Jahresrückblick 2020: Christopher

Mein drittes Jahr bei minutenmusik. Anders, aber nicht weniger schön. Wenn ich jetzt anfange aufzuzählen, was alles nicht so passiert ist, wie ich es gedacht hätte, hat dieser Beitrag am Ende wohl 27 Seiten. Stattdessen konzentriere ich mich einfach auf das, was gut war, denn das war gar nicht so wenig!

Das Tollste: ich darf Teil des besten Teams der Welt sein und feiere jede Sekunde mit euch! Liebe!
Das Zweittollste: Ohne euch, liebe Leser*innen, würde minutenmusik ziemlich lahm aussehen. Deswegen auch an euch ein großes Dankeschön & eine virtuelle Umarmung.

Ich habe es mit diesem Beitrag dieses Jahr „nur“ auf 83 Artikel geschafft. Das ist gerade einmal 52% zum Vorjahr. Doch hey, ich gebe mir Mühe, nächstes Jahr wieder mehr zu liefern – wenn es die Kulturbranche irgendwie hergibt. Bis dahin lest ihr hier meine Tops und Flops 2020 in den Kategorien Songs, Alben, Events & Filme. Ab geht’s:

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Kategorie 1 – Lieblingssongs:

Die letzten zwei Jahre habe ich mich in meiner Einleitung zu dieser Kategorie darüber gewundert, dass ich kaum Songs aus den Jahrescharts kannte. Die Charts habe ich dieses Jahr erstmalig in meinem Leben nahezu komplett ignoriert. Das Radio übrigens ebenso. Hat den Vorteil, dass man die ganz nervigen Tracks gar nicht erst mitbekommt. Nach etwas genauerer Recherche habe ich aber doch ein paar wenige gefunden, die ich ziemlichen Käse fand und viele, die mich nicht interessiert haben. Vorher liste ich euch aber meine zehn favorisierten Ohrwürmer auf, die ich gerne auch in Zukunft noch ganz oft hören möchte.

10) Machen. // Balbina feat. Herbert Grönemeyer:

Balbina habe ich erst seit Ende 2019 aufm Schirm. Schande über mein Haupt! Wie passend, dass direkt Anfang 2020 ihr neues Album kam, auf dem sich dieser Arschwackel-Track mit Ansage befindet. „Machen.“ ist eine Kollabo mit keinem geringeren als Herbert Grönemeyer, der großer Fan von ihr ist. Ich mittlerweile auch. Song mit Ohrwurmgarantie.

09) Bulletproof // Dotter:

Dieser Song war der große Favorit beim schwedischen Eurovision-Vorentscheid und hat am Ende mit einem (!) Punkt Rückstand den zweiten Platz belegt. Super ärgerlich. Noch nie klang ein Nicht-Sia-Lied so wie Sia, wie ein Freund es beschrieb. Trifft es gut. „Bulletproof“ ist Pop mit Bombast-Refrain und entwickelt einen Sog.

08) On Fire // The Roop:

Nach dem ersten Hören angefixt gewesen. „On Fire“ war mein Favorit für den diesjährigen Eurovision Song Contest und hatte auch bei diversen Umfragen stets neben Island die Nase vorn. Eine kreative Struktur mit einem auffälligen Auftritt. Leider bekanntlich alles im Konjunktiv. Hoffentlich kehrt die Band aus Litauen im kommenden Mai zurück.

07) Watermelon Sugar // Harry Styles:

Auch bei Harry Styles muss ich zugeben, dass ich lange kein großer Fan war. Mittlerweile schätze ich seine Künstleridentität sehr. So wie einst Justin Timberlake mit seinem Boyband-Image brach, schafft das Harry in einer neuartigen Form auch. „Watermelon Sugar“ ist mit seinen lasziven Lyrics ganz klar der erotischste und gleichzeitig sommerlichste Hit des Jahres für mich.

06) Vertrau mir // Juju:

Juju hat mit ihrem genialen Debütalbum den gegenwärtigen deutschen Hip-Hop auf ein neues Level gebracht. Umso höher waren meine Erwartungen an ihre neue Single. Beim ersten Hören dachte ich, das wäre ein schlechter Scherz. Gar nicht mit gerechnet. Doch nach einigen Runden hat sich „Vertrau mir“ in meinen Gehörgängen dermaßen festgesetzt, dass ich’s über Wochen bei jeder Autofahrt hören wollte. Banger!

