem Hören auf die Verpackung schaut, ob man überhaupt wirklich ein neues Album gekauft hat. Wir lieben doch alle das alte Zeugs. Wir kennen das alte Zeugs doch alle so gut. Es braucht wirklich keinen Abklatsch. Noch weniger noch einen Abklatsch. Und auch keinen dritten. “Saviors” ist ein Copy and Paste, das so oft verwendet wurde, das die Hälfte irgendwo im WWW hängengeblieben und verschollen ist.
02) Off // Alligatoah:
Steht “Off” eigentlich für “Fuck Off”? Jetzt mal ganz im Ernst: Alligatoah, bitte komm mal wieder ein bisschen runter. Bitte besinne dich auf das, was du doch eigentlich kannst. Selten habe ich von einem Act mal so viel gehalten und war dann so voller Wut, weil der Höhenflug anscheinend alles andere als gut getan hat. “Off” wirkt so konstruiert edgy, dass es eben exakt zero edgy ist. Es ist komplett cringe. Cover in Metal? Gab’s auch noch nie. Ein Song in dem Stil wäre mehr als genug gewesen, aber nein. Der Künstler steht vorm Spiegel und bekommt anscheinend von seinem Antlitz eine Erektion, anders kann man dieses Rumgezeter mit so wenig Street-Credibility nicht erklären.
01) Slut Pop Miami // Kim Petras:
Ich war im Frühjahr bei Kim Petras auf dem Konzert in Köln und fand’s ganz ok. Besonders mochte ich den Block zu ihrem Sexkonzept-Album “Slut Pop”. Dass ich davon eine Fortsetzung brauche, habe ich aber nicht gesagt. Auf der ersten EP gab es sieben Tracks mit 15 Minuten Länge. Danach war alles gesagt. Wir hatten dann sämtliche Ideen, die eben ein paar Billo-Dance-Tracks mit extrem expliziten Porno-Lyrics hergeben, durchgekaut. “Slut Pop Miami” unterbietet die Qualität nicht nur um Längen, es zerreißt den lasziven Gedanken in der Luft. Und das mit T-Rex-Energie. Statt 15 Minuten, nun 24. Statt sieben Tracks nun zwölf. Keine einzige Minute ist musikalisch oder gesanglich oder textlich gut. Wirklich keine einzige. Das ist so unbeschreiblich schlecht produziert und komponiert, dass man sich als Zuhörer*in nicht ernstgenommen fühlt. Kim, wir haben es jetzt verstanden. Du bist voll die heiße Bitch, die gern bumst. Voll ok. Wir wissen das. Du musst es nicht zu jeder möglichen Minute kommunizieren, weil es sehr viele Menschen komplett gar nicht interessiert – und du ganz nebenbei dadurch ironischerweise richtig bieder und dämlich wirkst.
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Kategorie 3 – Konzerte:
Kommen wir nun zu den wirklichen Highlights 2024: Konzerte! Die waren gut! Und zwar sehr viele! 52 habe ich insgesamt besucht, bei vier Artists war ich jeweils zweimal. Darunter einige extrem große Acts, die ich schon ewig auf der To Do hatte, es aber nicht in die Top 10 geschafft haben (z.B. Stevie Nicks, Janet Jackson, Keane, 30 Seconds To Mars, Take That, AC/DC, Nickelback, Depeche Mode). Verpasst habe ich von den großen Hype-Sachen eigentlich nur Taylor Swift. Wer trotz starker Konkurrenz voll überzeugt oder auch voll nicht überzeugt hat, habe ich natürlich für euch vorbereitet:
10) Coldplay, Düsseldorf:
Ganz ehrlich: Gute Musik machen Coldplay schon über ein Jahrzehnt nicht mehr. Aber darum geht’s bei deren Konzerten quasi auch gar nicht. Das ist auf der einen Seite uncool, weswegen ich es auch nur auf Platz 10 setze – schließlich sollten Konzerte eben auch durch Musik bestechen. Andererseits ist aber die Show, die sich aus diesen wunderbaren Leuchtarmbändern (btw: Meins war kaputt und hat kein einziges Mal geblinkt), Feuerwerk und so vielem mehr zusammensetzt, wirklich sehr ergreifend und macht ein richtiges “Wir”-Gefühl. Ganz viele Leute auf einem Haufen, die gemeinsam etwas Schönes kreieren. Daran haben Chris Martin und die Jungs zwar außer mit schönen Classics wie “Fix You” oder “Yellow” wenig selbst gemacht, aber als Event war’s trotzdem geil.