05) Think About Things // Daði Freyr:

Ja, „On Fire“ von The Roop war eigentlich mein ESC-Favorit. Dennoch lief „Think About Things“ am Ende häufiger. Ein Lied, mit dem ich auch viele meiner Nicht-ESC-Freunde überzeugen konnte. Und wenn selbst Jan Böhmermann den Track hypt, muss da irgendwas dran sein. Mr. Freyr hat für kommenden Mai seine Teilnahme bereits bestätigt. Ich befürchte allerdings, dass ihm diese Genialität kein zweites Mal gelingt.

04) Black Leather // KEiiNO feat. Charlotte Qamaniq:

In meinem Rückblick 2019 standen KEiiNO mit ihrem „Spirit In The Sky“ an der Spitze. Dieses Jahr reicht es zwar nur für Platz 4, was aber trotzdem eine ordentliche Leistung ist. Dass die Norweger mehr können als nur einen guten Hit schreiben, hat ihr Debütalbum bewiesen. Der hier ist mein Liebling und ebenfalls ein Song, der etwas wachsen muss. Ich liebe die Hook!

03) Rain On Me // Lady Gaga feat. Ariana Grande:

Das neue Gaga-Album ließ auf sich warten. Wie ich es nach mehreren Monaten hören einordne, seht ihr unten. Mit „Rain On Me“ hat aber die einzigartige Künstlerin im Duett mit Ariana Grande zwar einen Song geliefert, den ich so nicht erwartet hätte, der aber beattechnisch für mich sodermaßen mitreißend gestaltet ist, dass ich ihn problemlos auch viermal hintereinander hören kann. „Hands up to the sky!“.

02) Break My Heart // Dua Lipa:

Dua. Kein*e Künstler*in rotierte mehr in meinen diversen Playern als sie. Eigentlich ist es egal, ob ich hier „Don’t Start Now“, „Levitating“, „Hallucinate“ oder meinen Albumfavoriten „Love Again“ poste. Jeder Song hatte eine hochüberdurchschnittliche Qualität. Entschieden habe ich mich für „Break My Heart“, weil es so geschickt samplet und zeigt, dass Pop noch lange nicht tot ist, sondern gerade eine noch Hochphase feiert. Finally!

01) Kings & Queens // Ava Max:

Wie gesagt, Pop is back. Musik muss nicht immer kompliziert sein – eingängig und treibend genügt. Das Brett des Jahres hat für mich Ava Max geliefert, die zwar schon vorab einige nette Radiosongs parat hielt, aber mit „Kings & Queens“ die Feministenhymne des Jahres abgefeuert, einen der tollsten 80s-Hooklines geschickt aufpoliert hat und insgesamt einfach an Catchyness viele andere im Regen stehen ließ.

Nicht-So-Lieblingssongs:

05) Geh Dein Weg // KC Rebell x Summer Cem feat. Loredana:

Bei grammatikalischen Verbrechen im Songtitel bin ich eh schon äußerst skeptisch. Zockt man dann bei Destiny’s Child und vergeigt das, ist finito. Finde Loredana generell gar nicht so mies, aber das ist schon arg platt.

04) Some Say // Nea:

„Blue (Da Ba Dee)“ mochte ich immer, hab’s mir aber irgendwann leid gehört. So geht es mit Sicherheit vielen. Bekannterweise sind 90s-Partys auch schon längst out und viele Hits überhört. Warum man dann das Ganze in einen monotonen Sommerhit verpackt, ist mir schleierhaft. Unangenehm.

03) Cinderella // Pietro Lombardi:

Pietro allein ist schon dazu prädestiniert, schlechte Musik zu droppen. Hat irgendjemand eine Fortsetzung zu dem peinlichen „Señorita“ gebraucht? „Cinderella“ unterbietet das um Längen. „Deine Kurven – nicht normal – wie eine Carrerabahn.“ Das schmerzt.

02) Girl Like Me // Black Eyed Peas feat. Shakira:

Ich mag Shakira. Die Black Eyed Peas fand ich anfangs auch ganz gut. Aber was ist hier denn passiert? Schrecklich nerviger Song, der schon beim ersten Durchlauf geskippt werden mag. Riesige Enttäuschung und irgendwie billig.

01) 7 Stunden // LEA x Capital Bra:

Ich hasse Sing meinen Song sowieso. Als dieses Jahr aber Michael Patrick Kelly als Gastgeber meinte, dass das Duett von LEA und Capital Bra quasi das neue, deutsche Eminem & Dido wäre, wurde ich neugierig. LEA landete in meinem Ranking 2018 auf Platz 1, Capital Bra 2019, zusammen schaffen sie 2020 wieder die Pole. Mehr muss dazu auch nicht gesagt werden. Ach ja, eins noch: für die Aussage sollte man Herrn Kelly anklagen.

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Kategorie 2 – Lieblingsalben:

Wenn man keine Konzerte & Musicals besuchen kann, hört man eben mehr Musik zuhause. Ich habe mir recht viele Alben reingezogen, die dieses Jahr das Licht der Welt erblickten und habe überraschend viele gute Sachen gehört. Einige sehr gute sogar. Deswegen gibt es – wahrscheinlich einmalig – eine Top 20 und eine Flop 10.

20) 25 Years Later Live // The Kelly Family:

Nach drei sehr erfolgreichen Jahren ist für das Kelly Family-Comeback vorübergehend Sense. Die letzte Tour wurde aber festgehalten und in netten Editionen veröffentlicht. Das Konzept hat mir zwar nicht 100% gefallen, aber einige Gänsehautmomente gibt’s trotzdem.

19) Heaven & Hell // Ava Max:

Ich fand es ein wenig schade, dass die Qualität von „Kings & Queens“ auf dem Ava Max-Werk nicht wiederholt wurde. Trotzdem ist „Heaven & Hell“ eine straighte Pop-Platte mit vielen chartfähigen Titeln, die Spaß machen.

18) 12 // AnnenMayKantereit:

Konzeptalben finde ich per se spannend. AnnenMayKantereit haben mich mit ihren zwei vorigen LPs zwar wesentlich mehr gekriegt, da mir persönlich „12“ nicht ausgereift genug ist, aber schlecht war das Album keinesfalls. Eine mutige Veröffentlichung, die sich in einer ruhigen Stunde zu entdecken lohnt.

17) Small Town Boy // Duncan Laurence:

Hätte „Small Town Boy“ etwas weniger Balladen und dafür mehr Uptempo-Songs, wären ein besserer Platz drin gewesen. So belegt Duncan Laurence aber dennoch mit zwei bis drei äußerst hervorragenden Songs einen soliden Platz 17. Beim nächsten Mal darf aber gern mehr gewagt werden.

16) Live Around The World // Queen & Adam Lambert:

Ich bin seltsamerweise kein so großer Queen-Fan und mag nur vereinzelt Sachen. Adam Lambert hingegen halte ich für einen der besten Sänger unserer Zeit. In Kombination reißt es mich mit. Zwar hat die Platte in der Soundabmischung erhebliche Defizite – einige Interpretationen sind dennoch sehr hörenswert.

15) Plastic Hearts // Miley Cyrus:

Miley hat ihr eigenes Album ein wenig zugrunde gemacht. Viel zu hoch angepriesen und leere Versprechungen, die behaupteten, sie würde eine Rockplatte machen. Davon blieb am Ende zu wenig übrig. Mit etwas Abstand kann man aber Songs wie „Angels Like You“, „WTF Do I Know“, „Hate Me“ und ganz besonders „Prisoner“ genießen.

14) Live In Concert: The 24 Karat Gold Tour // Stevie Nicks:

Fleetwood Mac mochte ich immer ganz gern. 2020 habe ich genutzt, um mal mehr von ihnen zu entdecken. Glücklicherweise veröffentlichte Frontfrau Stevie Nicks ein stimmiges Livealbum mit vielen eigenen Hits und ein paar Evergreens ihrer Band. Eine klassische, aber qualitativ tolle LP für Classic Rock-Fans. Über die Stimme braucht man eh nicht zu reden.

13) Neyslutrans // Hatari:

Hatari sind auch im Nachhinein betrachtet eine der spannendsten Bands, die jemals beim Eurovision Song Contest aufgetreten sind. Die Kombination aus Electro, Rock und Pop mit SM-Optik ist einmalig, der Sound des Albums übrigens auch. Ein Longplayer, den ich nicht oft anmache, aber wenn ich’s tue, finde ich’s ziemlich fesselnd und geil.

12) Punkt. // Balbina:

Nachdem ich erst Ende 2019 Balbina zu lieben gelernt habe, kaufte ich schnell ihren gesamten Backkatalog auf. „Punkt.“ ist tatsächlich noch weniger zugänglich als ihre Vorgänger, aber nicht weniger reizvoll. Sphärischer Alternative-Avantgarde-Pop, der in sich total schlüssig klingt und Luft zum Atmen braucht, dann aber ordentlich zündet.