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09) Pe Werner, Solingen:
Ich weiß, ihr langweilt euch schon. Immer diese Pe Werner. Aber was soll ich denn machen? Das Best-of-Programm der talentierten Liedermacherin ist einfach so wholesome, dass ich es auch nach dem fünften Mal immer noch so sehr liebe. Damit ist eigentlich schon alles gesagt. Ich hoffe, dass es auf ewig das “Von A nach Pe” gibt und ich auf ewig einmal im Jahr hinpilgern kann. Aktuell ist für 2025 keine einzige Show mit der Setlist angekündigt. Sad.
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08) Herbert Grönemeyer, Bochum:
Herbert Grönemeyer mit dem gerade 40 Jahre alt gewordenen “Bochum”-Album in Bochum. Das hätte legendär sein können. Und ja, es war natürlich richtig gut, allerdings fehlte mir besonders im Vergleich zum unfassbar krassen Dortmund-Konzert 2023 ein bisschen was. Die Fans waren gar nicht so laut, wie ich es mir gewünscht habe und das Stadion eben nicht auf Konzerte ausgelegt. Berührend war es dennoch.
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07) Tristan Brusch, Oberhausen:
Ich habe Tristan Brusch 2024 zum dritten (in Oberhausen) und vierten Mal (in Dortmund) gesehen und beide Shows hätten es verdient, hier zu landen. Dass er gleich dreimal mit dem “Am Wahn”-Longplayer auf Tour ging, hat den Livegigs richtig gut getan, wurden die gefühlt von mal zu mal besser. Am Ende habe ich mich aber für Oberhausen entschieden, weil das Ebertbad eine hervorragende Konzertlocation ist, das Publikum ganz, ganz leise war, Tristan “2006” gespielt hat und man 80 Minuten irgendwo anders war. Habe ich wirklich intensiv gefühlt.
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06) Mika, Bonn:
Mika ist einer meiner liebsten Acts seit seinem “Grace Kelly”-Durchbruch. Ich habe ihn auch vor Ewigkeiten schon zweimal live gesehen, leider war er dann nicht mehr in Deutschland und hat musikalisch auch in weiten Teilen nur noch Grütze geliefert. Somit bin ich mit gemischten Gefühlen zur Bonn-Show und hatte plötzlich aber das Gefühl von 2008 zurück: Ein wahnsinnig musikalischer, völlig überdrehter und ursympathischer Mensch mit zig Hits, die einfach nur Spaß machen. Uplifting. Da ist man mit viel besserer Laune heim als hin.
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05) Angus & Julia Stone, Köln:
Auch ein “Habe ich damals sehr geliebt”-Act: Angus & Julia Stone waren Begleiter und Begleiterin meines Studiums. Als ich sie mal im Palladium in Köln gesehen habe, war das musikalisch super gut, aber vor allen Dingen nicht das richtige Setting. Wie gut ist es, dass man für die erste Tour nach langer Zeit die Philharmonie gebucht hat – denn hier stimmte von der ersten bis zur letzten Sekunde quasi alles. Tolle Setlist, wunderwundervolles Licht, wahnsinnig guter Sound, stilvolles Bühnenbild. Das hätte auch noch zwei Stunden länger gehen dürfen.
04) Paolo Nutini, Dortmund:
Mein “Wenig erwartet, viel bekommen”-Konzerthighlight 2024, Teil 1 von 2: Leute, wie heftig krass ist denn bitte Paolo Nutini? Ich dachte bis zum Konzertbesuch immer, der macht halt so netten, hübschen Singer/Songwriter. Ich habe nämlich nach seinem Debütalbum aufgehört, ihn weiterzuverfolgen. Stattdessen gab es im FZW fast schon tripartige Zustände. Die Kombination aus Beats, Weltniveau-Vocals und psychotischen Videoeinspielungen macht den Künstler für mich zum besten männlichen Liveact 2024. Das war mal fett.