11) Ehrensache // Julia Neigel:

Julia Neigel war für mich immer eine, wenn nicht sogar die begabteste deutschsprachige Sängerin. Leider hat sie sich mit ihrem neusten Album „Ehrensache“ ein wenig von ihren hochemotionalen, intimen Balladen verabschiedet und etwas zu stark Richtung Pop/Rock gearbeitet, am Ende sind aber trotzdem ein paar tolle Titel entstanden, die ich hoffentlich auch bald mal live hören darf.

10) Chromatica // Lady Gaga:

Ich höre schon, wie ein paar meiner Freund*innen nun von Verrat sprechen werden. Was habe ich doch über das neue Lady Gaga-Album geschimpft – und nun landet es auf Platz 10 bei den Tops? Ja. Ich finde weiterhin, dass Lady Gaga viel, viel mehr kann, als das, was sie hier geliefert hat. Dennoch haben gut fünf bis sechs Songs den Weg in meine dauerhafte Playlist gefunden. Enttäuscht bin ich weiterhin. Ich brauche mehr. Trotzdem sind „Enigma“, „Stupid Love“, „Babylon“ oder auch „Rain On Me“ super Hits. Fair enough.

09) What’s Your Pleasure // Jessie Ware:

Dass Dance-Pop keinesfalls langweilig und altbacken klingen muss, zeigt die Platte von Jessie Ware. Für mich stechen zwar wenig Songs richtig hervor – dafür finde ich den Sound in sich total schlüssig und groovy. Eignet sich gut zum Durchhören und entwickelt Bilder vorm inneren Auge, zu denen man sich bewegen mag.

08) OKTA // KEiiNO:

KEiiNO haben eigentlich alles richtig gemacht. Etwas weniger Kopf, mehr Herz. Songs, die Spaß machen, ins Ohr gehen und selten probieren, für die Ewigkeit bleiben zu wollen. Stattdessen ist „OKTA“ für 90s-Trash-Pop-Eurodance-Fans ein Must Hear.

07) Live // Laing:

Meine Live-Überraschung des Jahres. Zwar habe ich Laing bereits zweimal live gesehen und beide Male es auch für super befunden, aber mit dem ersten Live-Album beweisen die Ladies, dass sie auch komplett ohne bildliche Komponente funktionieren und einfach toll klingen. Tolle Arrangements, hervorragende Harmonien, gute Atmosphäre. So muss das!

06) All Rise // Gregory Porter:

Weder Jazz noch Soul gehören zu meinen Lieblingsgenres. Präsentiert man diese Musik jedoch so, wie Gregory Porter es tut, könnte ich davon viel mehr vertragen. Ein Album mit einer enorm hohen Qualität. Kompositorisch top, gesanglich top und auch von den Instrumenten top gespielt. Da kann man nichts nörgeln.

05) Eine Idee für das Klappen aller Dinge // Jason Bartsch:

Deutsch-Pop ist sowas von ausgewrungen. Viel zu selten liefern deutsche Künstler*innen neue Ideen. Umso erstaunlicher, dass der Poetry-Slammer Jason Bartsch aus Bochum seine Kunst des Schreibens auch aufs Songwriting projizieren kann und sowohl im Studio als auch auf der Bühne richtig, richtig gute Lieder abliefert. Anmachen, zuhören, repeat!

04) Love Goes // Sam Smith:

Das Outing als Non-Binär ist womöglich das Beste, was Sam Smith hätte für sich tun können. Denn nicht nur persönlich macht er Quantensprünge – die lassen sich auch in der Musik wiederfinden. Im Vergleich zu seinen zwei vorigen Alben ist „Love Goes“ um einiges authentischer und bunter und gleichzeitig damit auch besser.

03) Velvet // Adam Lambert:

Ich war bereits 2019 von der EP „Velvet: Side A“ sehr begeistert – und tatsächlich hat Adam Lambert auf gesamter LP-Länge absolut überzeugt. Nie hat Adam es geschafft, über drei bis vier gute Albumtracks hinauszukommen – nun liefert er fast ausnahmslos geile Songs im Funk-70s-Pop-Style, der absolut perfekt zu ihm passt. Cool, lässig, gekonnt.

02) They Never Leave Their Wives // Maria Mena:

Null mit gerechnet und völlig übermannt worden. Maria Mena war mir eigentlich immer recht egal – was sie sich aber hier mit ihrer 7-Tracks-EP getraut hat, verdient höchsten Respekt. Textlich an Ehrlichkeit schwer zu toppen. Eine Platte, die man am besten ganz bewusst über Kopfhörer hört, ohne groß vorher zu wissen, was passiert. Der Name des Werks sagt genug. Emotionsgewitter der Extraklasse.

01) Future Nostalgia // Dua Lipa:

Trotz sehr vieler guter Alben ist mir die Entscheidung absolut leicht gefallen. „Future Nostalgia“ hat mein Jahr gerettet. Kam raus, als gerade der erste Lockdown am Start war. Dann, als alle Künstler*innen ihre Veröffentlichungen zurückzogen, weil sie Angst hatten zu scheitern. Dua hat drauf geschissen und im Alleingang über Monate hinweg dominiert. Dominiert mit schlichtweg perfekten Songs, die in einer derartigen Dichte äußerst selten vorliegen. Pop auf einem neuen und gleichzeitig retrospektiven Level. Das Album, das sehr viele schon oft probiert haben zu machen und an dem fast alle gescheitert sind. Ein Album, das auch neun Monate später keinen Hauch an Durchschlagskraft verloren hat und süchtig macht. Jetzt schon ein Anwärter für die beste Platte des gesamten Jahrzehnts. Meine ich ernst.

Nicht-So-Lieblingsalben:

10) After Hours // The Weeknd:

Hierfür werde ich wahrscheinlich gesteinigt. Nein, natürlich ist „After Hours“ kein schlechtes Album und ja, „Blinded Lights“ war ein cooler Song. Trotzdem hatte man nach einem Hit dieser Größenordnung etwas anderes erwartet, oder? Wirklich mal Hand aufs Herz! Viele weitere Highlights gab es auf dem Longplayer nicht… ausgenommen das tolle „In Your Eyes“.

09) Pick Me Up Off The Floor // Norah Jones:

Norah Jones hat mit ihren ersten Werken wundervollen Jazz-Pop geliefert. Seitdem wiederholt sie sich zu oft. Auch der neuste Ableger hatte in meinen Augen einfach zu wenig erzählen und war leider nur langweilig.

08) DISCO // Kylie Minogue:

Nach dem sehr mitreißenden Vorabboten „Say Something“ hatte ich große Hoffnungen – und schaute ernüchternd in die Röhre. „DISCO“ ist zu wenig substanziell und zu viel Geplätscher, ohne mitzureißen.

07) Such Pretty Forks In The Road // Alanis Morissette:

Ich liebe Alanis. Tue ich wirklich. Aber manchmal könnte man denken, sie ruht sich zu stark auf ihren Klassikern aus. Die werfen weiterhin gutes Geld ab. Irgendwann scheint ihre Muse sich auf dem Weg zu ihr verirrt zu haben. Außer „Smiling“ ist „Such Pretty Forks In The Road“ auch ganz viel Tamtam um entschieden zu wenig.

06) We Are Chaos // Marilyn Manson:

Nach „Heaven Upside Down“ war ich guter Dinge. Meiner Meinung nach das beste Manson-Werk seit „The Golden Age Of Grotesque“. „We Are Chaos“ wagt zwar mit seinem Country-Ausritt ordentlich, hat aber inhaltlich kaum was in petto. Fruchtete bei mir wirklich zero.

05) Bo$$ Bitch // Katja Krasavice:

Ich gebe es zu: ich mag „Dicke Lippen“ und „Sex Tape“. Ich habe eben ein Trashherz. Allerdings hat auf Albumlänge Katja Krasavice ganz schön versagt. Lyrisch absolute Grütze und eben auch in der Produktion bzw. in den Melodielinien mehr Ebbe als witzig-lockere Hooks mit Augenzwinkern. Schade.

04) Coming Home // Angelo Kelly & Family:

Angelo hat sich dazu entschieden, die Kelly Family zu verlassen und nur noch mit seiner Familie Musik zu machen. Das mag für sein persönliches Wohlbefinden auch die richtige Entscheidung sein – musikalisch ist es aber klar die falsche. Wenn der Großteil der Kinder einfach nicht genug Talent hat und demnach das Songwriting nur für Auftritte bei Florian Silbereisen reichen, ist das einfach etwas fremdschämig.