03) Annett Louisan, Dortmund:
Hach, Annett Louisan. Auch sie hat in meiner Top 10 eine Dauerplatzierung gebucht. Annett ist live eine komplett sichere Bank. Die ist wirklich immer immer immer sehr gut. Allerdings hat die Jubiläumstour zum Debütalbum “Bohème” für mich nochmal einen draufgesetzt. Besonders in Dortmund, als das Trio hinter ihr pausenlos gespielt, sie dazu sehr viele tiefberührende und persönliche Geschichten erzählt und Songs ausgewählt hat, die ihre Biografie widerspiegeln – das hat etwas mit mir gemacht. Das war einfach nochmal besser als die Jahre zuvor. Ihr Zusatzkonzert in Mülheim an der Ruhr war auch total schön, allerdings nicht ganz so konsequent im Ablauf wie Dortmund. Anyway, völlig unterschätzte Künstlerin. Immer schon.
02) Mine, Essen:
Dass Mine gut ist, jo, damit erzähle ich wohl keinem von euch etwas Neues. Aber dass sie es von Album zu Album, von Tour zu Tour schafft, immer noch ein wenig besser zu werden, ist insane. Zum Beginn der 2024-Rutsche in Essen gab es ein Clubkonzert in der Zeche Carl – rappelvoll, aber trotzdem sehr rücksichtsvoll und angenehm. Die Setlist baut völlig logisch auf, das Bühnenbild mit dem riesigen Baum war einfach schön und Mine angenehm aufgeregt. Dazu Nicola von Laing als Special Guest. Düsseldorf zum Ende der Tour hat das Niveau aufgrund der zu großen Location nicht mehr ganz gehalten. Ich bestell dann jetzt mal ein Ticket für die Orchester-Show nächsten Herbst.
01) Maria Mena, Köln:
Mein “Wenig erwartet, viel bekommen”-Konzerthighlight 2024, Teil 2 von 2: Ich habe wirklich mit sehr vielem gerechnet, aber nicht, dass ich das beste Konzert schon direkt im Januar sehe und dazu auch noch Maria Mena auf der Bühne steht und singt. Eine Künstlerin, die man wohl enorm wenig auf dem Schirm hat. Dabei war dieser kleine Auftritt im Gloria in Köln so außergewöhnlich, so anders und so überwältigend, dass es nahezu keine Möglichkeit gab, zu fliehen. Völlig egal, ob man die Songs vorab kannte oder nicht. Fast niemand hat im Publikum gesprochen, dafür hat sie Geschichten erzählt, in denen sie Herzen brach, ihr Herz gebrochen wurde, man sie böse hintergangen hat und für sie selbst zum Glück nach vielen Jahren Unzufriedenheit und voller Depression alles gut zu werden scheint. Als ob man sich mit Selbstzweifel mit einer guten Freundin abends auf die Couch setzt und sie einem eindringlich und nachvollziehbar klarmacht, dass die Welt so viel besser ist, wenn man zwei, drei Schrauben nur nochmal nachzieht und zwei verrostete entfernt. Ein Erlebnis, das ich nicht mehr vergesse.
Nicht-So-Lieblingskonzerte:
05) Jason Derulo, Bonn:
Das Beste am Konzert von Jason Derulo in Bonn: Seine Moves! Ohne Witz, tanzen kann er. Leider wirkt die Show aber sehr durchgetaktet, wahnsinnig unpersönlich und unterkühlt. Livegesang ist nur in Minimomenten, außerdem fehlt es dem Performer an Sympathie. Hat mich gerade noch ok unterhalten, aber gut war’s leider nicht.
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04) Lord Huron, Köln:
Mit riesigem Abstand die größte Live-Enttäuschung 2024: Lord Huron sind doch eine so musikalische Band. Und der Anfang klang auch nach richtig geilem Indie-Country-Rock, so wie man es sich vorab vorstellte. Doch dann wird plötzlich das Set krankheitsbedingt von 110 Minuten auf 60 gekürzt. Man kann darüber streiten, ob es cooler ist, 60 Minuten aufzutreten statt eine Show zu verschieben, aber in meinen Augen ist es nach sechs Jahren ohne Deutschland-Gig eher mies. On top war “The Night We Met” in großen Teilen nur vom Publikum gesungen. Schade. Ein Konzert, das extrem gut hätte werden können. Leider nur im Konjunktiv.
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03) Sasha, Bochum:
Ich mag Sasha. Wirklich jetzt. Ich habe ihn vor ein paar Jahren schon mal bei einem Corona-Gig in Bochum gesehen und fand das echt nett. Das große Problem an der Tour 2024: Das Konzept. Sorry, aber “This Is My Time: Die Show” mag eine nette Idee sein, allerdings mit einer völlig inkonsequenten Umsetzung. Ein bisschen Musical, ein bisschen Revue, ein bisschen “Ich bin der Geilste”, ein bisschen klassisches Konzert. Sehr viel unnötiger Mist, sehr wenig klassische Hits. Und locker 45 Minuten zu lang. Sahen viele so – selten habe ich gesehen, dass dermaßen große Massen an Menschen vorab gegangen sind. Damit hat sich niemand so richtig einen Gefallen getan.