03) Empire // Blanche:

Ich liebe den Eurovision. Wenn ich dann sage, dass „City Lights“ von Blanche mein liebster Eurovision-Songs aller Zeiten ist, gleicht das einem Ritterschlag. Umso ernüchternder, wenn ihr Debütalbum trotz drei Jahre Reifeprozess einfach zu gewollt edgy daherkommt und man beim Komponieren das Händchen für Melodien verloren hat. Bringt mich fast zum Weinen vor Enttäuschung.

02) Kitsch // Annett Louisan:

Letztes Jahr schaffte es Annett Louisan sehr weit nach oben in meinem Lieblingssongs-, -alben- und -konzerte-Ranking. Doch wenn man viele gute Originalsongs covert, ohne dafür gesanglich zu genügen und permanent das gleiche Arrangement nutzt, springt auch ein großer Fan ab. Definitiv das Album, das am meisten Potenzial gegen die Wand gefahren hat.

01) Die Helene Fischer Show: Meine Schönsten Momente Vol. 1 // Helene Fischer :

Knapp 160 Minuten Songs aus der Helene Fischer Show sind eine Herausforderung. Ich stellte mich dieser und hörte auch einige Male ordentlichen Gesang. Gleichzeitig aber auch unzählige Lieder, die jedem noch so guten Track sämtliches Leben nahmen, sämtliche Emotion und sämtliche Authentizität. Helene zersingt alles und rasselt alles herunter wie eine Einkaufsliste. Ob Leonard Cohen, Prince, Adele, Queen – hier bleibt nichts unberührt. Eine Geduldsprobe.

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Kategorie 3 – Lieblingsevents:

Die traurigste Kategorie 2020. Die Events, auf die ich mich am meisten gefreut habe, haben alle nicht stattgefunden. Bis Mitte März hab ich’s lediglich auf sechs Konzerte geschafft, während Corona noch auf drei weitere. Außerdem waren nur zwei Musicals drin und zwei zusätzliche Veranstaltungen. Deswegen heute alles unter einem Dach. Nächstes Jahr hoffentlich wieder differenzierter.

05) Lewis Capaldi, Köln:

Die Auswahl dieses Jahr war überschaubar. Und Lewis Capaldi hätte es in einem regulären Jahr nicht mal in die Top 10 geschafft. Zwar hat der Engländer viele echt tolle Hits, die aber live leider nur geringfügig so wirken. Um seine Stimme nicht komplett in Grund und Boden zu singen, ist ein Großteil nach unten transponiert. Das ist doch etwas… naja… Stimmung passte trotzdem und der Typ ist äußerst witzig.

04) Tahnee, Bönen (leider kein Foto vorhanden):

Kein Musikevent, ich weiß. Aber ich möchte Tahnee trotzdem erwähnen. Die Kombination aus LGBTQ-Humor, Feminismus, schroffer Direktheit und Stimmenimitation ist echt gelungen. Kebekus‚ erste, wirklich ernstzunehmende Konkurrenz.

03) Pe Werner, Herford (leider kein Foto vorhanden):

Bereist letztes Jahr landete die beste Songgeschichten-Erzählerin des Landes in meiner Top 10. Ich habe ihr Bühnenprogramm „Von A nach Pe“ nun dreimal gesehen und werde es bei nächster Gelegenheit wieder gucken. Das heißt bei mir was. Hierzulande ein Alleinstellungsmerkmal.

02) Miss Allie, Mettmann:

Witziger Singer/Songwriter auf Gitarre von nur einer einzigen Person, die von vielen alltäglichen Problemen und politischen Schwierigkeiten erzählt. Das kann funktionieren. Miss Allie zeigt auch, wie. Eine wirkliche Überraschung, zu der es vor der Tür geschneit hat. Einer dieser unvergesslichen Konzertmomente, bei denen alles stimmte.

01) Jason Bartsch, Essen:

Ich schwärmte von ihm bereits bei meinen Top-Alben des Jahres. Live ist Jason Bartsch aber einfach noch einige Ligen besser. Er ist eben ein Bühnenmensch und weiß sowohl durch Mimik und Gestik, als auch durch Anmoderation und Publikumsinteraktion, wie er seine Texte und Titel zu verkaufen hat. Große Empfehlung für Menschen, die deutschen Indie-Pop mit Tiefgang suchen und bereit sind, zuzuhören.

Nicht-So-Lieblingsevents:

03) Jeanette Biedermann, Dortmund:

Jeanette habe ich persönlich nie richtig abgefeiert. Aber beim Durchlesen ihrer Diskographie ist mir aufgefallen, wie viele gute Radiohits sie doch hatte. Von denen gab es auf ihrer ersten Tour nach knapp zehn Jahren entschieden zu wenige. Stattdessen zwei volle Stunden lang Deutsch-Pop, der leider im Schatten ihrer großen Konkurrent*innen steht.