02) Akon, Köln:
Ich gebe zu: Nein, ich habe nicht wirklich damit gerechnet, dass ein Akon-Konzert gut wird. Das war meinerseits ein reiner Neugier- und Nostalgie-Besuch. Allerdings ist das, was der 00er-Rapper da abzieht, schon arg trashig. Raps und Gesang sind fast zu 0% live. Sehr viele Songs werden je in einer Minute abgerissen, um auch bloß über 40 (!) spielen zu können. Stimmung war auch früher in jeder Großraum-Disse besser, allerdings hat sich Akon zumindest sehr Fan-nah gezeigt. Das ist mir aber entschieden zu wenig.
01) Alexander Marcus, Düsseldorf:
Man hätte es erahnen können, aber ich gebe allem gerne eine Chance: Alexander Marcus ist live leider richtiger Schrott. Komm, ich sag’s, wie es ist. Ich mag viele seiner Songs, der Humor ist echt witzig, die Videos teilweise auch. Aber live funktioniert das einfach nicht. Nach zehn Minuten ist das gesamte Konzert auserzählt. Es gibt keine Abwechslung fürs Auge, viel zu wenig Interaktion zwischen ihm und dem Publikum, nahezu gar keinen Livegesang und ab und zu mal einen Tanzschritt. Wow. Hat mich heftig gelangweilt und durch das extrem besoffene Publikum dann auch noch genervt. Noch nie habe ich mich bei einem Konzert so viel mit meiner Begleitung unterhalten und gehofft, dass es bald vorbei ist. Das war echt gar nix.
Kategorie 4 – Musicals & Shows:
36 Musicals und Shows habe ich dieses Jahr besucht. Einiges hat mich richtig überrascht, sowohl hinsichtlich der Ideen als auch in der Umsetzung. Auffällig mal wieder: Nur, weil etwas einen großen Namen hat und viel Geld kostet, ist es nicht automatisch auch wirklich gut. Stattdessen lohnt es sich erneut, auch die kleineren Theater im Blick zu behalten. Was sich besonders lohnt und was ihr euch definitiv sparen könnt, findet ihr jetzt hier heraus:
10) Ein wenig Farbe, Düsseldorf:
Rory Six hat mit “Ein wenig Farbe” nicht nur ein Musical geschrieben, das von einer Person allein gespielt wird – es ist dazu noch thematisch ein wichtiger Beitrag für die LGBTQIA*-Community, da es sich mit der Gedankenwelt einer trans* Person beschäftigt. Sowohl das Libretto als auch die Musik sind wundervoll geschrieben, lediglich Mark Seibert als Besetzung war nicht ganz meins. Trotz starker Gesangskills fehlte es mir vor allen Dingen an Glaubwürdigkeit in der Interpretation. Aber das ist wahrscheinlich Geschmacksache.
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09) Nicolette, Bielefeld:
Ich liebe es, Nicolette bei ihrer Entwicklung zusehen zu können. In den vier Jahren, die ich sie nun auf dem Schirm habe, ist so viel passiert, dass man kleinschrittig mitverfolgen kann, wie sich ihre Einstellungen zu sich selbst, aber genauso zur Gesellschaft ändern. Ihr Bühnenprogramm “Intimate Hours” ist auch auf der zweiten Tour sehr besonders und wieder ein Stück weit neu. Neben einem langen Vortrag über Selbstliebe, Scham und Mut erwartete die Crowd erneut Gespräche mit Menschen aus dem Publikum und ihren ganz persönlichen Problemen. Das ist sehr nah, sehr im Moment und vor allen Dingen total am Puls der Zeit.
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08) Tahnee, Bochum:
Ich habe dieses Jahr einige Comedy-Shows gesehen, aber Tahnee ist die klare Siegerin. Schon kurz vor Corona habe ich bei ihrem letzten Programm extrem gelacht und das hat sich bei ihrem neuen Programm nun wiederholt. Locker, spontan, abwechslungsreich und das ohne politisch groß inkorrekt werden zu müssen oder permanent die Moralkeule zu schwingen. Daumen hoch!
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07) Die Päpstin – Das Musical, Hameln:
Meine Musicalfreund*innen sagen mir seit Jahren, ich müsse doch unbedingt mal “Die Päpstin” sehen. Bisher lief das Stück aber immer in viel zu weit entfernten Städten. Ich habe 2019 die Aufführungen in Hameln verpasst, aber jetzt bin ich fast zwei Stunden angereist, und es hat sich gelohnt. Eines der besten Bühnenbilder, die ich jemals in einem so kleinen Theater gesehen habe, eine durchweg hervorragende Cast. Die Story ist nicht die Spannendste, aber das kann man beim starken Rest gern ignorieren.
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06) Jekyll & Hyde, Darmstadt:
Der liebe Alexander Klaws hat mich zu einer seiner Shows nach Darmstadt eingeladen – und auch hier haben sich zwei Stunden Anreise ausgezahlt. Für mich eindeutig die beste Performance, die der erste DSDS-Gewinner jemals in einem Musical von sich gezeigt hat. Songtechnisch ist “Jekyll & Hyde” seit über zwei Jahrzehnten ein Stück, das immer wieder gern genommen wird, um zu zeigen, was man gesanglich drauf hat. Alex trägt die optisch aufwändige Inszenierung fast im Alleingang, da sind zwei, drei weniger gut besetzte Rollen weniger problematisch.
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05) Holiday on Ice, Dortmund:
Zweite Mal “Holiday on Ice” für mich in Folge – und beide Male habe ich komplett unterschiedliche Shows gesehen. Ärgerlich, dass viele aufgrund des viel zu kitschigen Artworks denken, dass “Holiday on Ice” total schrömmelig und altbacken wäre. Ist es nämlich beides nicht. Ich war dieses Jahr auch bei “Cirque du Soleil”, und das war nicht so geil. Ernsthaft. Mich beeindruckt Eiskunst sehr, doch “Holiday on Ice” bietet auch darüber hinaus verdammt viel. Ich würde in wenigen Wochen wohl auch ein drittes Mal vorbeikommen!
04) Boylesque Drag Festival, Köln:
Was ich sehr liebe: Wenn ich endlich mal wieder etwas Neues sehen darf! Und damit werfe ich Sheila Wolf einen Kuss zu – das “Boylesque Drag Festival” ist witzig, sehr abwechslungsreich, sexy und divers. Ob cis, trans oder einfach in Drag – sämtliche Arten und Definitionen von Männlichkeit werden gezeigt und gleichzeitig auf den Kopf gestellt. Dazu gibt’s Pole Dance, Zauberei, Gesang, Strip und… ach, geht einfach im kommenden Sommer hin! Es ist super!
03) Stomp, Dortmund:
Ein weiterer Kandidat von “Wollte ich schon immer mal sehen”: Wäre ich bei “Stomp” doch schon viel eher eingestiegen! Eine Show, für die man wahrscheinlich etwas musikalisches Feingefühl braucht, um richtig geflasht zu sein. Ich war es eigentlich schon nach fünf Minuten. Die Synchronität ist unglaublich. Die Energie, die entsteht, fliegt durch den gesamten Saal, sodass man sie im eigenen Körper spürt. Das ist so schlicht wie genial. War mein erstes Event 2024 und gleich eins der absoluten Highlights.
02) & Julia, Hamburg:
Drei große Premieren in Hamburg, “& Julia” gewinnt aber haushoch! Ein Stück, bei dem durch die Songs alle nostalgisch werden, durch die Erzählung gleichzeitig jedoch alle ganz klar im Hier und Jetzt sind. Die feministischen, queeren, vielschichtigen Charaktere sind liebenswürdig, die Message genau richtig. Außerdem ist “& Julia” durchweg toll besetzt und hinterlässt ein ganz tolles Gefühl im Bauch.
01) Sweeney Todd, Dortmund:
Ich war sehr kritisch. Wirklich sehr. “Sweeney Todd” war damals, als ich ihn im Kino gesehen habe, der bis dato krasseste Film überhaupt für mich. Ich kenne die Handlung und die Songs wirklich sehr gut. Das Theater Dortmund hat es sich nicht einfach gemacht, und das war die beste Entscheidung. “Sweeney Todd” im Ruhrpott ist in der Besetzung perfekt, das Bühnenbild ist erschlagend, der Chor sowie das Orchester ballern alles raus, was geht. Dagegen erblasst wirklich jedes Musical, das doppelt oder dreifach so viel Kohle für den Eintritt verlangt. Danke dafür, das war so so gut.