02) Schiller, Düsseldorf:

Das Konzept der Autokinokonzerte war gerade erst frisch entwickelt und noch nicht richtig ausgearbeitet. Das hat man bei dem Gig von Schiller eindeutig gemerkt. Zig technische Fehler, mehrfache Abbrüche und eben exakt null Atmosphäre, obwohl die Musik des Künstlers in der passenden Location mit Sicherheit Potenzial hätte. So war’s aber nix.

01) Katja Krasavice, Köln:

Wie neugierig war ich doch, Katja Krasavice live zu sehen. Was würde wohl passieren? Eine mutige Peep-Show? Anstößige Anmoderationen? Niente. Stattdessen viel Playback, ein paar sexy, aber dennoch total mainstreamige Outfits, ein relativ uninteressiertes Publikum und entschieden zu wenig Unterhaltung. Ohne Kamera und zigfachen Wiederholungen scheint das Youtube-Phänomen recht aufgeschmissen zu sein.

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Kategorie 4 – Lieblingsfilme:

Wie immer eine Kategorie, die von Musik abweicht. Ebenfalls schwierig in diesem Jahr. Zu oft wurde entschieden, den fertig produzierten Film auf ’21 zu verschieben, sodass die Kinos kaum Möglichkeiten hatten, neue Sachen zu zeigen. Wirklich viel habe ich dieses Jahr auch nicht gesehen, aber immerhin genug um ein Ranking zu machen. Ach ja, und wenn die Oscars ihre Einsendefristen verlängern, tue ich das auch und packe auch ein paar Filme mit rein, die Ende 2019 im Kino liefen, aber dann erst 2020 fürs Heimkino veröffentlicht wurden.

10) 1917:

Dass 1917 nicht zu meinem Lieblingsfilm emporsteigen würde, war mir schon vor dem Ansehen klar. Eigentlich gar nicht meine Thematik. Trotzdem war ich von der Technik und Kulisse recht angetan. Inhaltlich war das zwar ganz schön zäh, aber fürs Auge nicht schlecht.

09) Der Unsichtbare:

In einem starken Kinojahr hätte Der Unsichtbare keine Chance. So gebe ich ihm aber einen gut gemeinten Platz 9. Die erste Hälfte hat unterhalten und angenehm gegruselt, dann wurd’s aber entschieden zu konventionell. Naja.

08) Knives Out:

Bin großer Fan des Brettspiels Cluedo. Oftmals wurde probiert, eine ähnliche Art auf Leinwand zu bringen, auch hier bei Knives Out. Zwar war ich anfangs etwas irritiert und wenig gefesselt, doch dann gab es doch die erwarteten Wendungen, die nicht enttäuschten. Kann man gucken.

07) Soul:

Die Kritiker*innen überschlugen sich nur so mit Lobeshymnen. Und auch ich war von den ersten 20 Minuten völlig begeistert. Dann wurde es mir doch zwischenzeitlich zu typisch Pixar. Der Mut ging etwas verloren. Final betrachtet aber dennoch ein guter Film, der nicht auf Nummer sicher geht, sondern riskiert. Das sollte gewürdigt werden.

06) Eurovision Song Contest: The Story Of Fire Saga:

Oh oh… ein Spielfilm über den ESC? Na gut. Zum Glück war das Ergebnis besser als erwartet. Witzig, kurzweilig und mit guter Musik gespickt. Danke an Will Ferrell, der sich für diese schräge Idee stark gemacht hat und am Ende positiv überraschen konnte.

05) Marriage Story:

Ein Film für Schauspielfans. Marriage Story ist klassisches, gutes Storytelling mit zwei wirklich tollen Hauptakteuren. Gleich mehrere Szenen bleiben im Kopf und klingen nach. Schwerfälliges Kino, das gleichzeitig leichtfüßig ist.

04) Come To Daddy:

Mich kriegt man schnell mit überraschenden Wendungen. Come To Daddy hat davon gleich mehrere. Ein Film, der ständig Haken schlägt, immer wieder neue Wege betritt und seine Zuschauer*innen in die Irre führt. Böse, blutig, spannend, weird.