Nicht-So-Lieblingsmusicals & -shows:
05) Alina Bock, Köln:
Genau das, was passierte, habe ich befürchtet: Alina Bock, eine der witzigsten Comediennes auf Instagram und TikTok, funktioniert leider einfach nicht live. Alina nutzt sämtliche Möglichkeiten, die Social Media anbietet, und zaubert daraus unglaublich lustige Clips. Als Stand Up hingegen ist sie aber teilweise ziemlich unlustig und sogar ein bisschen bieder. Die Show wirkte wie ein riesiger Flickenteppich, bei dem in vielen Teilen der rote Faden fehlte. Die einzigen richtig guten Momente, und auch das überraschte nicht: Als ihre drei beliebtesten Instagram-Charaktere auftauchten. Der Rest war nix, sorry.
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04) Footloose – Das Musical, Köln:
Schon der Film “Footloose” ist ja nicht so geil, woll… Schade, aber auch das Bühnenstück ist einfach in allem so durchschnittlich und beliebig, dass kein einziges Mal der Puls ein bisschen höherschlägt. Mittelmäßige Musik, mittelmäßige Story, mittelmäßiges Bühnenbild, sogar oft auch nur mittelmäßige Cast. Bei den Preisen, die man heute bezahlen muss, ist das entschieden zu wenig und die Konkurrenz zu stark.
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03) Disneys Hercules, Hamburg:
Die größte Musical-Enttäuschung 2024: “Hercules”. Da hat Hamburg die rare Chance, eine Weltpremiere zu zeigen – und am Ende ist das so low, dass man sich über den Eintritt richtig ärgert. Das Bühnenbild ist solide, kann aber mit allen anderen Disney-Inszenierungen nicht mithalten. Viele Mitglieder der Cast geben zwar gesanglich Vollgas, können aber kaum verstanden werden. Der Humor ist so Ü50, dass man häufig mal die Hand vors Gesicht hält. Da war viel drin, aber am Ende steht vom Olymp gefühlt nur noch ein Ziegelstein.
02) Hello, Dolly, Gelsenkirchen:
Ich mag viele Klassiker aus dem Musical-Genre, trotzdem darf das eine oder andere Stück aber auch einfach mal in der Mottenkiste vor sich hinschimmeln. “Hello, Dolly” zum Beispiel. Das Musiktheater im Revier hat sich enorm viel Mühe gegeben, meine ich total ernst – am Ende bleibt aber trotzdem ein so dröges, langatmiges und völlig überholungswürdiges Musical, bei dem man entweder nur abgeholt wird, weil man’s noch von früher kennt oder zuvor noch nie irgendwas anderes gesehen hat. Das war nicht schlecht, aber so furchtbar lame.
01) Geierabend, Dortmund:
“Geierabend” klingt schon nicht so, als ob ich’s mag. Aber als Dortmunder landet man früher oder später ja doch bei dieser Kultveranstaltung. Vielleicht tue ich vielen Menschen unrecht, aber das ist so dermaßen gar nicht lustig. Wirklich gar nicht. Gar nicht. Die Darsteller*innen sind im Schauspiel mittelmäßig talentiert, im Gesang quasi noch weniger, das Programm geht locker eine Stunde zu lang und ob nun Pro- oder Anti-Karneval: Meins ist es überhaupt nicht. Aber ich kann’s wenigstens von der Liste streichen.
Kategorie 5 – Lieblingsfilme:
Als ob 52 Konzerte und 36 Shows nicht schon genug Entertainment wären, habe ich dann auch noch 67 Filme gesehen, die 2024 veröffentlicht wurden, davon allein 52 im Kino. Einen sogar doppelt. Und ganz ehrlich: Filmtechnisch gab es wirklich richtig viel Gutes! Da musste ich sogar ein wenig grübeln, wie ich die hinteren Plätze der Top 10 belege. Wer also noch mehr Empfehlungen braucht, gebt laut! Übrigens gab es auch krasserweise keine Totalkatastrophen in diesem Jahr, aber eine Hand voll kleine…
10) Longlegs:
Ein bisschen zu sehr gehyped ist “Longlegs” schon – echt gut ist er trotzdem. Besonders die erste halbe Stunde ist super gruselig und so unangenehm, dass einen die Atmo sehr schnell packt. Nicolas Cage hat eines der bizarrsten Makeups, die es jemals im Horrorfilm gab, und das mag ja schon was heißen. Zum Ende hin hat er mich leider etwas verloren, aber besonders die ersten beiden Drittel sind herrlich spooky.
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09) Back to Black:
Ich verstehe, dass man “Back to Black” nicht mochte – ich fand ihn aber total toll. Mich hat die schauspielerische und gesangliche Leistung von Marisa Abela überzeugt, der Look und die Erzählweise waren sehr stimmig. Natürlich ist es nicht unwichtig, dass Amy Winehouses Vater hier erheblich mitgewirkt hat und somit sich selbst etwas zu gut darstellt. Ansonsten ist das aber ein Biopic, wie ich es mag.
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08) The Zone of Interest:
Was die Ambition angeht, ist “The Zone of Interest” überragend. Gar keine Frage. Besonders in den Kulissen und im Soundmixing ist das so erschreckend detailverliebt, dass man sich manchmal wünscht, es wäre schlechter gemacht. Inhaltlich ist das aber natürlich doch sehr puristisch, sodass es am Ende für mich für einen guten Platz 8 reicht. Habe aber irgendwie Lust, ihn die Tage nochmal zu sehen.
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07) Alles steht Kopf 2:
Oh, da war ich skeptisch. “Alles steht Kopf” war 2015 mein Lieblingsfilm, somit hätte das sehr enttäuschend werden können – wurde es aber nicht. Stattdessen trifft die Fortsetzung in weiten Teilen genau den Nerv vom ersten, sodass man sich sofort super abgeholt fühlt. Die neuen Charaktere sind alle cute, die Geschichte eine logische Weiterführung. Manchmal müssen Fortsetzungen ja auch klappen!
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06) The Outrun:
Auch hier hatte ich sauhohe Erwartungen, schließlich hat Regisseurin Nora Fingscheidt mit “Systemsprenger” nicht nur einen der besten deutschen Filme aller Zeiten gemacht, sondern für mich den besten Film, den ich in der Pandemie gesehen habe. Nicht ganz das Niveau erreicht “The Outrun”, muss sich aber auch keinesfalls verstecken. Saoirse Ronan spielt erneut genial, die Erzählweise ist herausfordernd, aber holt so aus wenig Inhalt mehr als das Maximum raus. Ein Coming-of-Age-Drama, wie man es nicht so oft sieht.
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05) Ein Glücksfall:
Darf man Woody Allen eigentlich noch abfeiern? Eher nicht, ich weiß. Irgendwie hat etwas in mir aber doch gesagt, dass ich “Ein Glücksfall” gucken sollte – und tatsächlich hat der neuste Film von dem kultigen wie kontroversen Regisseur gezeigt, dass sich Romanze und Thriller keinesfalls ausschließen. Ein irrer Genre-Mix, bei dem man sofort gebannt zuschaut, einige Male lacht und dann doch schockiert vor den Kopf gestoßen wird.
04) All Of Us Strangers:
Die ersten vier Plätze hätten in schlechteren Kinojahren alle den ersten Platz machen können. So reicht es für den wunderwundervollen “All Of Us Strangers” aber nur für die 4. Ein queeres Drama, bei dem ich im Kino stark schlucken musste, mit sehr vielem relaten konnte, dann einfach nur von den schönen Bildern begeistert war und am Ende “The Power Of Love” von Frankie Goes To Hollywood noch mehr liebte, als ich es sowieso schon tat.
03) Wicked:
Eine riesige Überraschung: Niemals hätte ich gedacht, dass eines meiner absoluten Lieblingsmusicals so gut verfilmt werden kann! Wahnsinn. “Wicked” haut einfach so gnadenlos raus. Die Kulissen, die Kostüme, die Choreos, die Kamerafahrten, die Besetzung – man sieht, dass Settings hier gebaut wurden und man nicht auf dieses schäbige CGI gesetzt hat. Nach manchen Gesangsszenen hätte ich fast angefangen zu applaudieren, weil es mich so geflasht hat. Möglichkeiten, die Filme haben, aber Bühnenstücke nicht, wurden sensationell genutzt. Habe ich fünf Tage später noch ein zweites Mal im Kino geguckt. Ich hoffe hoffe hoffe, dass dieses Niveau im zweiten Akt, den ich leider weniger mag, gehalten werden kann.