03) Parasite:

Wer hätte gedacht, dass ein koreanischer Film der Abräumer bei den Oscars wird und sogar den Hauptpreis einsackt? Parasite hat’s verdient. Ein Streifen, über den man vorher so wenig wie möglich wissen sollte. Deswegen halte ich nun auch den Mund und sage einfach: ANSCHAUEN!

02) Jojo Rabbit:

Eine Satire über die Nazizeit. Was nach einem schlechten Scherz klingt, ist in der Umsetzung eine absolute Granate. Taika Waititi hat zum wiederholten Male gezeigt, wie klug und wahnsinnig komisch er Geschichten erzählen kann. Jojo Rabbit ist ein überragender Film, der wirklich mehr Aufmerksamkeit verdient hat. Einzigartig.

01) Systemsprenger:

Ja, Systemsprenger kam im September 2019 in die deutschen Kinos. Richtige Beachtung bekam er aber erst durch sein Release bei Netflix und auf DVD/Blu-Ray. Deutsche Filme haben es oft nicht leicht. Viele sind auch entschieden zu klamaukig. Doch Systemsprenger ist nicht weniger als das beste, was hierzulande seit Lola rennt gedreht wurde. Der beste deutsche Film seit locker 20 Jahren. Wäre es eine internationale Produktion, hätte er jeden Preis abgeräumt, der geht. Die schauspielerische Leistung von der 12-jährigen Helena Zengel ist nicht weniger als Oscar-würdig. Ein Film, der in jeder Schule laufen sollte, den jedes Elternpaar gesehen haben muss. Traurig, spannend, beschämend, mitreißend, atemberaubend, lustig, unterhaltsam, schockierend. Alles gleichzeitig. Ich muss lange überlegen, wann ich das letzte Mal derartig viele Gefühle beim Zuschauen verspürte. Wow. Eine Sensation.

Nicht-So-Lieblingsfilme:

05) Fantasy Island:

Liebt ihr auch old-schoolige Teenie-Slasher? Scream, Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast, Düstere Legenden? Dann solltet ihr Fantasy Island nicht gucken. Zwar ist das Feeling recht ähnlich, aber die Umsetzung eine Bauchlandung. Hoch geflogen, tief gefallen.

04) Pelikanblut:

Der Streifen, der als der neue Systemsprenger gehandelt wurde. Ich verstehe den Vergleich, allerdings ist das qualitativ maximal 10% so gut. Hanebüchen, übertrieben, abgefahren, dämlich. Sorry.

03) The Hunt:

Über The Hunt konnte man im Vorfeld unzählige Top-Rezensionen lesen. Warum? Einer der ersten Filme, die man statt im Kino direkt über Amazon Prime für 15€ buchen konnte, was absolut herausgeschmissenes Geld war. Soll satirisch und klug sein, ist aber leider platt, peinlich und nur unabsichtlich komisch. Große Enttäuschung.

02) Black Christmas (2019):

Black Christmas gab es bereits zweimal. Das Original ist ein kultiger Slasher aus den 70ern. Einer der ersten seiner Art. Das Remake aus 2006 kein Knaller, aber okaye Unterhaltung. 2019 wollte man der Materie einen neuen Feinschliff verpassen und andere Facetten entlocken. Das Endresultat ist sehr bescheuert und nervt von Sekunde zu Sekunde mehr. Das Ende macht schon fast fassungslos. Facepalm-Reaktionen sind garantiert.

01) 365 Days:

Wer Fifty Shades Of Grey für schlecht empfindet, sollte 365 Days sehen. Ich erinnere mich nicht, wann in einem Film aus diesem Jahrtausend derartig schnell sämtlicher harterarbeiteter Feminismus über Bord geworfen wurde. Dass man sich für sowas hergibt… schlecht gespielt, unterirdisch erzählt und moralisch hochgradig verwerflich. Der klare Sieger.

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P.S.: Danke, dass ihr’s wieder einmal bis hierher geschafft habt. Für ’nen Drink reicht dieses Jahr meine Kasse nicht 😉

Die Rechte der Beitragsbildcover liegen bei Frisbee Records (Kytes), Beton Klunker Tonträger (Blond), Jkp (Antilopen Gang), Universal Music (Dua Lipa), Eklat Tonträger (K.I.Z), Bmg Rights Management (Dance Gavin Dance, Kvelertak), SO Recordings (Enter Shikari), Warner Music (Provinz, Hayley Williams), Smi Col (Bury Tomorrow), The Orchard (Hurts), No Sleep Records (Hot Mulligan), Epitaph (Touche Amore), Sony Music (Little Mix, Zugezogen Maskulin).

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