02) Poor Things:
In einem fairen Universum hätte “Poor Things” den Oscar als “Bester Film” gewonnen und nicht “Oppenheimer”. Aber das kennen wir ja schon. Yorgos Lanthimos hat sein Mammutprojekt mit so viel Hingabe umgesetzt, dass man gar nicht weiß, was man am meisten mag. Ist es das Drehbuch? Oder doch die traumhaften Settings? Das Schauspiel von Emma Stone, Willem Dafoe oder Mark Ruffalo? “Poor Things” ist ein Rausch für alle Sinne und sehr nah an perfekt.
01) The Substance:
Nicht nur sehr nah, sondern schlichtweg perfekt war dann aber “The Substance”. Der beste Film, den ich seit vier Jahren gesehen habe. Was hier abgeschossen wird, ist absolut unglaublich. Jedes Detail ist überragend, jede einzige der 141 Minuten berechtigt. Demi Moore feiert ein Comeback sondergleichen. Das Drehbuch ist so mutig und konsequent, dass man Augen und Ohren nicht traut. Die Videoclipästhetik, die an “Call On Me” von Eric Prydz erinnert, ist technisch brillant. Unzählige Hommagen reihen sich aneinander und sind für Filmgeeks ein Paradies. Nachdem ich den Saal verlassen habe, musste ich so vielen Leuten schreiben, weil ich locker noch eine Stunde nicht klarkam, wie geil dieses Kinoerlebnis war. Atemberaubend.
Nicht-So-Lieblingsfilme:
05) Megalopolis:
Francis Ford Coppola will seit vier Dekaden “Megalopolis” umsetzten und keiner möchte ihn unterstützen. Nun weiß man warum – weil das leider ganz großer Mist ist. Der schlechteste Blockbuster des Jahres, völlig absurde Story, die man nicht richtig checkt, eine Länge nach der nächsten und nicht mal eine gute Optik. Das ist schon arg traurig und bitter.
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04) Killers Of The Flower Moon:
Sorry, aber einfach Nein. Ich bin sowieso kein Martin-Scorsese-Fan, aber das waren dreieinhalb Stunden Zeitverschwendung. Mir geht dieser Überlängenwahn richtig auf die Nüsse, besonders, wenn es so unnötig ist. Eigentlich habe ich den kompletten Film schon wieder vergessen. Deswegen höre ich an dieser Stelle einfach auf.
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03) Something In The Water:
Kennt ihr das? Ihr startet einen Film, der baut ganz okaye Spannung auf und dann passiert exakt: Nichts. Nichts. Wirklich nichts. Bis zum Ende. Ihr hofft die ganze Zeit, dass gleich dieser Schockmoment, diese große Wendung, dieses “Aha”-Erlebnis folgt, aber alles davon bleibt aus. So ist “Something In The Water”, kurz anbumsen, dann den Raum verlassen.
02) Spieleabend:
Liebes Netflix, jetzt mal Hand aufs Herz: Ihr findet “Spieleabend” doch selbst scheiße, oder? Was für ein Cringe-Feuerwerk, nur nicht im positiven Sinne! Schreckliche Handlung, noch schrecklicherer Humor. Eine Komödie, die so boomerig und dumm daherkommt, dass es einen nur noch wütend macht. Habe ich richtig gehasst.
01) Trap – No Way Out:
Zugegeben: “Trap” war nur so eine 2 von 10, keine 1 von 10. Aber das reicht 2024 für den ersten Platz in den Flops. Ich habe mich von dem neusten M. Night Shyamalan wahrhaftig verarscht gefühlt. Und das bereits nach wenigen Minuten. Mit großem Abstand die unlogischste, bescheuertste Handlung, die ich 2024 gesehen habe. Leider toppt sich der sowieso schon hanebüchene Plot gen Ende dann noch mehrfach selbst. Dass sich Josh Hartnett für so einen schlechten Film hergibt und hier sein Hauptrollen-Comeback feiert, ist arm. Meine persönliche Goldene Himbeere.
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PS: Wir wählen im Februar bitte nicht Merz, danke schön!
Rechte von den Albumcovern liegen bei Virgin Music, Urban, Xl Recordings, Sharptone, Taylor Swift, Embassy of Music, Easy Life Records, Atlantic, Universal, Sony Music, Revolverheld, Darkroom/Interscope, Sm Entertainment, Herzinfucked Records, Four Music.
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